25. November 2024
Am Mittwoch, 13. November 2024, versammelten sich über 100 Fachleute aus der Bau- und Immobilienbranche in der Suurstoffi in Rotkreuz zum Schweizer Bau- und Immobilienforum. Die Veranstaltung stand unter dem Fokusthema „Gemeinsam entwickeln und bauen“ und bot ein vielfältiges Programm aus praxisorientierten Workshops und inspirierenden Fachvorträgen. Der Tag gliederte sich in zwei Hauptblöcke: interaktive Workshops am Vormittag und vertiefende Vorträge am Nachmittag, begleitet von einer Posterausstellung und einem Networking-Apéro.
Ein Artikel von Jonas Haab
Der Tag begann mit einer Begrüssung beim Kaffee. Anschliessend verteilten sich die Fachleute auf drei parallel stattfindende Workshops, die ihnen die Möglichkeit boten, sich intensiv mit spezifischen Herausforderungen und Ansätzen in der Bau- und Immobilienbranche auseinanderzusetzen.
1) Fallstudien Quartierentwicklung in Biel
Unter der Leitung von Sarah Gäumann, ehemals Co-Leiterin Planung und Stadtraum der Stadtplanung Biel, widmeten sich die Teilnehmenden den Herausforderungen einer sozialverträglichen Verdichtung und nachhaltigen Quartiergestaltung. Am Fallbeispiel von Biel wurden Fragen diskutiert wie: „Wie aktiviert man die heterogene Eigentümerschaft für eine koordinierte und sozialverträgliche Verdichtung?“, „Wie lässt sich die Erschliessung und Parkierung zukunftsfähig lösen?“ und „Wie macht man das Quartier generell zukunftstauglich?“.
2) Soziale Nachhaltigkeit: Bauen für die Gesellschaft
Moderiert von Prof. Dr. Christian Kraft, Leiter des Kompetenzzentrums Real Estate der Hochschule Luzern, Martin Tschirren, Direktor vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) und Dr. Robert Weinert, Partner bei Wüest Partner, stand in diesem Workshop die Frage im Mittelpunkt, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. Ebenfalls thematisiert wurde die «Kostenwahrheit» im Neubau und deren Implikationen für die Wohnkosten. Gemeinsam wurden Lösungen gesucht, wie sich Kosten reduzieren lassen und wie das grosse Potenzial für preisgünstige Wohnungen im Bestand besser genutzt werden könnte, um den Neubau nicht mit widersprüchlichen Forderungen zu blockieren und die Knappheit damit weiter zu verschärfen.
3) Business-Case Sanierung: Wirtschaftlichkeit richtig berechnen
Dieser Workshop, moderiert von Dr. Constantin Kempf, Dozent an der Hochschule Luzern und von Matthias Catto, Senior Manager bei PwC Schweiz AG, fokussierte auf die ökonomische Bewertung von Sanierungsstrategien. Die Teilnehmenden arbeiteten mit einem speziell entwickelten Bewertungs- (DCF) und Strategierechne in Excel, um die wirtschaftlich sinnvollste Strategie zu ermitteln – von minimalen Eingriffen bis zur Totalsanierung. Das Ziel war es, zu verstehen, wie wirtschaftliche und nachhaltige Entscheidungen Hand in Hand gehen können.
Nach den intensiven Sessions tauschten sich die Teilnehmenden beim Stehlunch aus und nutzten die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und erste Eindrücke zu den Workshop-Ergebnissen zu gewinnen.
Der Nachmittag begann mit einer Begrüssung und einem Rückblick auf die Workshops durch Prof. Dr. Christian Kraft, Leiter des Kompetenzzentrums Real Estate der Hochschule Luzern. Anschliessend folgten spannende Vorträge, die die Themen der Workshops vom Vormittag aufgriffen und vertieften.
Erfahrungen aus laufenden und abgeschlossenen Quartierentwicklungen
Sarah Gäumann, ehemals Co-Leiterin Planung und Stadtraum der Stadtplanung Biel, präsentierte praktische Erkenntnisse aus Quartierentwicklungen in Biel und hob hervor, wie aktive Bodenpolitik und die Integration von Wohnbaugenossenschaften der Schlüssel für eine erfolgreiche Stadtplanung sind. Sie zeigte auf, wie langfristige Planungsprozesse und flexible Ansätze, wie den Miteinbezug der betroffenen Personen, dazu beitragen, Quartiere nachhaltig und sozialverträglich zu entwickeln.
