Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung,
Steigende Wohnkosten, Klimarisiken, demografischer Wandel und zunehmende Komplexität prägen die Entwicklung von Gemeinden und Städten. Der MAS Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung der HSLU vermittelt das nötige Wissen, um diese aktiv zu gestalten – und verbindet dabei soziale, räumliche und regionalökonomische Perspektiven.
Wohnraum wird immer teurer, das Klima verändert unsere Lebensräume, die Menschen werden immer älter und das Zusammenleben wandelt sich. Der MAS Integrale Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung der HSLU greift genau diese Themen auf. Er wird gemeinsam von den Departementen Soziale Arbeit und Wirtschaft der Hochschule Luzern getragen und verbindet deren unterschiedliche Sichtweisen. Im Interview erklären die Co-Leitenden Miriam Meuth und Markus Gmünder, wie der Weiterbildungs-Master Fachpersonen auf ihre Aufgaben in der Praxis vorbereitet.
Miriam Meuth: Sehr präsent ist die Frage nach bezahlbarem und angemessenem Wohnraum. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels – von Hitzeinseln bis zu Gemeinden, die vermehrt Naturgefahren ausgesetzt sind. Ebenso prägt der demografische Wandel die Entwicklung: Wie gestalten wir Wohnformen, die älteren Menschen gerecht werden? Wie stellen wir sicher, dass alle Zugang zu wichtigen Infrastrukturen haben? Und werden Menschen in Entscheidungsprozesse einbezogen – oder bleiben sie aussen vor? Die damit verbundenen sozialräumlichen Fragen und eine soziokulturelle Grundhaltung sind zentral.
Markus Gmünder: Zusätzlich erleben wir eine starke Beschleunigung und eine zunehmende Komplexität: Gesellschaftliche Ungleichheiten nehmen zu, wirtschaftliche Unsicherheiten wachsen. Gemeinden geraten unter Druck, ihre öffentlichen Aufgaben weiterhin finanzieren zu können und als Standorte attraktiv zu bleiben. Klar ist: Viele Herausforderungen lassen sich nicht mehr in klassischen Zuständigkeitslogiken lösen. Sie überschreiten fachliche Grenzen und erfordern inter- sowie transdisziplinäre Zusammenarbeit.
Markus: Es geht darum, vom Silodenken wegzukommen. In der Praxis arbeiten viele Akteur:innen parallel nebeneinander – beispielsweise aus der Sozialen Arbeit, der Raumplanung, der Standortförderung oder der Immobilienentwicklung. Der MAS sowie unsere dazugehörenden CAS bringen diese Perspektiven zusammen. Die Teilnehmenden lernen, wie soziale, räumliche und regionalökonomische Veränderungen zusammenspielen – und warum es entscheidend ist, die Perspektive der anderen Disziplinen zu verstehen.
Miriam: Zentral ist der Blick der Nutzenden. Wenn Architektur und Planung an den Bedürfnissen der Menschen vorbeizielen, entstehen ungenutzte Plätze, Einsprachen oder Fehlplanungen. Deshalb denken wir den planerisch-baulichen Prozess immer mit dem sozialen zusammen. Diese Haltung zieht sich als roter Faden durch den gesamten MAS.
Miriam: Bei Partizipation geht es um Fragen nach Teilhabe- und Teilnahmemöglichkeiten – sowohl in Planungsprozessen als auch im alltäglichen Quartierleben. Partizipation ist nicht nur eine Methode, sondern eine Haltung, ein gemeinsam zu gehender Weg, der bereits an sich einen Wert hat. Im CAS vermitteln wir wichtige Elemente für sozialräumliche Prozessgestaltungen: Moderation, Umgang mit Zielkonflikten und Methoden, die wirklich unterschiedliche Gruppen erreichen. Das heisst, es gilt auch Kinder, Senior:innen oder Menschen mit weniger Erfahrung, ihre Perspektiven in Prozesse einzubeziehen. Wichtig ist: Partizipation muss früh beginnen und nicht erst dann, wenn Probleme auftauchen.
Markus: Wir zeigen, wie Prozesse angelegt sein müssen, damit sie tragfähig bleiben. Dazu gehört, relevante Akteur:innen früh zu identifizieren, geeignete Formate zu wählen und die Ergebnisse in die Umsetzung zu überführen – auch über die Realisierungsphase hinaus. Teilnehmende arbeiten im CAS mit eigenen Fällen, analysieren erfolgreiche wie schwierige Projekte und konzipieren einen vollständigen Partizipationsprozess.
