Soziokultur

Die Digitalisierung der Arbeitswelt – viel zu tun für die Soziokulturelle Animation

Die Digitalisierung der Arbeitswelt – viel zu tun für die Soziokulturelle Animation

Durch die sich weiter entwickelnde Digitalisierung wird sich unsere Arbeitswelt sehr bald verändern. Ökonominnen und Ökonomen fast aller Schattierungen sind sich da einig. Auch wenn sicher neue Arbeitsstellen dazu kommen werden, verlieren wir in den nächsten zwanzig Jahren bis zu 50% der Jobs. Die Schnellen unter uns, die «digital natives» und die gut Ausgebildeten werden wohl Alternativen finden. Was passiert mit all denen, die mit einem kleinen Bildungsrucksack zugewandert sind? Mit denen, die zu alt sind um umzusteigen? Allgemein mit Menschen, die den Kriterien der neuen Anforderungsprofile nicht entsprechen? Da sind wir von der Soziokulturellen Animation (SKA) gefordert, indem wir mögliche Perspektiven aufzeigen können.

Der Sozialpsychologe Götz Eisenberg schreibt in seinem Buch «Zwischen Amok und Alzheimer, Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus» (2015) folgendes: «Eine Gesellschaft, welche die Entstehungsbedingungen des Menschlichen ihren ökonomischen Funktionsimperativen opfert und es zulässt, dass auf die Kindheit der Kälteschatten von Elend, Indifferenz und Bindungslosigkeit fällt, darf sich nicht wundern, wenn in ihrem unwirtlichen Schoss eine Generation heranwächst, die nur noch die psychischen Korrelatformen des Marktes entwickelt: kalte Schonungs- und Rücksichtslosigkeit, moralische Indifferenz und eine latente Feindseligkeit, die jederzeit in Hass umschlagen kann.» Nun, die Prognosen von Eisenberg sind nicht sehr heiter und möglicherweise auch sehr pessimistisch aber ernst zu nehmen alleweil.

Vielleicht werden wir in den kommenden zwanzig Jahren noch ein paar Mal über das bedingungslose Grundeinkommen abstimmen. Das wäre sicher eine Alternative und böte eine andere Perspektive. Noch ist unsere Gesellschaft wohl nicht so weit. Wir von der SKA sollten uns angesichts dieser Szenarien weitere Möglichkeiten ausdenken. Auch wir sind nicht gefeit vor dieser Veränderung. Wir könnten als Antwort auf diese Veränderung weitere Handlungsfelder erschliessen. Aber wie können und sollen wir in unseren Quartieren und Regionen mit diesen Herausforderungen umgehen? Wir werden nicht mit 3-4% Erwerbslosen zu rechnen haben. Unsere Bekannten, Freunde, Familienmitglieder, die ihre Beschäftigung verlieren werden, verfügen trotz diesem Umstand über Ressourcen. Geht es darum, vorhandene Ressourcen mittels neuer Zugänge und neuer Methoden in einem anderen Kontext nutzbar zu machen? Vielleicht bietet genau die Tatsache der Digitalisierung die Möglichkeit, das Hohelied auf «Selbstverantwortung» mit solidarischen Unterklängen zu erweichen, um damit eine bestehende Dissonanz in Harmonie zu bringen. Wir von der Sozialen Arbeit ganz allgemein sind gefordert dafür zu sorgen, dass all die Leute, die drohen aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu werden, nicht aus den Maschen der Gesellschaft fallen. In den Bereichen Kulturarbeit, Integration, lokale Sozialökonomie, Zwischennutzungen usw. liegt noch Vieles brach. Schliesslich sind wir von der SKA die Fachleute für innovative und partizipative Projektbegleitungen. Wir müssen dafür sorgen, dass Eisenbergs These nicht Realität wird. Noch mehr Rassismus, Feindseligkeit und Rücksichtslosigkeit lassen wir nicht zu.


von: Bernard Wandeler

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