Die Soziokultur-Studentin Pranita Chettri bringt mit ihrem Verein «BOOKS FOR CHANGE» Bildung in die ländlichen Regionen Nepals. Für ihr Engagement wurde sie mit dem Student Award ausgezeichnet. Im Interview erzählt sie, wie das Projekt entstanden ist und wie ihr Studium der Sozialen Arbeit sie dabei unterstützt.
Pranita Chettri wuchs in Darjeeling, einer kleinen Stadt in Nordindien, auf. Ihre Familie stammt aus Nepal, und schon als Kind hörte sie Geschichten von ihrem Grossvater über das Land. Diese Erzählungen weckten früh ihre Faszination für die Himalaya-Republik
2011 beschloss Pranita, selbst dorthin zu reisen. Sie wollte das Land und seine Menschen besser kennenlernen. In Kathmandu arbeitete sie freiwillig in einem Frauenhaus und sie erlebte die schwierigen Lebensbedingungen in den ländlichen Gebieten hautnah. Diese Erfahrungen hinterliessen einen tiefen Eindruck.
Im selben Jahr lernte Pranita ihren zukünftigen Mann aus der Schweiz kennen. Zusammen gründeten sie den Verein BOOKS FOR CHANGE, um Kindern in abgelegenen Regionen Nepals Zugang zu Bildung ermöglichen. 2017 eröffneten sie dann die erste Bibliothek. Bis heute haben sie 28 Projekte erfolgreich umgesetzt. Der Verein arbeitet eng mit lokalen Behörden, Schulen und Gemeinden zusammen, um Bildungsprojekte nachhaltig umzusetzen.
2019 zog Pranita in die Schweiz und begann ihr Studium an der Hochschule Luzern in Sozialer Arbeit. Das Wissen hilft ihr, die Projekte von BOOKS FOR CHANGE professionell weiterzuentwickeln. Für ihren unermüdlichen Einsatz erhielt Pranita im September 2024 den «Student Award for Excellence».
Der Student Award for Excellence ist mit einem Preisgeld von CHF 2’000 dotiert und wird von einer Jury aus Studierenden und Mitarbeitenden vergeben. Ausgezeichnet werden Bachelor-Studierende, die sich durch besonderes Engagement hervorheben. Auch in diesem Jahr wird ein Projekt prämiert. Reiche dein Projekt hier ein!
Pranita, was war in der Startphase wichtig für euer Projekt?
«Die Anfangsphase bestand darin, von den Erfahrungen anderer NGOs im Bildungssektor in Nepal zu lernen. Ich nahm Kontakt mit den NGOs auf, besuchte Schulen in Dörfern und sammelte Wissen über die Herausforderungen.
Unsere erste Bibliothek entstand in einem Wohnheim für Mädchen in Kathmandu, die Opfer von Menschenhandel und Gewalt sind. Wir starteten mit nur zwei Regalen, die mit gespendeten Büchern gefüllt waren. Diese kleine Initiative legte den Grundstein für BOOKS FOR CHANGE und zeigte mir, wie wichtig es ist, mit kleinen Schritten zu beginnen.
In der Startphase ist es besonders wichtig, Vertrauen in sich selbst und in die eigene Vision zu haben. Ebenso wichtig ist es, sich mit innovativen, unkonventionellen Menschen zu umgeben, um neue Perspektiven zu gewinnen, die Kreativität zu fördern und mutige Schritte zu wagen.»
Was sind deine Tipps für die Umsetzung sozialer Ideen?
«Mein Rat: Fangt klein an und sammelt erste Erfahrungen. Es kann helfen, es nicht allein zu machen. Ich würde empfehlen, zunächst ein Team von zwei Personen zu bilden, um gemeinsam die Idee weiterzuentwickeln.
Der Austausch mit NGOs und sozialen Unternehmer:innen ist ebenfalls wertvoll. Für die Finanzierung am Anfang gibt es kreative Möglichkeiten wie Crowdfunding, ein Stand am Weihnachtsmarkt oder eigene Events wie ein Dinner. Gut ausgearbeitete Konzepte können bei Förderprogrammen eingereicht werden.»
Was hat dir im Studium für BOOKS FOR CHANGE geholfen?