Miriam: Die Wohnungskrise ist ein wiederkehrendes Thema, das historisch betrachtet in Wellen kommt. Gemeinden und Städte brauchen deshalb eine aktive Wohnraumstrategie. Wir vermitteln Grundlagen zur Wohnpolitik, zu wichtigen Datenquellen oder thematisieren soziale Ungleichheit im Kontext von Wohnen wie Segregation und Gentrifizierung. Und wir zeigen, wie Gemeinden proaktiv handeln können z.B. mit einer aktiven Bodenpolitik, gemeinnützigem Wohnungsbau oder Alters- und Wohnstrategien.
Markus: Darauf aufbauend geht es um konkrete Instrumente: Anreizsysteme wie Dichteboni, raumplanerische Massnahmen oder Modelle für preisgünstigen Wohnraum. Neu bieten wir Wahlmöglichkeiten via die sogenannten Short Advanced Studies innerhalb des CAS an. Das sind kurze Vertiefungsmodule etwa zu Wohnen im Alter, sozialverträglicher Innenentwicklung und Transformation oder Siedlungscoaching. Viele Teilnehmende kommen mit einer spezifischen Frage und erhalten bei uns die breitere Perspektive, die es heute braucht.
Markus: Der MAS sowie die beiden CAS richten sich an Fachpersonen aus Sozialer Arbeit, Verwaltung, Planung, Architektur, Regionalentwicklung, Politik, Genossenschaften oder Immobilienverwaltungen. Sie alle gestalten Entwicklungen vor Ort mit, und zwar nicht alleine, sondern in (inter-)kommunaler Zusammenarbeit.
Miriam: Teilnehmende erweitern ihren Horizont. Sie lernen, komplexe Situationen aus sozialräumlicher und regionalökonomischer Perspektive zu betrachten. Gleichzeitig erwerben sie einen klar strukturierten methodischen Werkzeugkoffer, um Prozesse anzustossen, zu begleiten und zu verstetigen. Wichtig ist uns auch: Der MAS ist formal an der Sozialen Arbeit angesiedelt, aber ein echtes Co-Produkt zweier Departemente. Dieses Zusammenspiel prägt das Programm und macht es einzigartig.
Von: Ismail Osman
Veröffentlicht: 2. Dezember 2025
CAS Soziale und räumliche Entwicklungsprozesse partizipativ gestalten
Der CAS vermittelt, wie soziale und räumliche Entwicklungen gemeinsam mit der Bevölkerung gestaltet werden können. Teilnehmende lernen, Prozesse professionell zu initiieren, zu moderieren und nachhaltig umzusetzen.
Warum dieser CAS? Viele Herausforderungen in Gemeinden, Städten und Quartieren lassen sich nicht mehr mit klassischen Verfahren lösen. Es braucht interdisziplinäre, kooperative und (inter-)kommunale Zusammenarbeit – und Methoden, die unterschiedliche Gruppen früh einbeziehen.
Sie lernen:
Info-Veranstaltung: Online am 15. Januar 2026 von 18:15 – 19:45
Anmeldeschluss: 31. Januar 2026 – Hier anmelden!
MAS Integrale Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung
Der MAS war vor über 20 Jahren die erste Weiterbildung in der Schweiz, die sozialräumliches Denken, Partizipation – also eine soziokulturelle Grundhaltung – mit regionalökonomischen Zugängen konsequent in die Gemeinde- und Stadtentwicklung integrierte. Nun wurde der MAS umfassend überarbeitet und greift, nebst den bisherigen auch neue, drängende Problemstellungen auf.
Der MAS verbindet soziale, räumliche und regionalökonomische Perspektiven und qualifiziert Fachpersonen dazu, Entwicklungsprozesse in Gemeinden, Städten und Regionen gemeinsam mit der Bevölkerung zu analysieren, zu planen und nachhaltig zu gestalten.
Info-Veranstaltung: Online am 15. Januar 2026 von 18:15 – 19:45

Miriam Meuth ist Dozentin und Projektleiterin am Institut für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Sie ist Co-Programmleiterin des MAS Integrale Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung und Weiterbildungsverantwortliche des Instituts.

Markus Gmünder ist Co-Leiter des Kompetenzzentrums Regionalökonomie am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Er ist Dozent sowie Co-Programmleiter des MAS Integrale Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung.
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