Professionell unterwegs in der Musikbranche – wie geht das?

Diplomkonzerte HSLU Musik
Jazzdiplome im Knox,
Elv | Sonja Bossart (eb), Anna Vogt (voc), Amanda Kiefer (p), Jérôme Keel (dr)
Kriens, den 30.05.2022
Copyright: HSLU/Priska Ketterer

Musik ist ein Beruf. Doch auf was gilt es sich zu achten, inner- und ausserhalb des Studiums? In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Musik präsentierte die Musikplattform Other Music Luzern (OML) vier Themenfelder zu Selbstorganisation, Gesundheit & Familie, Finanzen & Vorsorge sowie zu strategischen Fragen.

Text von Stoph Ruckli

Professionell Musik machen hat nicht zuletzt aufgrund der Pandemie verschiedene Diskussionen neu angeheizt. Wann ist Musik ein Beruf und wann ist sie ein Hobby? Und auf was gilt es sich zu achten, wenn es um das Thema «Professionalisierung» geht – gerade auch für Musikstudierende, egal ob während oder nach dem Studium? Im Rahmen eines «Co-OML-Space» – eine Mischung aus Co-Working-Space, Netzwerkevent und Inputreferat – präsentierte das Luzerner Musiknetzwerk OML in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern vier essenzielle Themenfelder für professionelles Musikschaffen. Einen Auszug aus dem Kurs findet sich auf den folgenden Zeilen.

Selbstorganisation

Wer professionell arbeiten will, weist eine entsprechend strukturierte Selbstorganisation vor. Hierbei fallen zwei Herausforderungen besonders auf: Kommunikation und Prioritätensetzung/Zeiteinteilung. Die Formel «Kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren» sollte das Kernstück einer jeden Musikkarriere sein. Sprecht also Herausforderungen, Probleme, Fragen an und diskutiert sie auf sachlicher Ebene. Beantwortet ausserdem Nachrichten in nützlicher Frist. «Nützlich» gleich «für euch machbar» – beispielsweise innert 24 bis 48 Stunden, maximal 72 Stunden. Im ersten Moment mögen diese Prozesse respekteinflössend wirken, doch wer sie regelmässig befolgt, kommt in den Groove und steigert den Level der Professionalität erheblich. Verbindlichkeit und Verlässlichkeit sind hierbei keine leeren Floskeln, sondern machen den Unterschied, ob ihr professionell arbeitet oder nicht. Nun stellt sich die Frage: Wie weiss ich denn überhaupt, was wichtig ist? Das Zauberwort lautet «Priorisieren». Priorisieren ist eine wichtige Fähigkeit, um seine Zeit einteilen zu können. Daher merkt euch die weitere Formel «PKO»: Priorisieren, Kommunizieren, Organisieren, stets im Austausch mit eurem Arbeitsumfeld. Eine saubere Agendaführung kann hier helfen, aber auch die Frage, wie viele Projekte angegangen werden sollen oder eine realistische Selbsteinschätzung. Wer beispielsweise einen Release als Bandleaderin sauber vorbereiten will, muss dafür mindestens ein halbes bis ein ganzes Jahr einplanen und Geld investieren. Die Musik kann dabei noch so gut sein – stimmt das Drumherum nicht, wird ziemlich sicher wenig bis nix passieren. Fokus!

Gesundheit und Familie

Themen wie Gesundheit oder Familie werden in der Musikbranche eklatant vernachlässigt. Das ist aktuell wieder zu beobachten: Nach zwei Jahren pandemiebedingte Zwangspause wird gearbeitet in der Brache, als ob nie etwas passiert wäre. Hier gilt es aufzupassen, gerade für praktizierende Musiker*innen. Aktuell gewinnt neben dem Burn-out der Begriff «Burn-on» immer mehr an Bedeutung: weiterarbeiten, obwohl schon mitten in einer Erschöpfungsdepression. Wer krank oder kaputt ist, darf nicht so tun, als ob nichts wäre. Es gilt wieder: kommunizieren, Verständnis zeigen, Lösungen finden. Geist und Körper gehören dabei immer zusammen, Themen wie Mental Health oder den hormonellen Zyklus gilt es zu thematisieren und zu besprechen. Ausgleich wie beispielsweise Sport oder Meditation sind wichtige Ergänzungen, Selbstausbeutung darf auch in der Musikbranche kein Thema sein. Seine eigenen Muster zu erkennen und Schwächen anzusprechen sowie entsprechend zu planen, ist darum lebensnotwendig.

