Erziehung, Bildung und Betreuung,
Am 15. September 2022 wurde Soziokultur-Studentin Nahid Haidari mit dem Student Award für ihren Einsatz für das Flüchtlingsparlament ausgezeichnet. Auch wenn jeweils nur eine einzige Person ausgezeichnet werden kann, lohnt sich ein Blick auf andere nominierte Projekte. Den Anfang macht Stephanie Boo mit «chn.opf».
Stephanie Boo (31) studiert im letzten Semester Soziokultur an der Hochschule Luzern. Im April 2023 wird sie am Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie Zürich (ISP) ein Master-Studium in Sexologie beginnen. Ihr Projekt «chn.opf», das für den Student Award nominiert war, unterstützt zwei Anliegen, die ihr wichtig sind: dass die Gesellschaft mit Themen wie der sexuellen Orientierung offener umgeht und dass man sich wieder öfter in der realen Welt statt auf Dating-Plattformen trifft. «chn.opf» unterstützt Menschen mit einem Beziehungswunsch dabei, andere mit dem gleichen Wunsch zu erkennen und anzusprechen. Speziell designte Buttons machen die sexuelle Orientierung und bevorzugte Beziehungsform des Gegenübers sichtbar und erleichtern das gegenseitige Finden. Boo war selbst lange Single und frustriert von Dating-Apps. So kam ihr und einer Kollegin eines Abends die Idee mit den bunten Broschen.
Stephanie Boo, weshalb braucht es das Projekt «chn.opf»?
Boo: Es ist wichtig, die Gesellschaft für Themen wie Sexualität, sexuelle Orientierung und unterschiedliche Beziehungsformen zu sensibilisieren – gerade auch, wenn sie nicht der sozialen Norm der Heterosexualität und der starren binären Geschlechterordnung von Mann und Frau entsprechen. Zudem ist es mir ein Anliegen, dass die Menschen sich wieder mehr im realen als im digitalen Leben begegnen. Meine Buttons zeigen an, ob jemand keine Vorliebe für ein bestimmtes Geschlecht hat oder eine gleich- oder gemischtgeschlechtliche Beziehung sucht und ob diese monogam, polyamor, offen oder noch einmal anders ausgestaltet sein soll. Die «Chnöpfe» erleichtern so die Kontaktaufnahme in der analogen Welt. Und nicht zuletzt ist es eine gute Sache, dass die IG Arbeit diese herstellt.
Wie viel Zeit setzen Sie dafür ein?
Boo: Als ich das Projekt startete, standen viele Hintergrundarbeiten an, zum Beispiel das Erstellen des Konzepts, der Businessplan, das Design und vieles mehr. Heute ist der Arbeitsaufwand je nach Auftragslage unterschiedlich. «chn.opf» kann auch für Partys und Veranstaltungen gemietet werden. Dafür habe ich einen Bauchladen mit Fächern für die Buttons konzipiert. Bin ich für viele Events gebucht oder plane eigene, dann arbeite ich natürlich mehr. Ich denke, durchschnittlich ist es je nach Woche ein Pensum von 20 bis 50 Prozent neben dem Studium.
Können Sie auf im Studium Gelerntes zurückgreifen?
Boo: Generell hat mir das Wissen in Fachthemen wie Gender, Soziologie, Diversity, Chancengleichheit oder Integration, das ich aus dem Studium mitgenommen habe, sehr geholfen. Auch was ich in diversen Modulen, vor allem im Bereich der Projektorganisation, gelernt habe, kann ich jetzt gut gebrauchen. Zurzeit verfasse ich meine Bachelor-Arbeit zum Thema «Digitales Kennenlernen in der Soziokulturellen Animation», für die ich viel erarbeitetes Wissen nutzen kann. Gleichzeitig lerne ich Neues dazu, was ich wiederum für «chn.opf» verwenden kann.
Was haben Sie persönlich durch Ihr Engagement gelernt?
Boo: Ich habe wohl noch nie in so kurzer Zeit so viel gelernt wie in der Zeit, seit ich mit «chn.opf» unterwegs bin. Das geht vom Erarbeiten von Konzepten und dem Organisieren und Umsetzen von Projekten über Auftritte in den Medien, den Eins-zu-Eins-Kontakt mit Stakeholdern, Webdesign, formelle und rechtliche Aspekte beim Aufbau einer Firma bis hin zum Umgang damit, dass ich erkannt und mit «chn.opf» in Verbindung gebracht werde. In diesem Zusammenhang musste ich lernen, meine Rolle zu klären und mich auch einmal abzugrenzen.
Von Eva Schümperli-Keller
Bild: Stephanie Boo
Veröffentlicht: 28. November 2022
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