Eine alternde Gesellschaft und der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen: eine schwierige Kombination. Die Gesundheitsversorgung braucht dringend Lösungen. Eine neue Berufsrolle gilt als Hoffnungsträgerin: die Advanced Practice Nurse (APN).
APNs haben ein Master-Studium in Pflege absolviert. Die Ausbildung auf Hochschulstufe ist eine Weiterentwicklung des Pflegeberufs. Sie eröffnet neue Laufbahnperspektiven und vielfältige Karrierechancen in Praxis, Lehre und Forschung. Damit steigert sie die langfristige Attraktivität der Pflegeberufe.
In ihrem Studium erwerben APNs sowohl vertiefte Kenntnisse zur erweiterten Pflegepraxis wie auch wissenschaftliche Kompetenzen. Dies sind wichtige Aspekte für eine qualitativ hochwertige Patient:innenversorgung und für die Weiterentwicklung von Gesundheitsinstitutionen wie Hausarztpraxen, Akutspitäler, Langzeitpflege, Spitex oder Psychiatrie, in denen APNs tätig sind.
APNs können wissenschaftliche Erkenntnisse in die klinische Praxis umsetzen. Sie coachen Teams in komplexen Situationen des Pflegealltags, beraten sie fachlich, führen neue Methoden und Prozesse ein und entwickeln die Pflege zum Wohl von Patient:innen und Mitarbeitenden als Profession weiter. APNs sind in die direkte und Setting-übergreifende Gesundheitsversorgung eingebunden – etwa indem sie insbesondere chronisch kranke Menschen langfristig betreuen und behandeln – und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu deren Weiterentwicklung.
Ursina Zehnder, Advanced Practice Nurse, Psychiatrie-Spitex
«Ich arbeite in einem Team von 16 Pflegeexpert:innen aus den Bereichen Somatik, Demenz und Psychiatrie bei der Spitex Zürich. Unser Ziel als APN-Team ist, dass die Mitarbeitenden in der Spitex rasch Unterstützung bekommen in komplexen Pflegesituationen. Zwanzig Prozent meiner Arbeitszeit arbeite ich in der direkten Pflege. Die übrige Zeit berate und coache ich die Pflegeteams oder unterstütze die Weiterentwicklung von qualitativ hochwertigen Angeboten. Ich arbeite zudem an der Schnittstelle zu vielen Institutionen und Ämtern, damit Menschen mit einer psychischen Erkrankung koordiniert versorgt werden und möglichst lange im gewohnten Umfeld zu Hause leben können.»
Julia Rupp, Advanced Practice Nurse, Akutspital
«Als APN Tracheostoma behandle und berate ich am Luzerner Kantonsspital Patient:innen mit einem Tracheostoma und ihre Familien, im besten Fall bereits ambulant vor der Tracheostomie, sicher aber stationär und nach dem Spitalaufenthalt in der ambulanten Pflegesprechstunde. Die Sicherstellung der Kontinuität in der Behandlung und pflegerischen Betreuung ist dabei essenziell. Ich trage die Verantwortung für die Qualitätsdokumente zum Thema Tracheostoma und schule und begleite das jeweilige Behandlungsteam bezüglich der Versorgung des Tracheostomas in den individuellen Situationen. Eine enge multiprofessionelle Zusammenarbeit ist hierbei nicht nur unabdingbar, sondern auch sehr wertvoll und lehrreich.»
Flavia Thüring-D’Amico, Advanced Practice Nurse, Hausarztpraxis
«Der Master in Pflegewissenschaft hat meine Arbeit als APN grundlegend geprägt und gestärkt. Durch das Studium erwarb ich das Wissen und die Fähigkeiten, um Patient:innen in der Hausarztpraxis, bei Hausbesuchen sowie in Langzeit- und Kureinrichtungen umfassend zu betreuen. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der Palliativpflege und auf pflegerischen Fragestellungen der Psychosomatik.
Dank meines Studiums kann ich die körperlichen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse der Patient:innen und ihrer Angehörigen gezielter berücksichtigen. Die wissenschaftlichen Ansätze, die ich im Master gelernt habe, ermöglichen es mir, pflegerisches Wissen direkt in die Praxis umzusetzen und beispielsweise Pflegeteams und Angehörige in der Betreuung von Menschen mit herausforderndem Verhalten zu beraten.
Das im Master erworbene Wissen war für mich entscheidend, um das Pilotprojekt <Pflegeexpertin in der Hausarztpraxis> in der Arztpraxis Aesch im Kanton Luzern zu entwickeln und umzusetzen. Gemeinsam mit Aurelia Herzog erarbeitete ich ein Konzept zur Integration der APN-Rolle in ihrer Hausarztpraxis. Diese Initiative stiess auf grosses Interesse und breite Unterstützung – sowohl beim Verein für Hausarztmedizin & Community Care Luzern als auch beim Gesundheitsdepartement Luzern.
Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet und evaluiert, was zur Planung eines Folgeprojekts geführt hat, das die APN-Rolle auf weitere Hausarztpraxen ausdehnen soll. Diese Erfahrung verdeutlicht, wie wertvoll und nachhaltig das im Master erworbene Wissen ist und wie es die Pflegepraxis im Kanton Luzern stärkt sowie zur Verbesserung der Patientenversorgung beiträgt.»
Von: Eva Schümperli-Keller
Bild: Gettyimages
Veröffentlicht: 10. Dezember 2024
Advanced Practice Nurses werden – Master of Science in Pflege starten!
Der Studiengang Master of Science in Pflege an der Hochschule Luzern verbindet Praxis, Wissenschaft und Digitalisierung auf optimale Weise und eröffnet attraktive Karrierechancen für zukünftige Advanced Practice Nurses in ihren spezifischen Rollen.
Der steigende Versorgungsbedarf in der Gesellschaft bewirkt eine hohe Nachfrage nach akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen, die über ausgeprägte analytische Fähigkeiten, erweiterte Kompetenzen in der Patient:innenversorgung und ein vertieftes Verständnis der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung verfügen. Advanced Practice Nurses sind gefragte Fachpersonen, die in den Rollen der Clinical Nurse Specialist (CNS) und Nurse Practitioner (NP) einen relevanten Beitrag in der Gesundheitsversorgung leisten. Nach Abschluss des Master-Studiums und unter bestimmten Qualitätskriterien kann die Registrierung mit geschütztem Titel als Pflegeexpert:in APN bei APN-CH erfolgen.
Weitere Information unter: hslu.ch/master-pflege
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