Finanzen, Soziale Vorsorge

Ein gesundheitsschädigender Pfeiler sind oftmals die Finanzen. Das Problem startet häufig hier: Studium abgeschlossen – und jetzt? Eine Band respektive die eigene Musikkarriere aufzubauen, ist gleichbedeutend wie ein Start-up, ein Unternehmen aufzubauen. Hierzu gehört, sich mit Themen wie Selbstständigkeit, Finanzplanung und Tarifverordnungen auseinanderzusetzen – am besten schon während dem Studium. Wie viel Geld darf ich beispielsweise als Musiker*in verlangen für ein Konzert, eine Komposition, ein Gesuch? Berufsverbände wie SONART – Musikschaffende Schweiz, SMV oder t. Theaterschaffen Schweiz (Stichwort Theatermusik) bieten viele Angebote und Infos dazu, von Direktberatung über Richtlinien bis zu Workshops, weiter dienen in Luzern die IG Kultur Luzern, SAY HI! und Other Music Luzern. Die Hochschule Luzern betreibt zudem das Förderprogramm «Smart-up», welches es unbedingt auszuchecken gilt. Wichtig ist, den eigenen Projekten Zeit zu geben, im Idealfall ausgestattet mit einer Strategie, die unter anderem kurz- (ein bis zwei Jahre), mittel- (drei bis fünf Jahre) und langfristige Ziele (ab fünf Jahren, inklusive Träume, think big!), einen aufgeräumten Zeitplan, ein sauberes Budget und einen ordentlichen Finanzplan beinhaltet.

USP, Vision & Mission, die W-Fragen

Apropos Businessplan oder: eigene Strategie – auch hier gibt es einige Faktoren, welche einer professionellen Karriere von Beginn weg dienlich sind. Die sogenannten sieben W-Fragen helfen beispielsweise, eine Erststrukturierung eines Projektes vorzunehmen: Wer? Was? Wie? Wieso? Wann? Wo? Wie viel? Die wohl meistgestellte Frage an Musikschaffende lautet: Wer bist du und was machst du? Hier empfiehlt es sich, die Antwort in ein bis drei Sätzen kurz und knackig zu verpacken. Helfen können die Vision – was möchte ich wieso und für wen machen? – sowie die Mission: Wie erreichen wir die Vision konkret? Über alledem steht der USP, kurz für Unique Selling Point, zu Deutsch: Alleinstellungsmerkmal. Was macht dich einzigartig? Was besitzt praktisch nur du? Hast du ein ausgefallenes Hobby, gibt es ein einzigartiges Ereignis in deiner Lebensgeschichte oder hast du ein Merkmal, das dich ausmacht? Die Möglichkeiten hier sind endlos, die ersten USPs sind aber jeweils ziemlich einfach zu finden bei Musiker*innen: Musik, Stimme, Spielstil. Unter anderem werden aus dem Alleinstellungsmerkmal Geschichten extrahiert, welche gebraucht werden, um viel Wichtiges um deine Musik herum anzutreiben: Promotion, Merch oder Bühnenperformance beispielsweise. Was weiter Mut machen kann für die eigene Karriere: Harte Arbeit steht immer über den Faktoren Glück und Talent.

Natürlich gibt es noch unzählige Punkte und Details zum Thema «Professionalisierung» zu erwähnen oder ergänzen. Dieser Text soll immerhin einen ersten Anstoss leisten. Weitere Informationen und Unterstützung findest du unter folgenden Links. Gut Professionalisierung!

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