Anfangs Jahr ist die Broschüre «Jugendpartizipation in der Gemeinde ermöglichen» des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente (DSJ) erschienen. Diese baut auf Resultaten der gleichnamigen wissenschaftlichen Studie auf, welche am Institut für Soziokulturelle Entwicklung (ISE) entstanden ist. Ziel dieser Kooperation zwischen DSJ und ISE war es, eine Lücke unter den zahlreichen Jugendpartizipationsstudien anzugehen. Die überragende Mehrzahl der Studien zu Jugendpartizipation fokussieren vor allem auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen oder auf die Arbeit mit dieser Zielgruppe– etwa wie Jugendliche für Partizipation zu motivieren sind oder welche Strukturen sich dazu bewähren. Dieses Projekt betrachtete zusätzlich auch die Seite jener Personen, welche die Jugendpartizipation in Gemeindesettings fördern sollen; insbesondere deren Bedürfnisse, Haltungen, Arbeitsweisen und Arbeitsbedingungen. Dadurch wurden auch nur wenig beachtete Arbeitsbereiche der Jugendpartizipationsförderung sichtbar; Arbeiten, die nicht in direktem Kontakt mit Jugendlichen, sondern quasi im Hintergrund stattfinden.
In der Broschüre werden die unterschiedlichen Arbeitsbereiche mit dem Bild unterschiedlicher Hüte veranschaulicht, welche Förderpersonen der Jugendpartizipation je nach Arbeitsbereich metaphorisch aufsetzen: Einen Hut für die Grundlagenarbeit, welche Förderpersonen in ihrer Gemeinde leisten, damit in Gemeinden die notwendigen Strukturen und ein geteiltes Verständnis von Jugendpartizipation in der Kommunalpolitik existiert. Ein anderer Hut steht für die direkte Arbeit mit den Jugendlichen, welche diese beispielsweise zum Partizipieren animieren, möglichst niederschwellige Bedingungen schaffen oder bereits bestehende Jugendpartizipation anerkennen und wertschätzen soll. Schliesslich steht ein dritter Hut für die Vermittlungsarbeit, welche notwendig ist, um zwischen Lebenswelten der Jugendlichen und dem politisch-institutionellen System der Gemeinde zu vermitteln, also Übersetzungsarbeit zu leisten. Mit jedem Hut sind unterschiedliche Kompetenzen gefordert, beispielsweise unterschiedliche Sensibilitäten und ein anderes Auftreten.
Unterschiedliche Hüte für unterschiedliche Arbeitsbereiche der Jugendpartizipationsförderung auf Gemeindeebene (Quelle: DSJ)
Sich zu vergegenwärtigen, dass Jugendpartizipation in der Gemeinde zu fördern nicht nur eine Frage von gelingender Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, sondern auch von gelingender Arbeit mit Kommunalpolitiker*innen, Schulleiter*innen, Stadtgärner*innen, Werkhofleiter*innen usw., bedeutet einen umfangreicheren Blick auf Jugendpartizipation einzunehmen. So kommen insbesondere auch strukturelle Aspekte der Jugendpartizipation und die Menschen, welche Gemeindestrukturen verkörpern stärker in den Fokus. Ein Jugenddelegierter aus der Romandie formulierte dies während eines Forschungsgesprächs wie folgt: «Mir hilft es sehr zu hören, dass Jugendpartizipationsförderung nicht nur soziokulturelle Animation mit jungen Menschen ist, sondern eben auch notwendigerweise Animation von Politikern und Politikerinnen und Behördenmitgliedern. Ich muss dies in meiner Gemeinde erklären, damit ich schliesslich auch die notwendigen Ressourcen für die andere Seite der Partizipationsförderung erhalte.»
Weitere Informationen zum Projekt «Jugendpartizipation in der Gemeinde ermöglichen»
Dieser Artikel wurde am 30. März 2022 von Dominic Zimmermann verfasst und auf dem Soziokulturblog veröffentlicht.
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