Ferienwohnungen und Gentrifizierung

Gentrifizierung – sind Ferienwohnungen schuld?

In vielen Städten ist die Verdrängung einkommensschwacher Schichten (Gentrifizierung) ein kontrovers diskutiertes politisches Thema. In Berlin wird die zunehmende Vermietung von Wohnungen an Touristinnen und Touristen über die Internetplattform Airbnb als eine der wichtigsten Ursachen für fehlenden Wohnraum und steigende Mieten in der Innenstadt betrachtet. Aufgrund des grossen politischen Drucks wurde jüngst sogar ein «Zweckentfremdungsverbot» erlassen. Dass damit vor allem Aktivismus betrieben und das Problem der Verteuerung und Verknappung des Wohnens nicht wirklich angegangen wird, zeigt der Berliner Sozialwissenschaftler Andrej Holm auf dem «Gentrification Blog» mit einem Beitrag zur Frage «Wie verändert Airbnb den Wohnungsmarkt?» mit Zahlen: Bezogen auf den Berliner Wohnungsmarkt liegt der Anteil an Ferienwohnungen unter einem Prozent. Ausserdem wird die Untervermietung der eigenen Wohnung von vielen als Möglichkeit genutzt, die hohen Mieten finanzieren zu können. Damit kann also die Gentrifizierung unter Umständen sogar gebremst werden.

Der Erhalt einer guten sozialen Durchmischung in einem Quartier wird als eine der Aufgaben der Soziokulturellen Animation betrachtet. Das oben aufgeführte Beispiel zeigt aber auch, dass sich Professionelle dabei nicht mit politischen Schlagworten zufrieden geben dürfen, sondern bei der eigenen Arbeit sehr differenziert hinschauen müssen: Wie genau manifestieren sich diffus diskutierte Probleme? Was sind Ursache und Wirkung? Und vor allem: Wo besteht die Möglichkeit, eine Entwicklung zu beeinflussen? Es geht also – ganz gemäss Lehrbuch – darum, die Situation faktengestützt und genau zu analysieren, um daraus Handlungen abzuleiten. Und dies wiederum ist «business as usual» für die Soziokulturelle Animation!

Übrigens: In Zürich sorgen zurzeit statt Ferienwohnungen eher Appartements für Expats für Gesprächsstoff.

Bild Quelle: www.rbb-online.de

von: Tom Steiner