Die Soziokulturelle Animation bietet neue Antworten auf zentrale gesellschaftliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel, soziale Isolation oder den Rückgang zivilgesellschaftlichen Engagements. Gerade im Altersbereich wird ihr Potenzial noch zu wenig genutzt – dabei kann sie viel bewegen.
Soziokulturelle Animation ist ein Arbeitsfeld innerhalb der Sozialen Arbeit, das auf Beteiligung, Mitgestaltung und soziale Gerechtigkeit setzt. Im Unterschied zur klassischen Sozialarbeit richtet sie den Blick weniger auf individuelle Problemlagen, sondern stärkt Gruppen und Gemeinschaften. Sie arbeitet dort, wo Menschen leben und sich begegnen: im Quartier, im Dorf, im Wohnheim oder in der Nachbarschaft.
In der Schweiz wird Soziokulturelle Animation an Fachhochschulen und höheren Fachschulen vermittelt – auch bei uns an der Hochschule Luzern. Soziokulturelle Animator:innen bringen Methodenkompetenz, ein emanzipatorisches Verständnis und eine klare Haltung mit. Sie verstehen sich als Brückenbauer:innen zwischen Alt und Jung, zwischen Institutionen und Zivilgesellschaft, zwischen verschiedenen Lebensrealitäten. Partizipative Prozesse, aufsuchende Arbeit und Empowerment gehören zu ihrem Repertoire.
Warum braucht es Soziokulturelle Animation im Altersbereich?
Gerade im Altersbereich liegt ein grosses Potenzial für die Soziokulturelle Animation – und ein wachsender Handlungsbedarf. Die Bevölkerung wird älter, bleibt aber länger gesund und aktiv. Dennoch ist gesellschaftliches Engagement auch im Alter kein Selbstläufer. Viele Ältere wollen sich einbringen, aber nicht zwingend über klassische Vereinsstrukturen. Die sogenannte «neue Freiwilligkeit» ist projektbezogen, flexibel – und damit ideal anschlussfähig an die Arbeitsweise der Soziokultur.
In der Westschweiz arbeiten bereits heute viele Soziokulturelle Fachpersonen im Altersbereich – auch in Altersinstitutionen, die ihre Offenheit und Innovationskraft damit bewusst nach aussen zeigen. In der Deutschschweiz ist das Tätigkeitsfeld noch weniger etabliert, gewinnt aber deutlich an Dynamik. Gemeinden und Trägerschaften entdecken zunehmend den Mehrwert von Soziokultureller Animation – etwa beim Aufbau sorgender Gemeinschaften («Caring Communities») oder bei der sozialen Aktivierung im ländlichen Raum.
Was braucht es für gelingende Teilhabe?
Zugleich stellt sich die Frage, wie Teilhabe chancengerecht organisiert werden kann. Viele soziale Projekte sind heute befristet und auf schnelle Resultate ausgerichtet. Das birgt die Gefahr, vor allem jene Menschen zu erreichen, die ohnehin gut vernetzt und partizipationserfahren sind. Gerade im Altersbereich braucht es aber einen langen Atem, Vertrauen, aufsuchende Ansätze – und die Bereitschaft, auch mit Menschen zu arbeiten, die bisher wenig Anschluss an zivilgesellschaftliches Engagement hatten.
In lokalen Sorge- und Unterstützungsnetzwerken geht es darum, Sorgeaufgaben für ältere Menschen fair zwischen Staat, Familie, Fachpersonen, Institutionen und Zivilgesellschaft zu verteilen. Soziokulturelle Altersprojekte machen ältere Menschen nicht nur zu Adressat:innen, sondern zu aktiven Stimmen. Dabei ist es entscheidend, die Zielgruppen gut zu kennen – denn die Heterogenität im Alter ist deutlich grösser als etwa bei Jugendlichen. Der vertrauensvolle Beziehungsaufbau steht im Zentrum. Um vulnerablere Personen zu erreichen, braucht es – zumindest in der Anfangsphase – aufsuchende, sensible Vorgehensweisen.
Soziokulturelle Animation für eine solidarischere Gesellschaft
Soziokulturelle Animation kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Nicht nur, indem sie Beteiligung ermöglicht, sondern indem sie strukturelle Ungleichheiten sichtbar macht und abbaut. Im Fokus steht nicht allein der gesellschaftliche Zusammenhalt, sondern auch die Frage nach sozialer Gerechtigkeit im Alter. Das macht Soziokulturelle Animation zu einem zukunftsweisenden Ansatz – und zu einem Schlüsselakteur:in für eine solidarischere Gesellschaft.
Von: Mario Störkle, Simone Gretler Heusser, Bernard Wandeler
Bild: Gettyimages
Veröffentlicht: 8. Juli 2025
CAS Alter(n) in Gemeinde und Quartier
Das CAS vermittelt Fachpersonen praxisnahes Wissen, um den Herausforderungen und Potenzialen des demografischen Wandels auf Gemeinde- und Quartierebene professionell zu begegnen. Es konzentriert sich auf die Facetten des Berufsfeldes Alter(n) und vermittelt Grundlagen und Methoden von Partizipation sowie eine sozialräumliche Perspektive.
Anmeldeschluss: 19. September 2025
Start: 17. Oktober 2025
Mehr Informationen: Webseite CAS Alter(n) in Gemeinde und Quartier
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Wir unterstützen dich, Menschen in allen Lebenslagen zu begleiten und fördern deine Urteilsbildung sowie deine Fähigkeit, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren ermutigen und motivieren unterschiedliche Menschen oder Gruppen von Menschen zur aktiven Gestaltung von Lebensräumen in Bildung, Sozialem, Politik und Kultur.
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