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Social Media & Gesundheitsförderung: Wie Jugendliche besser geschützt werden können

Social Media & Gesundheitsförderung: Wie Jugendliche besser geschützt werden können

Eine neue Studie zeigt: Soziale Medien können das Wohlbefinden von Jugendlichen negativ beeinflussen – besonders betroffen sind Mädchen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Wie können Gesundheitsförderung und Prävention hier ansetzen? Julia Richter, Dozentin und Projektleiterin, spricht über Empowerment, gesundheitliche Chancengleichheit und warum Gesundheitsförderung auch immer politische Arbeit ist.

Studie zu Social Media und Wohlbefinden von Jugendlichen

Eine Studie des BAG, der Universität Bern und Sucht Schweiz untersucht den Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und dem Wohlbefinden von Jugendlichen in der Schweiz. Die Ergebnisse bestätigen internationale Studien zu alters- und geschlechtsspezifischen Sensibilitätsfenstern für soziale Medien. Sie unterstreichen die Notwendigkeit gezielter Prävention und Förderung der Medienkompetenz.

Zentrale Erkenntnisse

  • Die Nutzung sozialer Medien steht im Zusammenhang mit einer Verschlechterung des subjektiven Wohlbefindens.
  • Besonders betroffen sind Mädchen und junge Frauen aus Familien mit niedrigem oder mittlerem Bildungsstand der Eltern – bis zum Alter von 18 Jahren.
  • Der Effekt ist vergleichbar mit negativen Lebensereignissen wie einer Trennung im Erwachsenenalter.
  • Nach dem 18. Lebensjahr nimmt der Effekt ab, und es gibt keine Hinweise auf eine langfristige psychische Beeinträchtigung über kritische Entwicklungsphasen hinaus.

Wie können Jugendliche unterstützt werden, um mit den Herausforderungen sozialer Medien umzugehen?

Ein zentraler Ansatz der Gesundheitsförderung ist Empowerment, also die Stärkung der Eigenverantwortung für das eigene Wohlbefinden. In Bezug auf die Auswirkungen von Social Media auf die psychische Gesundheit könnte dies bedeuten, dass Jugendliche im Umgang mit Social Media gestärkt werden, etwa durch eine Förderung der Medienkompetenz und eine Sensibilisierung auf potenzielle Risiken der Social Media-Nutzung. Die Studie zeigt jedoch auch, dass nicht alle Jugendlichen gleichermassen betroffen sind: Besonders Mädchen und junge Frauen aus Familien mit niedrigem Bildungsstand leiden unter den negativen Auswirkungen sozialer Medien.

Auch in anderen Bereichen beeinflusst der sozioökonomische Status die Gesundheitschancen. Welche Massnahmen helfen, diese Ungleichheit zu reduzieren?

Es gibt verschiedene Strategien zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit. Dazu gehört, dass die Verhältnisse, in denen die Menschen leben, so geändert werden, dass sie die Ressourcen und die Gesundheit sozioökonomisch benachteiligter Gruppen stärken. Das kann beispielsweise bedeuten, dass gesundes Essen günstiger angeboten wird oder Bewegungsangebote subventioniert werden. . Auch im Umgang mit den negativen Folgen sozialer Medien müssen gesetzliche und strukturelle Massnahmen diskutiert werden – wie beispielsweise Regelungen zur Handynutzung an Schulen oder ein Mindestalter für soziale Netzwerke. Diese Beispiele zeigen, dass Gesundheitsförderung auch immer sehr eng mit politischen Fragestellungen verknüpft ist.

Die Hochschule Luzern bietet mit dem CAS «Prävention und Gesundheitsförderung» eine Weiterbildung in Gesundheitsförderung an. Was lernt man in dieser Weiterbildung?

In der Weiterbildung werden viele der oben genannten Aspekte aufgegriffen. Im Fokus steht das Anliegen, nicht erst dann zu handeln, wenn die Menschen bereits an einer körperlichen oder psychischen Erkrankung leiden, sondern präventiv Ressourcen zu stärken und Belastungen zu reduzieren. Im CAS behandelt werden die grundlegenden Prinzipien, Methoden und Handlungsmöglichkeiten im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung. Dazu gehört, wie wir oben gesehen haben, einerseits politische Arbeit, die Auseinandersetzung mit gesundheitlicher Chancengleichheit und Menschenrechten. Gleichzeitig geht es auch um Empowerment, Partizipation und darum, die Menschen in ihren Arbeits- und Lebenswelten zu erreichen, um ihre Ressourcen durch Massnahmen auf Verhaltens- und Verhältnisebene zu stärken.

Welche beruflichen Perspektiven gibt es im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung?

Das CAS-Programm vermittelt Grundlagen, die grundsätzlich in jedem Setting und für jede Zielgruppe anwendbar sind. Damit eröffnen sich vielseitige Berufsperspektiven u.a. bei Nichtregierungsorganisationen, Beratungsstellen, Verbänden, Stiftungen oder in der nationalen, kantonalen und kommunalen Verwaltung. Auch eine freiberufliche Tätigkeit als Fachperson für Gesundheitsförderung und Prävention ist möglich.

Inhaltlich findet der Berufsalltag von Präventionsfachleuten und Gesundheitsförder:innen in vielen verschiedenen Themenfeldern (z. B. psychische Gesundheit, Suchtprävention, Ernährung, Bewegung) und in unterschiedlichen Settings (z. B. Quartier, Gemeinde, Schule, Altersheim) statt. Konkrete Beispiele für berufliche Tätigkeiten im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sind der Aufbau informeller Netzwerke für Frauen mit Migrationshintergrund, das Schaffen niederschwelliger Bewegungsangebote für Seniorinnen und Senioren oder die Etablierung von Programmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen an Schulen.

Von: Belinda Kreienbühl
Bild: Adobe Stock
Veröffentlicht: 31. März 2025

Jetzt anmelden: CAS Prävention und Gesundheitsförderung Grundlagen

Im CAS erhalten Teilnehmende einen Überblick über die Vielfalt von Gesundheitsförderung und Prävention. Das CAS-Programm hat zum Ziel, den Kontext und die Begriffe der professionellen Praxis zu klären und die Teilnehmenden in verschiedene Strategien, Methoden und Handlungsfelder der Prävention und Gesundheitsförderung einzuführen.

Infoveranstaltung: 7. April 2025 und 1. Juli 2025

Programmstart: 9. Oktober 2025

Anmeldung: Hier anmelden

Julia Richter HSLU

Dr. Julia Richter

Julia Richter ist seit September 2023 Dozentin und Projektleiterin am Institut für Sozialpädagogik und Sozialpolitik der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Sie befasst sich seit vielen Jahren beruflich und wissenschaftlich mit der Verknüpfung von Gesundheit, Menschenrechten und Politik sowie mit Kampagnenarbeit, Journalismus und Kommunikation. 

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