Bauen für die Gesellschaft
Martin Tschirren, Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO), erläuterte die Entwicklung der Wohnkostenbelastung in den vergangenen Jahren. Ebenfalls behandelte Tschirren die Wohnungsknappheit in der Schweiz, welche das Ergebnis einer komplexen Kombination von verschiedenen Faktoren ist. Auf der Nachfrageseite treiben Zuwanderung sowie der demografische Wandel zu kleineren Haushalten den Bedarf auf rund 50.000 neue Wohnungen pro Jahr. Gleichzeitig bleibt das Angebot mit 40.000 bis 43.000 Einheiten deutlich darunter, da steigende Baukosten, hohe Landpreise, langwierige Bewilligungsverfahren und die Fokussierung auf Innenentwicklung die Bautätigkeit bremsen.
Passend dazu präsentierte Dr. Robert Weinert, Partner bei Wüest Partner, einen umfassenden Überblick über die Herausforderungen des Schweizer Wohnungsmarktes. Das Bevölkerungswachstum, speziell in städtischen Regionen, treibt die Nachfrage weiter an. Die Leerstandsquoten sind in den meisten Kantonen zu niedrig, und das Angebot konzentriert sich zunehmend auf teurere Wohnungen. Dadurch steigt die Wohnkostenbelastung, insbesondere für Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen, weiter an. Auch Weinert verweist auf die steigenden Baukosten, höhere Zinsen und langwierige Bewilligungsverfahren, die die Neubautätigkeit zusätzlich erschweren. Die Dringlichkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wird dadurch immer grösser.
Business-Case Sanierung
Matthias Catto, Senior Manager bei PwC Schweiz AG, beleuchtete in seiner Präsentation die Herausforderungen und Chancen bei der Sanierung von Bestandsimmobilien aus der Perspektive institutioneller Investoren. Zudem thematisierte er die Auswirkungen von Regulierung und Unsicherheiten, die Investitionen in Bestandsbauten erschweren, und die Notwendigkeit klarer Rahmenbedingungen für nachhaltige Sanierungen.
Integrated Project Delivery (IPD): Zusammenarbeit neu gedacht
Adrian Steiner, CEO der Thermoplan AG, zeigte, wie das Konzept der integralen Projektabwicklung (Integrated Project Delivery: IPD) in der Praxis umgesetzt wird. Am Beispiel des Neubaus seines Unternehmens in Weggis erklärte er, wie frühzeitige Einbindung aller Akteure, gemeinsame Anreizsysteme und digitale Planungstools zu beeindruckenden Ergebnissen führen.
Methoden zur Konfliktlösung in Projekten
Dr. Tanja Pohle, Partnerin und Geschäftsleitungsmitglied bei pom+Consulting AG, präsentierte, wie Konflikte in Bauprojekten konstruktiv gelöst werden können. Sie stellte Ansätze wie Konfliktanalyse, gewaltfreie Kommunikation und die Förderung einer offenen Unternehmenskultur vor, die Teams stärken und die Zusammenarbeit effizienter gestalten.
Nachhaltiges Bauen: Der Weg vom Gegeneinander zum Miteinander
Patrick Suter, CEO der ERNE AG Holzbau, zeigte innovative Ansätze, wie durch Zusammenarbeit und nachhaltige Bauweisen wie Holz-Hybridkonstruktionen ökologische und wirtschaftliche Ziele vereint werden können. Zudem stellte er verschiedene Projektabwicklungsmodelle vor, von nicht-integrierten zu voll-integrierten Modellen wie das IPD. Sein Vortrag illustrierte, wie frühzeitige Einbindung von Schlüsselpartnern die Zukunft des Bauens prägen können.
Nach einem Schlusswort von Urs-Peter Menti, Institutsleiter des Instituts für Gebäudetechnik und Energie (IGE), endete der Tag mit einem gemeinsamen Networking-Apéro, das den Teilnehmenden Gelegenheit bot, die gewonnenen Erkenntnisse in persönlichen Gesprächen weiter zu vertiefen.
Das Schweizer Bau- und Immobilienforum 2024 bot eine einzigartige Plattform für den Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft. Innovative Formen der Zusammenarbeit, wie sie beim Forum präsentiert wurden, können als Wegweiser dienen, um die Zukunft des Bauens nachhaltiger, effizienter und inklusiver zu gestalten. Die rege Beteiligung und die angeregten Diskussionen unterstrichen den hohen Stellenwert solcher Veranstaltungen für die Weiterentwicklung der Bau- und Immobilienbranche.
Das Schweizer Bau- und Immobilienforum wird veranstaltet vom Institut für Gebäudetechnik und Energie (IGE) und vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS). Das nächste Schweizer Bau- und Immobilienforum findet am 12. November 2025 statt.
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