Behinderung und Lebensqualität,
Der Master-Student Luca Gisler erzählt von seinem beruflichen Werdegang und den vielfältigen Erfahrungen, die ihn prägten. Durch sein Masterstudium an der HSLU hat er tiefere Einblicke in die Professionalisierung der Sozialen Arbeit gewonnen und setzt sich intensiv mit den Herausforderungen im Bereich des institutionellen Wohnens für Menschen mit Behinderungen auseinander.
«Mein Name ist Luca Gisler, und ich leite derzeit das HR eines grösseren Gastrounternehmens in Luzern mit 80 Mitarbeitenden. Bis Ende September 2023 war ich beim Amt für Gesellschaft und Soziales (AGS) in Solothurn tätig, wo ich im Rahmen eines Projekts die Richtlinien zur Bewilligung und Aufsicht von Heimen für Menschen mit Behinderungen überarbeitete. Diese befristete Tätigkeit ähnelte einem beratenden Mandat, da im Amt wenig Berufserfahrung im Bereich Behinderung vorhanden war. Seit 2024 arbeite ich zu 90% wieder für das AGS Solothurn, voraussichtlich im Bereich HEVE, um Praxisabklärungen für Spezialtaxen vorzunehmen.
Nach meinem Bachelorabschluss der Vertiefungsrichtung Sozialpädagogik habe ich ein Jahr Soziologie studiert und nebenbei 40% auf einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen gearbeitet. Während der Corona-Pandemie verlor ich ziemlich schnell die Lust auf das trockene Uni-Studium und brach es ab. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung im Bereich Bildung besuchte ich Infoveranstaltungen und entschied mich kurzfristig für den Master in Sozialer Arbeit.
Mein Studium und der Master an der HSLU
Der Kooperationsmaster der HSLU, OST und BFH war für mich genau das, was ich suchte. Das Studium bietet mir viele Möglichkeiten, mich in verschiedenen Bereichen zu vertiefen und mich mit gleichgesinnten Studierenden und Dozent:innen auszutauschen. Diskussionen auf Augenhöhe mit Praxisbezug machen den Master aus und bereiten mir immer noch genau gleich viel Freude wie zu Beginn des Studiums. Neben dem Studium arbeitete ich bis im Sommer 2022 weiter auf einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen (Stiftung Maihof Zug) und übernahm Einsätze im Wohnhaus Kriens der Traversa. Zudem bin ich als Türsteher im Klub Kegelbahn tätig.
Im Sommer 2022 musste ich dann ein letztes Mal mein Bein operieren und mich einer relativ komplizierten Beinverlängerungsoperation unterziehen. Nach rund sieben Monaten Krankschreibung trat ich dann meinen Job beim AGS in Solothurn an und übernahm zudem schrittweise die Verantwortung für das HR des Gastrounternehmens, in dem ich immer noch arbeite.
Die Kluft zwischen diesem Idealbild einer sozialpädagogischen Praxis und der wirklichen Praxis ist aus meiner Sicht sehr hoch.
Die HSLU hat mich besonders in der Reflexion von Strukturen und Machtmechanismen sowie in der Professionalisierung der Sozialen Arbeit gut auf die Praxis – oder besser gesagt auf ein Idealbild der Praxis – vorbereitet. Die Kluft zwischen diesem Idealbild einer sozialpädagogischen Praxis und der wirklichen Praxis ist aber aus meiner Sicht doch sehr hoch. Was mich anfangs enorm frustrierte, ist heute meine Motivation, aktiv an der Professionalisierung der Sozialen Arbeit mitzuwirken und mich kritisch gegenüber der eigenen Profession sowie den Marktmechanismen im sozialen Bereich zu positionieren. Dies vor allem auch, um mich weiterzubilden und mehr über unsere Gesellschaft zu erfahren. Aus Frust wurde also Energie.
Ich bin überzeugt, dass die HSLU eine hochwertige Bachelor- und Masterausbildung bietet. Ich bin unglaublich froh, dass ich mich für diese zwei Studiengänge entschieden habe. Die Ausrichtung der Hochschule ist auf die relevantesten Themen, und die Dozent:innen zeigen eine hohe Bereitschaft zur Diskussion. Die theoretischen Inputs geben eine solide Grundlage für die Entwicklung einer professionellen Identität. Ebenfalls habe ich enorm gute Erfahrungen mit der HSLU gemacht, was gesundheitsbedingte Abwesenheiten oder auch Nachteile angeht. Ich habe mich da immer sehr gut aufgehoben und verständnisvoll behandelt gefühlt.
Herausforderungen im Bereich institutionelles Wohnen für Menschen mit Behinderungen
Aktuell bin ich noch im Masterstudium an der HSLU, was mich mit viel Freude erfüllt. Ich kann meine Spezialisierung in meinem Arbeitsbereich weiter vertiefen. Besonders im Bereich des institutionellen Wohnens für Menschen mit Behinderungen sehe ich ein Professionalisierungsdefizit, das ich in meiner Masterarbeit untersucht habe. Dieses Defizit wird sowohl durch strukturelle Faktoren als auch durch defizitorientierte Bilder von Behinderungen im Berufsalltag verursacht.
Eine Frage, die mich dabei besonders beschäftigt, ist, ob in einem defizitorientierten Wohnsetting wie einer Wohngruppe überhaupt konstruktive und empowernde Haltungen gedeihen können. Die Auswirkungen von Haltungen auf die professionelle Sozialpädagogik und deren Gestaltung sind ein Thema, das mich intensiv beschäftigt.»
Von: Aaron Rhyner und Roger Ettlin
Bild: Luca Gisler
Veröffentlicht: 20. März 2025
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