2. Juni 2025
Die Weltbevölkerung wächst, Urbanisierung schreitet voran und Herausforderungen bezüglich des Klimawandels, der Ressourcenknappheit oder sozialer Ungleichheit nehmen zu. Smart Cities gelten als technologische Antwort auf diese Megatrends. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern um die intelligente und nachhaltige Entwicklung von Städten, die Lebensqualität fördern, Partizipation ermöglichen und Ressourcen effizient nutzen. Das Zusammenspiel einer bewährten Technologie, dessen Nachvollziehbarkeit für die Erhebung von Daten und der Einfluss auf Mensch und Umwelt dürfte aufzeigen, was eine Stadt tatsächlich smart macht.
Ein Artikel von: Tanja Schneider und Elia Roos
Smart Cities sind städtische Räume, die durch den gezielten Einsatz von Technologie, Daten und Innovation nachhaltiger, effizienter und lebenswerter gestaltet werden sollen. Sie beruhen auf einem integrativen Ansatz, der Mobilität, Energie, Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt miteinander vernetzt. Dabei steht Technologie nicht im Zentrum, sondern wird als Werkzeug verstanden, um gesellschaftliche und ökologische Ziele zu erreichen (Organisation for Economic Co-operation and Development, 2025). Zunehmend setzen sich auch sogenannte «Human Smart Cities» durch – ein Konzept, das neben technologischer Effizienz bewusst auf soziale Innovation, Bildung und bürgerschaftliches Engagement fokussiert. Es geht nicht nur darum, Daten zu sammeln und zu verarbeiten, sondern diese so einzusetzen, dass sie den Menschen und ihrer Lebensqualität dienen.
Rund drei Viertel der Schweizer Bevölkerung leben heute in Städten (Bundesamt für Statistik, 2024). Der zunehmende Druck auf Infrastruktur, Umwelt und soziale Systeme macht ein Umdenken notwendig. Smart Cities bieten Potenzial, diesen Herausforderungen mit ganzheitlichen Konzepten zu begegnen: klimaresilient, ressourcenschonend, inklusiv. Zudem verändern sich Lebens- und Arbeitsformen fundamental. Der Trend zu hybrider Arbeit, Mikromobilität oder gemeinschaftlichem Wohnen verlangt nach flexiblen, digital unterstützten Lösungen. Smart-City-Ansätze können genau hier ansetzen und urbane Räume dynamisch an wandelnde Bedürfnisse anpassen.
Ein zukunftsfähiges Smart-City-Modell des Leitfadens von EnergieSchweiz und dem Bundesamt für Energie stützt sich auf sechs zentrale Handlungsfelder der nachfolgenden Abbildung:
Im Bereich Energie und Umwelt ist es das Ziel von EnergieSchweiz bzw. dem Bundesamt für Energie, mit nachhaltigen Energieformen für eine fortschrittliche Raumplanung zu sorgen. Öffentliche Mobilitätsdienstleistungen sollen bedarfsgerecht und mit neuster Technologie bereitgestellt werden. Die gesellschaftliche Partizipation soll Offenheit für Bildung und Kreativität bieten. Eine Stadt soll Lebendigkeit, Vielfalt, Vitalität und sicheren Lebensraum bieten. Dabei sollen den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung getragen werden, während alle demografischen Schichten gleichermassen eingebunden werden. Letztlich soll eine wirtschaftsfreundliche Entwicklung gewährleistet werden, welche offene Türen für Innovation und Sensibilisierung für Kreislaufwirtschaft bieten (EnergieSchweiz, 2025).
Diese Dimensionen sind eng miteinander verwoben. Nur wenn Massnahmen in den einzelnen Bereichen aufeinander abgestimmt sind, entsteht ein echter Mehrwert für die Stadtbevölkerung, welche indirekt in alle Themen vernetzt ist. Eine vielversprechendeBasis für die Vernetzung der vorerwähnten sechs Säulen steckt insbesondere in der Technologie des IOT (Internet of Things).
Im Kontext von Smart Cities zählen unter anderem Schwachstellen in Sensoren von IoT- und OT-Geräten, die unverschlüsselte Kommunikation zwischen Sensoren und Systemen, die physische Zugänglichkeit und Sichtbarkeit dieser Geräte im öffentlichen Raum sowie die häufig unzureichende Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Behörden und den beteiligten Unternehmen zu den zentralen Herausforderungen (cmm360.ch, 2025)
Technische Geräte, welche sich mit dem Internet verbinden lassen, bieten potenzielle Angriffsfläche und Sicherheitslücken. Die Technologie des IOT und die Möglichkeiten sind vielfältig und eine Frage der Programmierung. Der grosse Vorteil und die Zukunftsperspektive liegt in der Effizienzsteigerung. Daten lassen sich aus der Ferne auslesen. Einerseits wird dadurch beispielsweise Energie gespart, andererseits Verbrauchsmaterialien reduziert. Das Gerät stellt – vereinfacht formuliert – eine eigenständige Verwaltung sicher (Aware 7 GmbH, 2024).
