Das Kafi Klick ist ein Internetcafé für armutsbetroffene Menschen in der Stadt Zürich. Es bietet acht kostenlose Computerarbeitsplätze und freien Internetzugang an. Das Team im Kafi Klick
unterstützt die Besucher*innen niederschwellig beim Bedienen der Computer und unterstützt sie im Umgang mit dem Internet. Auf Wunsch der Klientel führt das Team bei schwierigeren
Anliegen auch Beratungen durch. Die Unterstützung ist vielfältig: Die Mitarbeiter*innen assistieren bei der Wohnungssuche, bei der Arbeitssuche, bei Bewerbungshürden, beim Verfassen und Übersetzen von Briefen und bisweilen auch bei rechtlichen Angelegenheiten. Ebenfalls vermittelt das Team die Besucher*innen an weitere – der Klientel oftmals unbekannte – Stellen und Unterstützungsangebote in der Stadt und im Kanton Zürich. Mit seinem Engagement verhilft das Kafi Klick armutsbetroffenen Personen zu ihrem Menschenrecht auf Information (Artikel 19) und ermöglicht ihnen damit gesellschaftliche Teilhabe.
Das Kafi Klick ist jedoch mehr als eine reine Informationsdrehscheibe. Der Ort lädt ein, um Zeitung zu lesen, in der Bücherecke zu verweilen, die kostenlose Suppe zu kosten und in der Kleiderbörse zu stöbern. Und natürlich ist das «Klick» ein Treffpunkt, wo man mit Freunden und Bekannten einen Kaffee trinken kann. Die günstige Lage im Quartier Wiedikon und die gute Verankerung in der Nachbarschaft bewirken zusätzlich, dass das Kafi sehr gut besucht wird, sowohl von Anwohnern als auch von Personen aus anderen Quartieren.
Der Verein Kafi Klick sieht das Café denn auch ausdrücklich als Ort der Begegnung und möchte damit der armutsbedingten sozialen Isolation seiner Klientel entgegenwirken. Aus den Begegnungen im Café entstehen persönliche Beziehungen, diese wiederum fördern den Austausch, bestärken die Besucher*innen und befähigen sie letztlich zur Selbsthilfe. Der Verein Kafi Klick ergreift politisch eindeutig Partei für armutsbetroffene Menschen und äussert sich dezidiert zu den Problemen und Lebensbedingungen seiner Klientel.
In den Schaufenstern des Cafés hängen Zeitungsartikel, Transparente und viele weitere Informationen zu Armut und dem Menschenrecht auf Information. Auch gibt das Kafi dreimal jährlich ein Bulletin zu aktuellen Fragen bezüglich Armut heraus – mit einer gedruckten Auflage von immerhin 800 Stück.
Getragen wird das seit 2009 existierende Internetcafé zu knapp einem Fünftel von der Stadt Zürich, zu gut vier Fünfteln von privaten Spenden und Stiftungen.
Ziel: Zugang zu digitalen Informationen schaffen und die Menschen befähigen, einen Umgang mit digitalen Medien zu finden.
Der Verein Kafi Klick hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen armutsbetroffener Menschen in der Schweiz zu verbessern.
HSLU: „Woher habt ihr die Hardware?”
S: “Computerspenden sind am einfachsten zu erhalten. Von Firmen erhalten wir zum Teil 20 Stück aufs Mal. Diejenigen Computer, die im Kafi nicht gebraucht werden, werden an Klientel weitergegeben. Ein Freiwilliger setzt sie jeweils auf.”
HSLU: „Welche Besuchergruppen und Altersklassen nutzen das Kafi Klick?”
S: ”Der Grossteil ist zwischen 30 und 60 Jahre alt (…), sehr viele Leute arbeiten im Niedriglohnsektor, bewegen sich zum Teil zwischen Niedriglohnsektor und Sozialhilfe hin und her, viele Leute, die Spanisch sprechen, also viele Leute aus dem südamerikanischen Raum (…), viele Personen, die bereits im Asylverfahren waren und die jetzt den Status F oder B haben. Viele Schweizer auch, was dort auffällt, ist, dass dies häufig Leute sind, die nicht gut vernetzt sind, die eher einsam sind (…), die sich häufig nicht getrauen zu sagen, dass sie von Armut betroffen sind, das ist dort [bei den Schweizer*innen] viel stärker. Sie sind noch mehr isoliert und für sie ist der Treffpunkt besonders wichtig.”
HSLU: „Kannst du uns etwas über die letzte Petition erzählen, an der ihr mitgewirkt habt?”
S: “Wir hatten eine Petition, und es ging darum, dass die Bewerbungspflicht während der Corona-Zeit aufgehoben werden sollte. Aus zwei Gründen eigentlich: erstens, weil es keine Jobs hatte, und zweitens, weil es keine Hilfsangebote hatte in dieser Zeit. Und da wurde erst grosse Milde versprochen (…), aber im Einzelfall war es dann doch so, dass Leute sanktioniert wurden, weil sie im Mai oder im April zu wenig Bewerbungen eingereicht hatten.”
HSLU: „Spürst du Widerstand wegen eurer politischen Haltung bei offiziellen Stellen?”
S: „Nein, ich merke keinen Widerstand. Die Ämter schicken uns die Leute trotzdem, auch wenn wir ein Transparent aufgehängt haben. Ich glaube, wir haben ein Profil, dass wir auf der Seite der Leute stehen und ich glaube, das ist auch ein Grund, warum wir von gewissen Seiten Geld erhalten.”
HSLU: „Welche Bedeutung hat das Kafi Klick aus deiner Sicht für die Soziale Arbeit?”
S: „Es ist eines dieser Projekte, die wirklich parteiisch auf der Seite der Leute stehen. (….) Die Haltung ist das, was speziell ist. (….) Wir sind nicht intermediär zwischen Staat und Personen, sondern wir stehen auf der Seite der Personen.”
HSLU: „Welche Bedeutung hat das Kafi heute?”
S: „Heute haben mehr Leute Zugang zu Internet und trotzdem gibt es eine digitale Barriere. Es gibt sehr viele Leute, die entweder sprachlich oder technisch nicht mit der Entwicklung mithalten können. Daher ist es noch immer sehr wichtig, dass es ein Angebot gibt, welches die Unterstützung im Bereich Computer, Internet und Anwendung abdeckt.”
S: „Was wir sicher mehr machen wollen, ist arbeitsrechtliche Beratung und Leute unterstützen bei Konflikten mit dem RAV oder den Arbeitgebern. Es hat sich ein Netzwerk gebildet, das hier arbeitsrechtliche Beratung machen wird (…) von Leuten, die arbeitsrechtlich versiert sind und aus dem gewerkschaftlichen Flügel kommen.”
Dieser Artikel wurde am 30. März 2021 von Andrea Zimmermann, Filomena Izzo, Paulo Igrejas Mina da Silva, René Brunner verfasst und auf dem Soziokulturblog veröffentlicht.
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