«Mir hat das erworbene Fachwissen und die aufgebauten Netzwerke sehr geholfen. Meine Freundin aus dem Studium, Marina, reiste im vergangenen Januar mit mir nach Nepal. Gemeinsam organisierten wir in den Schulen Kunst- und Leseworkshops. Dieses Netzwerk und Freundschaften sind für mich von grossem Wert.
Derzeit belege ich ein Projektmethodik-Modul, das besonders wertvoll für mich ist, da ich die Prinzipien der Soziokultur – wie Inklusion, informelles Lernen, Partizipation und Nachhaltigkeit – bei BOOKS FOR CHANGE anwenden kann. Die Inhalte dieses Moduls, wie Zielsetzung oder Evaluationsdesign, lassen sich direkt auf unsere Projekte übertragen. Sie bieten eine solide Grundlage, um die Wirksamkeit unserer Arbeit zu analysieren, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Qualität kontinuierlich zu verbessern.
Es gibt eine enge Verbindung zwischen Soziokultur und internationaler Entwicklung. Kürzlich haben wir vier unsere Projekte zu Computern, Solarenergie und Bibliotheken in Nepal evaluiert. Dabei habe ich die Arbeitsprinzipien der Partizipation angewendet, um zu analysieren, in welchen Phasen unserer Projekte die Zielgruppen aktiv mitwirken. Jetzt verbessern wir die Zusammenarbeit mit den Gemeinden, um nachhaltigere Lösungen zu entwickeln.»
Warum empfiehlst du jemandem das Studium zur Sozialen Arbeit zu starten?
«Ich empfehle dieses Studium Studierenden, die ein sinnstiftendes Leben führen möchten, indem sie andere Menschen empowern und unterstützen.
Das Studium der Sozialen Arbeit mit Schwerpunkt Soziokultur befähigt Studierende, Chancengleichheit zu fördern, Begegnungen zwischen unterschiedlichen Lebenswelten zu schaffen und soziale Netzwerke aufzubauen. Es vermittelt Grundlagen demokratischer Werte und menschenrechtsbasierten Handelns.
Dieses Studium bietet eine gute Basis für Tätigkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit, generationenübergreifenden Projekten, Stadtentwicklung oder Vereinsarbeit. Es ist eine wertvolle Chance, aktiv gesellschaftliche Veränderungen zu gestalten und eine solidarische, inklusive Gesellschaft zu fördern.»
Ein Herzstück von BOOKS FOR CHANGE ist das «Dolpa Education Projekt». Diese Initiative wurde durch Crowdfunding ermöglicht und umfasst den Bau einer öffentlichen Schule in Dolpa, einer abgelegenen Region im Himalaya.
Die Schule erhielt eine Bibliothek, einen Computerraum und eine Solaranlage. Die Solaranlage ermöglicht den Betrieb der Computer, die mit Software für verschiedene Lernstufen ausgestattet und an den nepalesischen Lehrplan angepasst sind.
Für die Zukunft hat Pranita ehrgeizige Pläne: In den nächsten fünf Jahren soll in Dolpa ein Gemeinschaftszentrum entsehen. Dieses Zentrum wird eine Bibliothek, Computerräume, Spiel- und Aufenthaltsräume für alle anbieten. Ausserdem sind Programme zur Förderung von Frauen, zur Alphabetisierung und zur Unterstützung bei der Schaffung von Einkommensquellen geplant.
Finanzierung der Organisation
BOOKS FOR CHANGE finanziert sich durch freiwillige Spenden. Mit 25’000 Franken kann eine Schule in Nepal mit einer Solaranlage, Computern und einer Bibliothek ausgestattet werden. Auch kleine Beträge tragen viel bei, z. B. für Bücher, Lehrpersonal-Weiterbildungen oder Stipendien für Mädchen. Mehr Infos auf der Webseite von BOOKS FOR CHANGE
Von: Roger Ettlin
Bilder: Daniel Morach
Veröffentlicht: 28. Januar 2024
Bachelor in Sozialer Arbeit, Studienrichtung Soziokultur
Das Bachelor-Studium vermittelt das Basiswissen für alle Bereiche der Sozialen Arbeit und fokussiert dann auf die drei Studienrichtungen Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Soziokultur. Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren ermutigen und motivieren unterschiedliche Menschen oder Gruppen von Menschen zur aktiven Gestaltung von Lebensräumen in Bildung, Sozialem, Politik und Kultur.
Weitere Informationen: Webseite zum Bachelor in Sozialer Arbeit
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