Konkrete Beispiele zeigen mögliches Potenzial und mögliche Ansätze aus der Praxis: Eine intelligente Strassenbeleuchtung («Smart Lighting») passt die Lichtintensität dem Verkehrsaufkommen an und spart so Energie (GDS Lighting S.r.l., 2025). Abfallbehälter melden mittels Sensoren, wenn sie voll sind – sogenanntes «Smart Waste Management» – und ermöglichen so eine bedarfsorientierte Entsorgung (EDAG Production Solutions GmbH & Co. KG, 2025). Solche Lösungen senken Betriebskosten, reduzieren Emissionen und steigern gleichzeitig den Komfort im öffentlichen Raum.
Neben diesen Vorteilen bringt IOT einige Sicherheitsrisiken mit sich. Im Fokus steht hier der Datenschutz, beispielsweise durch die Vernetzung persönlicher oder gar personenbezogener Daten.
Damit verbundene Sicherheitslücken von intelligenten Geräten mit Onlinefunktionen können ein ganzes Netzwerk gefährden (Aware 7 GmbH, 2024). Damit eine Technologie gesellschaftlich akzeptiert ist, muss sie vor allem sicher sein und die Zugänglichkeit für alle demografischen Schichten ermöglichen.
Der Zugang zu städtischen Services, Bildung und Mitbestimmung muss für alle gewährleistet und sicher sein. Weniger digital affine Gruppen könnten sich ausgeschlossen fühlen, während manche Technologien als willkürlich oder überwachend wahrgenommen werden, wenn beispielsweise eine öffentliche Fläche überwacht wird, bei welcher der direkte Nutzen der Datensammlung unklar scheint. Algorithmen zur Verkehrssteuerung von gewissen Perimetern könnten bevorzugt oder benachteiligt werden. Zudem stellt sich die Frage, ob reine Effizienzsteigerung auf Kosten der Lebensqualität geht.
Eine McKinsey-Studie zeigt, dass digitale Technologien Städte lebenswerter machen – durch kürzere Pendelzeiten, geringere Kriminalität und bessere Luftqualität (McKinsey, 2018). Digitale Werkzeuge wie intelligente Verkehrssteuerung, vernetzte Notfall- und Sicherheitsdienste oder datenbasierte Energieoptimierung können den Alltag in Städten tatsächlich effizienter und angenehmer gestalten. Doch eine übermässige Fokussierung auf Effizienz könnte soziale und kulturelle Aspekte beeinträchtigen – beispielsweise, wenn Begegnungsräume durch automatisierte Prozesse ersetzt werden, soziale Interaktionen im öffentlichen Raum zurückgehen oder die urbane Vielfalt durch standardisierte Lösungen nivelliert wird. Auch kulturelle Praktiken, die sich nicht in datenbasierte Systeme übersetzen lassen, könnten unterrepräsentiert bleiben.
In der Schweiz hebt der Smart City Leitfaden des Bundesamts für Energie (BFE) hervor, dass Smart Cities nicht nur technologisch, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig sein müssen (EnergieSchweiz für Gemeinden / Bundesamt für Energie, 2024). Die DACH-Region zeigt: Smart Cities müssen nicht nur effizienter, sondern auch lebenswerter werden – mit einer starken Einbindung der Bevölkerung als Erfolgsfaktor (Thielen et al, 2024). Während diese Anforderungen auf fachlicher Ebene breit anerkannt sind, stellt sich die Frage, inwiefern sie auch politisch explizit artikuliert und systematisch verfolgt werden. In der politischen Praxis dominieren oft wirtschaftliche und technologische Zielsetzungen, während soziale Nachhaltigkeit und kulturelle Diversität weniger prominent verankert sind. Es wäre daher wünschenswert, dass entsprechende Prinzipien – wie Partizipation, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt – nicht nur als ergänzende Aspekte gelten, sondern explizit als politische Leitlinien formuliert und auf allen staatlichen Ebenen verbindlich umgesetzt werden.
Die digitale Transformation muss allen zugutekommen – auch älteren Menschen, sozial schwächeren Gruppen und Personen mit eingeschränktem Zugang zu digitalen Medien. In Wien wurde dies früh erkannt: Die Stadt verfolgt mit ihrer «Smart City Wien Rahmenstrategie» einen partizipativen Ansatz, der Technologie gezielt als Werkzeug zur Förderung der Lebensqualität nutzt. Hierbei geht es nicht nur um energieeffiziente Gebäude oder smarte Mobilitätskonzepte, sondern auch um digitale Bildungsangebote, barrierefreien Zugang zu städtischen Dienstleistungen und Bürgerbeteiligung durch offene Datenplattformen (Magistrat der Stadt Wien, 2025).
