Die Kunst des Netzwerkens

Der Begriff «Networking» ist in den meisten Branchen längst Usus, evoziert aber gerade bei Musikerinnen und Musiker immer noch Widerstände. Dabei ist Netzwerken gar nicht so schwer und mit der richtigen Attitüde sogar eine richtig gute Sache. Wir verraten drei Tipps!

«Im Endeffekt ergibt sich ein gutes Netzwerk dadurch, dass Kennenlern- prozess sowie Austausch natürlich verlaufen.»

Netzwerken ist eine Kunst, die von vielen Musikschaffenden oftmals überschätzt wird. Wer den Begriff «Networking» in den gängigen Suchmaschinen recherchiert, stösst auf diverse Ratgeber von Wirtschaftsblogs und Konsorten mit unzähligen Regeln und Tipps. De facto gibt es aber ein paar einfache Grundsätze, die schnell und einfach befolgt werden können und dem Networking das – zumindest in der Musikszene – polarisierende, verkrampfte Image nehmen können. Wir zeigen deren drei!

Netzwerken ist kein Müssen

Wie oft klingt es in Musikkreisen: «Nein, ich will nicht an diesen Anlass, dort muss ich netzwerken». Falsch – Netzwerken muss niemand. Aber der Begriff wird auch schlicht überinterpretiert. Ein Netzwerk ist im Endeffekt eine Gruppe an Personen, die zueinander privat oder beruflich in einer Beziehung stehen, sich helfen, unterstützen und miteinander kooperieren. Kenne ich einen Gitarrenbauer, mit dessen Service ich sehr zufrieden bin, oder eine Bookerin, die mir helfen kann, dann komme ich oft mit diesen Personen in Austausch und sie gehören schnell meinem Netzwerk an. Lerne ich diese Leute kennen mit der verkrampften Attitüde, sie sofort meinem Kreis einverleiben zu müssen? No! Im Endeffekt ergibt sich ein gutes Netzwerk dadurch, dass Kennenlernprozess sowie Austausch natürlich verlaufen, ohne einen «Ich muss das jetzt tun»-Gedanken im Hinterkopf. Netzwerken bedeutet, neue Menschen kennenzulernen und sich mit diesen auszutauschen – daraus resultierende Benefits sind Boni, aber kein Muss. Und in einem Bereich, wo wir alle das gleiche Oberthema, sprich: Musik spannend finden, sollte es keine Unmöglichkeit sein, den Austausch mit Gleichgesinnten zu suchen und ein Netzwerk zu errichten. Wichtig: Interessiert sein, entspannt bleiben, Lust zum Lernen haben, offen bleiben, das Gegenüber wertschätzen, hilfsbereit bleiben, auf keinen Fall auf den eigenen Vorteil bedacht sein. Prinzipien, die nicht erst mit der Einführung des Begriffs «Networking» Bedeutung erhalten haben, sondern seit jeher für das wichtigste Beziehungsgeflecht überhaupt stehen: Freundschaft.

Netzwerke pflegen ist das A & O

Ist ein Netzwerk aufgebaut, gilt es, dieses zu pflegen, damit es beständig bleibt. Und das ist keine Hexerei. Stelle dir einfach vor, wie du den Kontakt zu einer guten Freundin oder deinen Eltern pflegst: ab und an ein Lebenszeichen, mal ein Treffen vereinbaren. Hierbei gilt trotz aller Beschäftigung: Zeit ist Priorität und Organisation der Trick dahinter. Mit einer gut geführten Agenda lässt es sich einfacher Termine vereinbaren. Beim Networking auf beruflicher Ebene sieht es ähnlich aus, wenngleich mit weniger Aufwand: Hier reicht es, schon, im richtigen Moment einen kurzen Austausch zu suchen oder den Kontakt aufrechtzuerhalten; letzteres kann von einer kurzen Mail (Newsletter) bis hin zur persönlichen Einladung gehen, wodurch die betroffene Person an einen Anlass eingeladen werden könnte, der auch sie interessiert – und ihr im besten Falle sogar was bringt. Gerade im beruflichen Sektor ist klar: Wir haben alle genug zu tun. Aber genau deshalb gibt es extra Veranstaltungen, die einen gemeinsamen Nenner unser aller vertreten: Musik.

Netzwerke! Netzwerke überall!!

Sie heissen Say Hi!, M4Music Festival oder Other Music Luzern und dienen einem Zweck: dem Netzwerken. Da wären auf der einen Seite die Institutionen: RFV Basel, Sonart Schweiz oder Other Music Luzern, aber auch die SUISA veranstalten immer wieder Podien oder Workshops, wo sich die Musikszene trifft und austauscht. Es lohnt sich, die Newsletter dieser Organisationen zu abonnieren. Noch konzentrierter funktionieren auf der anderen Seite Netzwerkplattformen wie beispielsweise Say Hi! oder das M4Music Festival – gerade bei letzterem ist hervorzuheben, dass jeweils eine geballte Zahl an Musikschaffenden aus der Romandie anwesend ist. Wichtig: Einfach auf die Leute losgehen und sie ansprechen – auch diese sind hier, um neue Menschen kennenzulernen und im Idealfall (oder sicher zu Beginn) Business machen zu können. Ein Plan im Vorfeld ist trotzdem kein Nachteil für jene, die nicht allzu spontan sind. Oder aber auf die Gruppe setzen: Other Music Luzern organisiert beispielsweise extra Netzwerk-Reisen für Luzerner Musikschaffende an solche Anlässe. Wissenstransfer, Austausch und Networking lauten die Schlagworte, welche im Rahmen von Gefässen wie dem Business Mixer, wo VertreterInnen von Labels oder Agenturen auf MusikerInnen treffen oder bei Vorträgen sowie Podien (Conferences) vermittelt werden. Je nach Anlass treffen sich dabei Musikschaffende aus ganz Europa – noch nie war es so leicht, neue Gesichter kennenzulernen. Und abschliessend gibt es da ja noch DIE Anlassart, welche seit Ewigkeiten als weltweite Netzwerkplattform schlechthin funktioniert: das Konzert. Happy Networking!

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Stoph Ruckli

Stoph Ruckli ist ein austro-schweizerischer Musiker und Musikkritiker. Neben seinem Studium an der Hochschule Luzern – Musik (Elektro-Bass) wirkt er als Sideman/Co-Leader für verschiedene Bands und Projekte, hauptsächlich in den Bereichen Pop, World, Jazz und Freie Improvisation. Weiter schreibt Stoph für diverse Musikschaffende oder Kulturmedien (041 – Das Kulturmagazin, Züritipp, Saiten etc.), arbeitet bei der IG Kultur, rambazambat als Vorstands- resp. Beiratsmitglied für Other Music Luzern, Helvetiarockt, Sonart – Musikschaffende Schweiz und beschäftigt sich auch sonst permanent mit Musik in all ihren Formen, wobei er besonders Bassgitarren sowie Effektgeräte liebt.

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