Sozialmanagement und Sozialpolitik,
Samuel Bissig-Scheiber ist gelernter Kaufmann, diplomierter Betriebsökonom und Master in Sozialer Arbeit. Diese Kombination, sagt er, habe ihm viele Möglichkeiten eröffnet. Diese hat er gepackt. Seit Beginn seines Studiums in Sozialer Arbeit ist er in Leitungsfunktionen tätig, aktuell als Geschäftsführer der Spitex Region Schwyz mit rund 85 Mitarbeitenden. Dass es in einigen Jahren vielleicht doppelt so viele sein werden, empfindet er als willkommene Herausforderung.
«Ich führe lieber selbst, als dass ich mich schlecht führen lasse. Vielleicht haben mich deshalb Führungspositionen schon immer gereizt. Erste Führungserfahrungen – und auch Erlebnisse, wie man Menschen nicht führen sollte – hatte ich da bereits im Militär gemacht, wo ich nach meiner KV-Lehre die Offiziersschule absolvierte. Danach arbeitete ich bei einer Bank und bildete mich zum Betriebsökonomen weiter. Irgendwann merkte ich aber: Ich wollte einen neuen Weg einschlagen, wo der Mensch und nicht das Produkt im Zentrum steht. Das Studium in Sozialer Arbeit ermöglichte mir diese Veränderung.
So startete ich ins Bachelor-Studium in Sozialer Arbeit. Das erste Jahr studierte ich Vollzeit, dann wechselte ich ins Teilzeit-Modell und arbeitete nebenher. Für das letzte Studienjahr brauchte ich fast drei Jahre, da ich als Leiter des Sozialdienstes Urner Oberland schon stark im Berufsleben eingespannt war. Das hat aber nicht gestört, im Gegenteil. Ich habe in dieser Zeit durch den Theorie-Praxis-Transfer am meisten gelernt.
Die Kombination von Sozialer Arbeit und Betriebswirtschaft hat mir viele Türen geöffnet. Bereits an meiner ersten Stelle während dem Studium kam mir mein Wirtschaftshintergrund zugute. Mein betriebswirtschaftliches Fachwissen hat dafür gesorgt, dass ich mich von anderen Bewerbenden abheben konnte. Es war immer gerne gesehen, dass der Sozialarbeiter auch die Wirtschafts- und Finanzperspektive einnehmen konnte. Nach dem Bachelor-Abschluss wechselte ich vom kleinen Sozialdienst Urner Oberland zur Gemeinde Risch und übernahm die Bereichsleitung Soziales und Alter. Vier Jahre später, im Alter von 30 Jahren, wurde ich zum Vorsteher des Amts für Soziales des Kantons Uri gewählt. Damals war der Master in Sozialer Arbeit relativ neu. Mich reizte die Vertiefung Non-Profit-Management. Ausserdem wollte ich mir mehr Führungs-Know-how aneignen. Das Master-Studium war für mich eine erstklassige Führungsausbildung, und das Gelernte konnte ich im Job gleich umsetzen. Nach dem Master wechselte ich in die Privatwirtschaft und arbeitete als Head Health Management bei Schindler Aufzüge in Ebikon.
Doch meine Berufung habe ich jetzt gefunden: als Geschäftsführer der Spitex Region Schwyz. Eigentlich leite ich hier ein KMU mit 85 Mitarbeitenden. Mir gefällt, dass ich in einem Wachstumsmarkt tätig bin: Ich gehe davon aus, dass die Spitex Region Schwyz in ein paar Jahren 150 bis 250 Mitarbeitende haben wird. Ich mag es, heute schon an Strategien für Herausforderungen zu arbeiten, die in fünf bis zehn Jahren auf uns zukommen.
Am Morgen gehe ich als Erstes durchs Gebäude und begrüsse alle. Das ist mir wichtig, denn ich bin überzeugt: Unternehmenskultur kann man nicht managen, man muss sie vorleben.
Wie ein typischer Tag aussieht? Am Morgen gehe ich als Erstes durchs Gebäude und begrüsse alle. Das ist mir wichtig, denn ich bin überzeugt: Unternehmenskultur kann man nicht managen, man muss sie vorleben. Ich setze mich dorthin, wo gerade Platz ist. Wir leben im Betrieb eine CleanDesk-Kultur. Auch ich als CEO habe keinen eigenen Arbeitsplatz. Dann bearbeite ich meine E-Mails und bereite mich auf Sitzungen vor. Heute Morgen habe ich zum Beispiel einen Vertrag für die Kooperation mit einer anderen Spitex formuliert. Der Vormittag vergeht mit Besprechungen: mit unseren Vertragsgemeinden, anderen Spitex-Organisationen oder dem Vorstand. Über Mittag gehe ich gerne ins Fitness. Ich mag den Ausgleich zur kopflastigen Arbeit. Ich jogge, fahre Velo und mache Bergläufe. Aber immer nur gegen mich selbst; ich mag keine organisierten Wettbewerbe. Ich messe mich an mir selber, nicht an anderen.
Meine direkt unterstellten Mitarbeitenden sehe ich regelmässig zum <Jour fixe>. Dieser Austausch liegt mir am Herzen, denn ich arbeite nach dem Credo <Führen auf Augenhöhe>. Wir besprechen Dinge wie das allgemeine Wohlbefinden, Erfolge und Belastungen, aber auch, in welche Richtung sie sich entwickeln möchten. Meine Mitarbeitenden sollen wachsen können. Ich fände es schlimm, wenn ich es verpassen würde, jemandem Entwicklung zu ermöglichen, der sich dies wünscht. Nach 16 Uhr ist meine produktive Schreibzeit. Ich setze Verträge auf, schreibe Entscheidungsgrundlagen für den Vorstand, Budgets oder Konzepte.
Den Feierabend verbringe ich wenn möglich mit meiner Familie. Ich arbeite 90 Prozent an vier Tagen. Einen Tag pro Woche betreue ich unsere beiden Jungs im Alter von einem und vier Jahren. Ausserdem bin ich ehrenamtlicher Geschäftsführer der Winterhilfe Uri. Diese konnte ich in den letzten Jahren in Richtung Teilprofessionalisierung weiterentwickeln und jemanden für die Administration einstellen.
Meine Zukunftspläne? Die Spitex Region Schwyz fit für die Zukunft machen. Eine Weiterbildung in Unternehmensentwicklung und -beratung machen; ich habe bereits eine passende gefunden. Und irgendwann will ich fliessend Italienisch sprechen.»
Von: Eva Schümperli-Keller
Bild: Samuel Bissig-Scheiber
Veröffentlicht: 5. Februar 2024
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