Die Swiss Smart City Survey 2022 der ZHAW gibt Einblick in den aktuellen Stand der Smart-City-Entwicklung in der Schweiz. Ziel war es, den digitalen Transformationsprozess zu analysieren, Erfolgsfaktoren und Hindernisse zu identifizieren und Handlungsfelder für die Zukunft aufzuzeigen. Die Ergebnisse zeigen ein heterogenes Bild: 50,6% der Städte befinden sich noch in der Testphase und setzen erste Smart-City-Projekte um. Nur 5,7% der Städte haben eine umfassende Smart-City-Strategie, während 12,6% bereits in die institutionalisierte Umsetzung übergegangen sind.
Knapp 30% der befragten Städte haben noch keine wesentlichen Smart-City-Initiativen gestartet. (Sütterlin et al, 2024). Trotz zahlreicher Smart-City-Initiativen stehen viele Schweizer Städte weiterhin vor vergleichbaren strukturellen Herausforderungen. Häufig fehlt es an finanziellen Ressourcen, denn die mit der digitalen Transformation verbundenen Investitionen übersteigen oftmals die Möglichkeiten kommunaler Budgets. Hinzu kommen Koordinationsprobleme, etwa durch unklare Zuständigkeiten zwischen Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Auch die steigende Komplexität der digitalen Vernetzung stellt neue Anforderungen an Datenschutz und Cybersicherheit – Themen, für die vielerorts noch klare Strategien und Standards fehlen.
Vor diesem Hintergrund lassen sich drei zentrale Handlungsfelder identifizieren, die für die zukünftige Entwicklung besonders relevant sind: Erstens ist der Bereich der Mobilität von grosser Bedeutung: Smarte Verkehrssysteme, autonome Fahrzeuge und Sharing-Konzepte können einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung urbaner Infrastrukturen leisten. Weiter gewinnt die digitale Verwaltung an Relevanz – insbesondere durch nutzerfreundliche Plattformen, die Bürgerbeteiligung erleichtern und Verwaltungsprozesse transparenter gestalten. Zudem wird das Echtzeit-Datenmanagement zunehmend zur Grundlage smarter Stadtsteuerung: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz lassen sich Ressourcen präziser einsetzen, Umweltveränderungen frühzeitig erkennen und Massnahmen agil anpassen (ZHAW, Institut für nachhaltige Entwicklung et al, 2025). Die Transformation zu nachhaltigen und digitalen Städten ist somit in vollem Gange – doch sie ist anspruchsvoll. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um Schweizer Städte erfolgreich an die technologischen, ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen.
Der Erfolg einer Smart City bemisst sich nicht allein an ihrer technologischen Ausgestaltung. Entscheidend ist, dass sie die Bedürfnisse der Gesellschaft in Einklang bringt. Digitale Werkzeuge können dabei eine wichtige Rolle spielen – vorausgesetzt, sie werden gezielt und sicher eingesetzt.
Viele Städte optimieren bereits Verkehr, senken Energieverbrauch und verbessern öffentliche Dienste durch intelligente Systeme. Echtzeitdaten und vernetzte Infrastruktur helfen, Umweltbelastungen zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen. Die damit verbundene Technologie – insbesondere IOT – bietet vielversprechendes Potenzial und dürfte für die Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen, während die Vernetzung und Komplexität gleichzeitig erhebliche Risiken bergen. Weitere Herausforderungen bilden strukturelle Herangehensweisen sowie fehlende finanzielle Ressourcen. Der internationale Vergleich mit der DACH-Region bestätigt Parallelen zu den Anliegen von Smart Cities: Der digitale Fortschritt und Effizienzsteigerung sind wichtig, eine hohe Partizipation der Bevölkerung sowie soziale, ökologische und kulturelle Aspekte und der damit verbundene letztliche Mehrwert für die Bevölkerung bleibt allerdings zentral zu berücksichtigen.
Smart Cities sind kein kurzfristiger Trend, sondern ein vielschichtiger Wandel, der langfristig angelegt ist. Er verlangt politisches Augenmass, fachübergreifendes Denken und vor allem ein echtes Interesse an gesellschaftlicher Teilhabe. Die Städte der Zukunft entstehen dort, wo digitale Möglichkeiten mit sozialer Verantwortung Hand in Hand gehen – offen, vielfältig und lebensnah.
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