Wer an Pflege denkt, denkt an Pflegefachpersonen, die einen relevanten Beitrag für die Gesundheitsversorgung in der Zentralschweiz sowie national leisten. Wenige kennen aber die Vielfalt des Pflegeberufs oder die Karrieremöglichkeiten, die sich in diesem Bereich bieten. Sandra Hauger und Luzia Vetter sind gelernte Pflegefachfrauen und ihre Laufbahnen machen klar: Ein Beruf in der Pflege bietet zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen.
Am Anfang der Berufskarriere von Sandra Hauger stand zwar die Ausbildung zur Pflegefachfrau HF (damals noch DN II) am Kinderspital Luzern. «Aber ich bin schon lange nicht mehr die klassische Pflegefachfrau», sagt die 42-Jährige. Bereits ein Jahr nach Abschluss war Hauger in einer Führungsfunktion tätig. Sie bildete sich stetig weiter, zum Beispiel mit einem CAS in Betriebswirtschaft für Gesundheitsfachleute und einem CAS in Change Management.
Als Lean Coach war sie am Luzerner Kantonsspital zuständig für die Prozessoptimierung auf dem Weg zum «Lean Hospital». Dabei geht es um die Verschlankung der spitalinternen Prozesse, um personelle Ressourcen und Material effektiv einzusetzen. Vor einem Jahr ist Sandra Hauger in die heutige Position gewechselt: Sie ist Leiterin Pflege und Therapie sowie Mitglied der Spitalleitung am Kantonsspital Uri und führt einen Bereich mit rund 250 Mitarbeitenden, wobei ihr die meisten Berufsgruppen ausser die Ärzt:innen unterstehen. Darunter sind beispielsweise die Mitarbeitenden der gesamten Pflege, des Sozialdienstes, die Hebammen, die Physiotherapie, die Auszubildenden und weitere.
Blog-Abo für Pflege
Ab sofort kannst du neben dem allgemeinen Blog-Abo gezielt alle Beiträge zum Thema Pflege abonnieren. Einfach hier klicken, das Formular ausfüllen und unten «Pflege» auswählen.
Die Mutter dreier Primarschulkinder, die sich die Betreuung mit ihrem Mann und teilweise den Grosseltern teilt, sagt, die oft kritisierte Schicht- und Wochenendarbeit schaffe Möglichkeiten für Freizeit und Familie. Man könne auch einmal frei nehmen, wenn andere arbeiten, zum Beispiel für einen Schulanlass der Kinder oder private Termine unter der Woche. In ihrer Position kann Hauger zudem auch Tage im Homeoffice einplanen. Nach Feierabend abzuschalten, fällt ihr leicht: «Ich nehme nur die Dinge mit nach Hause, die ich will. Etwa, um noch einmal in Ruhe etwas zu überdenken.»
«Neben der Sinnhaftigkeit bietet der Pflegeberuf vor allem vielfältige Karrierechancen.»
Wenn sie jemanden für die Pflege begeistern müsste, welche Vorteile würde Sandra Hauger besonders hervorheben? Die frühere Handballerin im Schweizer Nationalteam betont neben der Sinnhaftigkeit des Pflegeberufs vor allem die vielfältigen Karrierechancen – von der Team- oder Abteilungsleitung über die Berufsbildungsverantwortung bis hin zur Pflegeexpertise: «Die Perspektiven sind genial. Es bieten sich in jeder Richtung Möglichkeiten zur Weiterentwicklung an. So ist für jede:n etwas dabei.»
Auch Luzia Vetter, Pflegeexpertin Advanced Practice Nurse (APN) in der Anästhesie am Luzerner Kantonsspital, äussert sich begeistert über die Weiterbildungsmöglichkeiten des Pflegeberufs: «Er ist alles andere als eine Sackgasse.» Die heute 48-Jährige bildete sich nach dem Mittelschulabschluss zur Pflegefachfrau aus und absolvierte anschliessend weitere Ausbildungen in der Anästhesie und der Spitalhygiene «on the job». Viele Jahre arbeitete sie 50 Prozent in der Anästhesie, 50 Prozent in der Spitalhygiene.
«Pflegeberuf – eine Sackgasse? Ganz im Gegenteil: Die Weiterbildungsmöglichkeiten bieten viele Chancen.»
2021 schlug die Mutter, von zwei Kindern im Teenager-Alter, ein neues Kapitel auf und schloss berufsbegleitend den Master of Science in Pflege ab: «Ich wollte in der intensiven Familienphase etwas Strukturiertes machen, einen richtigen Abschluss, nicht nur einen Töpferkurs», erzählt sie schmunzelnd. Wissenschaft und kritisches Denken hätten sie schon immer interessiert. So schreibt sie aktuell eine Doktorarbeit an der Universität Luzern über die Rollenentwicklung der APN Anästhesie in der Schweiz.
«Ich möchte eine Advokatin für unsere Profession sein», erklärt Vetter. Ihre Ziele: die Weiterentwicklung der Anästhesiepflege und der Rolle der APN Anästhesie. Diese verfolgt sie einerseits mit ihrem Doktorat und im Job selbst, wo sie für die Standardisierung der Anästhesiepflege über die gesamte LUKS-Gruppe hinweg zuständig ist. Andererseits beteiligt sie sich an der Ausgestaltung des neuen Master-Studiengangs in Pflege der Hochschule Luzern, wo sie bei der Curriculumsentwicklung mitarbeitet.
Den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis beherrscht Vetter perfekt, macht sie ihn doch tagtäglich: zwischen ihrem Job im Spital und dem Schreiben ihrer Doktorarbeit. Ob sie es sich vorstellen könnte, als Dozentin Pflege-Studierende auszubilden? «Warum nicht», meint Vetter: «Ich kenne die Praxis, die akademische Welt und habe dank meinen Kindern Erfahrung im Umgang mit der nächsten Generation. Wer weiss, was noch kommt?»
Von: Eva Schümperli-Keller
Bilder: Valentin Luthiger und Priska Ketterer
Veröffentlicht: 25. März 2025
Neue Pflege-Studiengänge an der Hochschule Luzern
Die Hochschule Luzern hat im September 2024 ihren ersten Pflege-Studiengang lanciert. 36 Studierende sind in den verkürzten Bachelor-Studiengang in Pflege für diplomierte Pflegefachpersonen gestartet. Aufgrund der hohen Nachfrage gab es einen zusätzlichen Studienstart im Frühling 2025. Der nächste verkürzte Bachelor-Studiengang beginnt im Herbst 2025 – es sind noch Plätze verfügbar.
Berufs-, Fach- und gymnasiale Maturand:innen können im Herbst 2025 das reguläre Bachelor-Studium in Pflege beginnen. Ebenfalls ab Herbst 2025 bietet die Hochschule Luzern zudem das Master-Studium in Pflege an.
Kommentare
0 Kommentare
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.