Philipp Sidler ist Pflegefachmann und führt als Leiter Pflege und Betreuung im Pflegezentrum Riedbach in Adligenswil über dreissig Mitarbeitende und Auszubildende. Obwohl sich der heute 50-Jährige schon immer für die Pflege interessierte, führte ihn erst der zweite Bildungsweg in den Pflegebereich und zu beruflicher Erfüllung.
Philipp Sidler, Sie haben Ihre berufliche Karriere mit einer Lehre als Bahnbetriebsdisponent begonnen. Mit Anfang dreissig haben Sie komplett umgesattelt und sind Pflegefachmann geworden. Wie ist es dazu gekommen?
Ich wollte eigentlich schon immer in die Pflege. Als ich aber in jungen Jahren in einem Altersheim schnupperte, traf ich dort Situationen an, die mich regelrecht schockierten und überforderten. Deshalb rückte ich von diesem Berufswunsch ab und machte eine Lehre als Bahnbetriebsdisponent. Ich arbeitete rund drei Jahre in diesem Beruf, stieg dann in den privatwirtschaftlichen Gütertransport um und anschliessend in die Immobilienverwaltung ein. Doch glücklich war ich damit nie.
Der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung wurde immer grösser. So meldete ich mich eines Tages bei einem Pflegeheim und fragte nach der Möglichkeit eines Pflegepraktikums. Schon am nächsten Tag konnte ich anfangen und spürte gleich: Das ist es! Nach zwei Jahren als Pflegeassistent absolvierte ich die Ausbildung zum Pflegefachmann und seither diverse CAS, zum Beispiel zu Betriebswirtschaft und Führungsthemen.
Heute arbeiten Sie als Leiter Pflege und Betreuung in einem Pflegezentrum. Was sind Ihre Aufgaben?
Ich bin verantwortlich für die Auslastung der Pflegeplätze in unseren beiden Abteilungen und dafür, dass wir genügend Personalressourcen haben, um die anfallende Arbeit zu bewältigen. Ich bin zuständig dafür, dass die Mitarbeitenden ihre Aufgaben nach dem neuesten Stand der Wissenschaft erledigen, und organisiere zum Beispiel entsprechende Weiterbildungen. Ich arbeite meistens im Büro, mache aber jeden Morgen einen Gang durch die Abteilungen und tausche mich mit den Verantwortlichen des Tages aus. Bei komplexen Pflegefällen auf unseren Abteilungen bringe ich mich mit meinem Pflege-Know-how ein.
Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie in die Pflegebranche umgestiegen sind?
Ich empfinde meine Arbeit als sinnvoll und bereichernd und bin viel zufriedener als früher. Gerade von betagten Menschen und ihrer Lebenserfahrung kann ich vieles lernen. Ich finde es schön, diese Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Man ist Vertrauensperson und sieht in viele Familien hinein. Das sind teilweise prägende Erfahrungen. Es relativiert sich vieles, wenn sich die ganze Palette des Lebens vor einem ausbreitet.
«In welchem Beruf hat man das sonst, dass sich die Menschen freuen, wenn man wieder zur Arbeit kommt?»
Die Ausbildung Ihrer Mitarbeitenden ist Ihnen sehr wichtig. Einige haben sich für ein Bachelor-Studium in Pflege entschieden. Welchen Mehrwert bringen diese ins Team ein?
Meiner Erfahrung nach sind Fachpersonen, die sich zu einem Bachelor-Studium entscheiden, hochmotiviert. Diese intrinsische Motivation ist auch im Arbeitsalltag spürbar. Mitarbeitende mit einem Bachelor sind mit ihrer Expertise über die ganze Bandbreite der Pflege für die Teams eine grosse Unterstützung, gerade auch bei komplexen Pflegefällen. Damit tragen sie auch zur Sicherheit der Bewohner:innen im Pflegeheim bei. Ebenso können sie für die interne Weiterbildung einen wertvollen Beitrag leisten.
Wenn Sie jemanden für die Pflege begeistern müssten: Was würden Sie besonders hervorheben?
Die Entfaltungsmöglichkeiten und die persönliche Bereicherung. Mit einer Ausbildung in Pflege gehen einem Tür und Tor auf. Es gibt so viele Entfaltungsmöglichkeiten. Man kann sich in alle Richtungen weiterentwickeln: fachlich oder im Bereich der Mitarbeitendenführung. Und in welchem Beruf hat man das sonst, dass sich die Menschen freuen, wenn man wieder zur Arbeit kommt?
Interview: Eva Schümperli-Keller
Veröffentlicht: 15. Juli 2025
Neue Pflege-Studiengänge an der Hochschule Luzern
Die Hochschule Luzern trägt mit ihren innovativen Ausbildungen dazu bei, den Bedarf an hochqualifizierten Pflegefachpersonen in der Region zu decken. Der Bachelor of Science in Pflege bereitet Maturand:innen auf vielseitige Karrieren im Gesundheitswesen vor. Diplomierte Pflegefachpersonen bauen ihre Kenntnisse in Praxis und Wissenschaft mit einem berufsbegleitenden, verkürzten Bachelor in Pflege weiter aus. Der Master of Science in Pflege vertieft diese Kompetenzen weiter, um Pflegefachpersonen gezielt auf erweiterte und spezialisierte Rollen in der Gesundheitsversorgung vorzubereiten.
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