Die politischen Umwälzungen und die daraus entstanden Konflikte vor den Toren Europas prägen zurzeit die Berichterstattung der hiesigen Medien. Der neu erstarkte rechte politische Flügel arbeitet hinsichtlich der in Europa gestrandeten Flüchtlinge mit der Angst und Unwissenheit breiter Bevölkerungsteile. Diese populistische Politik streut Unsicherheit im Umgang mit den vielen Menschen aus Nahost, Zentralasien und Afrika, welche in Europa Zuflucht und ein besseres Leben suchen.
Migration an sich ist für die Schweiz jedoch kein Novum, vielmehr war und ist sie ein altbekanntes und tagtägliches Phänomen, welches die Schweiz als zentral gelegenes europäisches Land geprägt hat und heutzutage bewusst oder unbewusst zur helvetischen Identität gehört. Wenn man nicht selbst davon betroffen ist, so kennen sicherlich alle jemanden, dessen Familie ursprünglich aufgrund von wirtschaftlichen Gründen oder infolge von Konflikten wie jenen auf dem Balkan in die Schweiz gekommen ist. Diese Menschen sind heutzutage unsere Mitbürger, sind am gesellschaftlichen Leben eingebunden und auf dem Arbeitsmarkt sehr präsent.
Auch Professionelle der Sozialen Arbeit eignen sich durch die tägliche Arbeit eine Menge Wissen und einen reichen Erfahrungsschatz mit Menschen aus Nah und Fern an. So fördern und ermöglichen soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren beispielsweise Begegnungsräume im Jugend- oder Quartiertreff oder tragen durch Aktionen im öffentlichen Raum zur Sichtbarkeit integrativer Projekte bei. Dieses positive Erfahrungswissen gilt es im Rahmen der Arbeit wie auch im privaten persönlichen Umfeld zu teilen, damit Ängste überwunden und Grundlagen für ein friedvolles Zusammenleben gelegt werden kann. Es lohnt sich, im eigenen Bekanntenkreis aktiv an Gesprächen teilzunehmen und vermehrt auf kulturelle Gemeinsamkeiten hinzuweisen anstelle immer nach Unterschieden zu suchen. Es sollte daher neben den zuständigen Institutionen und Strukturen auch Aufgabe jedes Einzelnen sein, neu ankommenden Menschen zu empfangen und in unseren persönlichen Alltag zu integrieren, damit diese die Möglichkeit haben, in diesem für sie so fremden Land Fuss zu fassen und an der lokalen Gesellschaft teil zu haben. Dies ist nicht schwierig. Suchen wir den Kontakt zu neuen Nachbarn und Bekanntschaften aktiv, indem wir sie beispielsweise bei uns zu Hause zum Essen einladen oder sie in lokalen Vereinsstrukturen einbinden. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, um eine gelungene Integration zu erreichen. Obwohl wir Menschen uns immer mehr oder weniger durch unser Aussehen, unsere lokalen Eigenschaften oder unsere persönliche Geschichte unterscheiden – Gewisses haben wir immer gemeinsam: Wir empfinden und handeln als Mensch. Wir haben Stärken und Schwächen. Manches tun wir gerne, vor anderem schrecken wir zurück. Machen wir es uns somit einfach und nehmen neue Mitbürgerinnen und Mitbürger so wahr wie sie sind – als Menschen wie du und ich!
Flucht nach Europa – Ein neues Leben in der Fremde
Während der internationalen Blockwoche vom 30. Januar bis 3. Februar 2017 blickten rund 150 Studierende der Sozialen Arbeit über die eigenen Grenzen hinaus. Gäste aus dem In- und Ausland haben Berichte, Forschungen, Projekte und Programme vorgestellt. Sie haben dargelegt, wie sich Zuflucht-Suchende in der Aufnahmegesellschaft organisieren, zurechtfinden und mit welchen Herausforderungen sie sich in diesem Kontext konfrontiert sehen. Mit welchen Erfahrungen kommen Zuflucht-Suchende in Europa an? Wie ist es ihnen möglich, ein neues Leben in der Fremde aufzubauen? Mit welchen Intentionen können Aufnahmeländer dabei unterstützend wirken? Was sind hinderliche Aspekte im Aufbau neuer Perspektiven?
Vier Studierende haben zu dieser Blockwoche eine Blogreihe verfasst und erläutern unterschiedliche Perspektiven.
von: Kilian Müller
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