Elternkurse für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Familie und Beruf zu vereinbaren ist eine Herausforderung, die viele Eltern kennen. Deshalb bietet der Verein «einfachvereinbar» Elternkurse an. Mit Smart-up unterstützt die Hochschule Luzern den Aufbau dieses Angebots.

In der Mehrheit der Familien in der Schweiz sind beide Elternteile erwerbstätig. Fast Dreiviertel der Mütter von kleinen Kindern sind erwerbstätig und immer mehr Väter reduzieren ihr Pensum zugunsten der Kinderbetreuung. Trotzdem ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiterhin schwierig. Die Gründe dafür sind vielfältig: Erstens sind traditionelle Geschlechterrollen weiterhin stark präsent. Zweitens herrscht in der Schweiz ein Staatsverständnis, welches die Wirtschaft vor staatlicher Regulierung schützt und die Kinderbetreuung als Privatsache ansieht. Entsprechend wird Kinderbetreuung als Privatsache betrachtet und es fehlen Unterstützungsmassnahmen wie eine Elternzeit oder bezahlbare Kitas. Drittens reduzieren Frauen bei der Familiengründung ihr Pensum stärker als Männer, bedingt durch die Lohnungleichheit und den geschlechtersegregierten Arbeitsmarkt.

Mit unserem Verein «einfachvereinbar» unterstützen wir Eltern dabei, Familie und Beruf miteinander in Einklang zu bringen. Wir, Anja Britschgi und Eva Granwehr, bieten Kurse an, in denen wir praktisches Wissen und Tipps vermitteln, zum Beispiel zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Arten von Kinderbetreuung (Kita, Nanny, usw.). Gleichzeitig bieten wir den Teilnehmenden Raum, damit diese sich zu ihren je eigenen «best practices» der Vereinbarkeit austauschen können. Und schliesslich leiten wir die Teilnehmenden dabei an, ihre eigene Situation zu reflektieren und die für sie passendste Lösung zu finden.

Wie es dazu kam

Beide interessieren wir uns schon lange für Vereinbarkeitsthemen – nicht nur privat mit unseren eigenen Kindern – sondern auch beruflich. Als Kindheitspädagogin, ehemalige Kitaleiterin und nun selbstständige Elterncoach kennt Anja Britschgi die Schwierigkeiten von Eltern auf individueller Ebene und bringt das pädagogische Fachwissen mit.

Als Geschlechterwissenschaftlerin, Politologin und Gleichstellungsfachfrau kenne ich die strukturellen Gründe für Herausforderungen bei der Vereinbarkeit und forsche auch aktuell als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention zu Gleichstellung und Vereinbarkeit.

Zuerst haben wir an anderen Ideen getüftelt, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vereinfachen. Nach einigem Ausprobieren und viel Austausch in unseren Netzwerken entschieden wir uns schliesslich dafür, Elternkurse anzubieten. Das Format schien uns umsetzbar, bisher einzigartig und einem grossen Bedarf entsprechend.

Daraufhin haben wir zwei Kurse entworfen und – im Sinne eines Prototypings – getestet. Die Teilnehmenden der Pilotkurse haben aufgezeigt, was funktioniert, wovon es mehr oder weniger braucht und welche weiteren Themen relevant sind. Diese erste Durchführung hat uns wichtiges Feedback eingebracht und den Bedarf klar aufgezeigt. Wir gingen daraus klüger und bestärkt hervor.

Unterstützung durch Smart-up

Gerade in der Findungsphase war die Unterstützung durch Smart-up sehr hilfreich. Mit Fragen zur Rechtsform, zur Finanzierung und zum Markenkern haben wir Expert:innen der HSLU gelöchert und sind damit viele Schritte weiter gekommen. Zudem hat der Canvas Soziale Arbeit uns dabei angeleitet, die richtigen Fragen zu beantworten, um ein tragbares Konzept zu erstellen.

An mehreren Fronten geht es nun weiter. Erstens inhaltlich: Wir überarbeiten unsere Kurse mit dem Wissen, das wir durch die Pilotdurchführung erhalten haben. Zweitens formell: Wir entwerfen unser Logo, machen Fotos für die Website, gestalten Flyer. Drittens finanziell und öffentlichkeitswirksam: Wir suchen Kooperationen, um unsere Kurse einem breiten Publikum anzubieten, bauen unsere Netzwerke aus und bewirtschaften unsere Kommunikationskanäle.

Anders als im Studium oder als Angestellte, müssen wir uns als Selbstständige um alles kümmern, nicht nur um die inhaltlichen Fragen. Das ist zwar manchmal anspruchsvoll, aber auch schön – wir können unser Angebot genau so gestalten, wie wir es für sinnvoll empfinden. Darüber hinaus haben wir den Raum und die Flexibilität, einfachvereinbar neben Haupterwerbsarbeit und Familienarbeit aufzubauen. Wir befinden uns sozusagen im ständigen Selbstversuch.

Von Eva Granwehr
Bild: Anna Steiner
Veröffentlicht: 18. April 2023