«Viele Unternehmen erleben eine hohe administrative Belastung», schreibt Prof. Dr. Christoph Hauser, Leiter des Kompetenzzentrums Management & Law der Hochschule Luzern, in seinem kürzlich im KMU-Magazin erschienen «Blick aus der Wissenschaft». Dabei sieht der Ökonom auch Verbesserungsmöglichkeiten bei den Unternehmen selbst. Im Interview auf dem Management & Law Blog, erklärt er, wo genau.
Management & Law Blog: Christoph Hauser, der Ständerat hat sich vor kurzem mit dem Unternehmensentlastungsgesetz (UEG) befasst. Wie soll damit die administrative Entlastung von Unternehmen unterstützt werden?
Prof. Dr. Christoph Hauser: Der Ständerat hat während der Juni-Session das neue Unternehmensentlastungsgesetz, das vom Bundesrat vorgeschlagen wurde, mit 28 zu 9 Stimmen unterstützt. Das Gesetz zielt darauf ab, den administrativen Aufwand für Unternehmen zu reduzieren, indem es die Nutzung elektronischer Behördenleistungen über die Plattform Easygov mit einem einzigen Account ermöglicht. Ausserdem sieht das Gesetz vor, dass bei neuen Vorschriften die anfallenden Kosten für Unternehmen geschätzt und jeweils deren Nutzen gegenübergestellt werden müssen.
Management & Law Blog: Wie nehmen die Unternehmen in der Schweiz die administrative Belastung wahr?
Christoph Hauser: Der Bürokratiemonitor ist eine Studie, die alle vier Jahre durchgeführt wird und Einsichten in die Wahrnehmung administrativer Belastungen durch Unternehmen gibt. Die jüngste Erhebung wurde diesen März publiziert und zeigt, dass etwa 60 Prozent der befragten Unternehmen die administrative Belastung als hoch oder eher hoch empfinden. Dieser Wert ist zwar gegenüber den Vorjahren gesunken, jedoch haben nur vier Prozent der Befragten den Eindruck, dass die Belastung tatsächlich abnimmt. Interessanterweise zeigen die Daten, dass grössere Unternehmen tendenziell eine höhere Belastung empfinden als kleinere. Je nach Regulierungsbereich ist es auch so, dass Unternehmen mittlerer Grösse am meisten unter administrativer Belastung leiden.
Management & Law Blog: Wie ist dies zu erklären?
Christoph Hauser: Kleinere Unternehmen haben oft einfache Strukturen und können manche administrative Aufgaben entweder umgehen oder relativ einfach bewältigen. Grosse Unternehmen haben dagegen spezialisierte Abteilungen für bestimmte Aufgaben. Die mittelgrossen Unternehmen befinden sich in einer schwierigen Position, da sie nicht die Agilität der kleinen Unternehmen haben und auch nicht über die Ressourcen der grossen Unternehmen verfügen, um sich auf spezialisierte Abteilungen zu stützen.
Management & Law Blog: Sie sprachen von der Easygov-Plattform, die das UEG fördern will. Können Sie uns mehr über die Plattform und ihre Vorteile erzählen?
Christoph Hauser: Easygov ist eine Online-Plattform, die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) entwickelt wurde. Sie ermöglicht Unternehmen, eine Vielzahl von Verwaltungsprozessen, wie Bewilligungen, Anträge und Meldeverfahren, elektronisch und mit wenigen Schritten abzuwickeln. Für Unternehmen, insbesondere KMU, ist es sicher vorteilhaft, sich bei Easygov zu registrieren und diese Plattform zu nutzen, um den administrativen Aufwand zu reduzieren.
Management & Law Blog: In Ihrem kürzlich im KMU-Magazin erschienenen «Blick aus der Wissenschaft» auf die administrative Belastung schreiben Sie, dass Unternehmen auch selbst Massnahmen zu ihrer eigenen administrativen Entlastung ergreifen können. Was meinen Sie damit?
Christoph Hauser: Der Bund und viele Kantone und Gemeinden sind trotz gewisser Umsetzungsschwierigkeiten durchaus gewillt, das Dauerproblem der administrativen Belastung aktiv anzugehen. Viele Hoffnungen und konkrete Lösungsansätze beruhen beispielsweise auf der Digitalisierung. Dies braucht aber «zwei zum Tanzen», und die bestehenden und sich im Ausbau befindlichen E-Government-Plattformen wollen auch genutzt werden. Es lohnt sich gerade für KMU sehr, sich zu registrieren und diese zu nutzen.
Management & Law Blog: Was sehen Sie als die nächste Entwicklung in Bezug auf die administrative Entlastung?
Christoph Hauser: Es gibt einige globale Entwicklungen wie die Klimakrise, die De-Globalisierung und das Aufkommen von Chatbots und ähnlichem, die den Bedarf an weiterer Regulierung grundsätzlich erhöhen. Aber die Digitalisierung bringt auch Chancen mit sich. Ein revolutionärer Ansatz könnte durch den Einsatz von Chatbots mit künstlicher Intelligenz kommen. Obwohl sie möglicherweise nicht sofort Entscheidungen treffen können, könnten sie beispielsweise Unternehmen helfen, sich in komplexen administrativen Prozessen besser zurechtzufinden.
Zum Interviewpartner
Prof. Dr. rer. pol.
Christoph Hauser ist Ökonom und Dozent für Regional- und Institutionenökonomie an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Dort leitet er das Kompetenzzentrum Management & Law und ist regelmässig in Projekten zur Digitalisierung und Innovationspolitik tätig.
Zum Artikel
Lesen Sie Christoph Hausers Artikel «Blick aus der Wissenschaft: Administrative Last bleibt ein Dauerbrenner» vom 25. Mai 2023 online im KMU-Magazin.
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