Zuflucht-Suchende werden durch Kriege, Verfolgung und Unterdrückung gezwungen ihr Land zu verlassen. Dass eine Flucht nicht freiwillig geschieht, zeigt sich während der internationalen Studienwoche in den Begegnungen mit Menschen, die in der Schweiz Zuflucht suchen.
Ein Zuflucht-Suchender aus Syrien erzählt uns von seinem Leben in Syrien. Ein charismatischer Mann, der trotz den schrecklichen Erlebnissen seinen Humor nicht verloren hat. Er und seine Familie hatten in Syrien ein schönes Leben gehabt. Fast zu lange haben sie gewartet mit der Flucht. Jedoch blieb ihnen keine andere Wahl. Die Universität lag in Trümmern, er verlor seine Arbeit und sein Einkommen. Sie lebten in ständiger Angst. 13 Menschen sind vor seinen Augen gestorben. Er ist mit seiner Familie geflüchtet, weil sie in Syrien kein Leben mehr hatten. Die Flucht war nicht weniger gefährlich und in den Flüchtlingslagern herrschte Hoffnungslosigkeit. Die Erinnerungen des Krieges und der Flucht verfolgen ihn weiterhin, auch hier in der Schweiz. Es sind Dinge die zuerst verarbeitet werden müssen.
Ein 26-jähriger Eritreer, der nun seit anderthalb Jahren in der Schweiz lebt, erzählte wie schwierig es für ihn sei, sich in der Schweizer Gesellschaft zurecht zu finden. In Eritrea hatte er den Kindern auf der Strasse immer Früchte geschenkt. Dies wollte er auch hier in der Schweiz tun, doch die Eltern dieser Kinder hatten jeweils keine Freude. Er findet keine Arbeit, da sein Deutsch zu wenig gut ist. Paradoxerweise ist ihm aber der Zugang zum Deutschkurs verwehrt.
Ein weiteres Beispiel erläutert uns R. aus Äthiopien. Er hat einen negativen Asylbescheid erhalten. Seit sechs Jahren engagiert er sich als Freiwilliger. Er spricht zwar sehr gut Deutsch, arbeiten darf er aber trotzdem nicht. Ich staune wie er immer noch positiv bleiben kann. Er erklärt, dass er an das Gute denke, dass er Freunde habe und gesund sei. Würde er an die negativen Dinge denken, hätte er längst keine Hoffnung mehr.
Meiner Meinung nach ist die Schweiz ein Land, in dem sich Menschen oft über ihre Arbeit definieren. Trotzdem dürfen nicht alle geflüchteten Menschen Deutschkurse besuchen, die Ihnen den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern würden. Andere Personen hingegen dürfen aufgrund ihres Asylstatus nicht arbeiten. Es geht aber nicht nur um die rechtlichen Rahmenbedingungen, sondern auch um die Art wie wir Schweizerinnen und Schweizer den Zuflucht-Suchenden begegnen. Als Soziokulturelle Animatorin sehe ich es als meine Aufgabe, Raum für Begegnungen zu schaffen, um den kulturellen Austausch zu fördern, damit so Vorurteile abgebaut werden können. Auch in der Jugendarbeit steckt viel Potential um Menschen mit Fluchthintergrund die Integration und Inklusion in unsere Gesellschaft zu erleichtern.
Auch du kannst helfen. Auf der Webseite der Schweizerischen Flüchtlingshilfe kannst du dich informieren. Denn Möglichkeiten zu helfen gibt es unzählige.
Das Wort Flüchtling ist nur ein Begriff. Dahinter stehen Menschen mit Humor und Liebe in ihrem Herzen, die schreckliches durchlebt haben und den Anschluss in unsere Gesellschaft suchen. Sie sind eine Bereicherung für unsere Gesellschaft, denn wir können alle voneinander lernen. Wir mögen nicht alle gleich aussehen, kommen aus verschiedenen Kulturen und glauben an unterschiedliche Religionen. Aber wir haben alle ein Recht auf ein Leben in Freiheit, Frieden und Wohlstand.
Flucht nach Europa – Ein neues Leben in der Fremde
Während der internationalen Blockwoche vom 30. Januar bis 3. Februar 2017 blickten rund 150 Studierende der Sozialen Arbeit über die eigenen Grenzen hinaus. Gäste aus dem In- und Ausland haben Berichte, Forschungen, Projekte und Programme vorgestellt. Sie haben dargelegt, wie sich Zuflucht-Suchende in der Aufnahmegesellschaft organisieren, zurechtfinden und mit welchen Herausforderungen sie sich in diesem Kontext konfrontiert sehen. Mit welchen Erfahrungen kommen Zuflucht-Suchende in Europa an? Wie ist es ihnen möglich, ein neues Leben in der Fremde aufzubauen? Mit welchen Intentionen können Aufnahmeländer dabei unterstützend wirken? Was sind hinderliche Aspekte im Aufbau neuer Perspektiven?
Vier Studierende haben zu dieser Blockwoche eine Blogreihe verfasst und erläutern unterschiedliche Perspektiven.
von: Romana Brunner
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