Erziehung, Bildung und Betreuung,
In einer Projektarbeit haben zwei Studentinnen der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit zusammen mit der Organisation traversa den Podcast «Los mol zue» entwickelt. Im Podcast geben sie Menschen mit einer psychischen Krankheit eine Stimme.
Im Modul Projektmethodik wurde den beiden Studentinnen Dorothee Schmid und Cheyenne Brown die Möglichkeit geboten, ein eigenes Projekt umzusetzen. Doch wie kommt man auf eine gute Idee? Dorothee absolvierte ihr Praktikum bei traversa und wurde Zeugin davon, dass es gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen viele Vorurteile gibt. Aus diesem Grund setzten sich Cheyenne und Dorothee zum Ziel, einen Einblick in das Leben von Personen mit psychischen Krankheiten zu geben.
Ihr Ziel hatten sie schnell gefunden. Etwas länger dauerte der Prozess, die Idee gut umzusetzen. «Es gibt bereits ein Bewusstsein für psychische Krankheiten in der Gesellschaft. Doch nur wenige Menschen haben persönlichen Kontakt zu Betroffenen», erklären die beiden Studentinnen. Sie prüften diverse Ideen mit dem Ziel, möglichst viele Leute zu erreichen, und entschieden sich schliesslich dazu, einen Podcast aufzunehmen. «Wir wollten den Menschen mit psychischen Erkrankungen eine Stimme geben und das Persönliche in den Mittelpunkt stellen. Und mit dem Podcast können wir viele Menschen erreichen.»
traversa ist ein Netzwerk für Menschen mit einer psychischen Erkrankung, das sich für ihre Bedürfnisse und die Verbesserung ihrer Lebenssituation einsetzt. Sowohl Betroffene als auch ihre Angehörigen erhalten von traversa die benötigte Unterstützung.
Das Netzwerk betreibt stationäre Einrichtungen wie Wohnhäuser, in denen Menschen mit einer psychischen Erkrankung in grösstmöglicher Selbstständigkeit und Eigenverantwortung leben. Zudem bietet traversa ambulante Angebote wie begleitetes Wohnen, Sozialberatung, PEERLE Peer-Arbeit und ein Tageszentrum, die den Betroffenen vielfältige Kontakte und Raum für ihre Lebensgestaltung ermöglichen.
Als Plattform für Austausch, Unterstützung und Stärkung dient traversa Menschen mit psychischen Erkrankungen. Hier haben sie die Möglichkeit, sich zu vernetzen, ihre Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Das Netzwerk trägt zur Förderung des Bewusstseins für psychische Gesundheit bei und gibt den Betroffenen eine Stimme.
Im Modul lernten die Studierenden, wie man ein Projekt plant und umsetzt. Anfangs habe das sehr theoretisch auf sie gewirkt, erinnern sich Cheyenne und Dorothee zurück. «Wir dachten zu Beginn, dass wir nicht viel benötigen, um einen Podcast aufzunehmen. Einen Raum, ein Mikrofon – und dann wollten wir den Podcast selbst moderieren und schneiden.»
Während der Planungsphase stellten die beiden Studentinnen jedoch fest, dass ihr Projekt wesentlich aufwendiger war als gedacht. Die Umsetzung des Podcasts erforderte viele Details: Es brauchte Schallwände für die Aufnahme, einen professionellen Moderator, einen Jingle, ein Titelbild und vieles mehr. Auch die Heranführung unserer Interviewpartnerin war eine Herausforderung. Die Planung gab den beiden jungen Frauen zwar Orientierung, doch je länger die beiden am Podcast arbeiteten, desto mehr mussten sie diesen Plan anpassen. «Letztendlich haben wir viel gelernt. Wenn wir in Zukunft ein Projekt umsetzen, sind wir sicher besser vorbereitet.»
traversa bot den beiden Studentinnen umfassende Unterstützung. Zu Beginn wurde ihnen Literatur zur Verfügung gestellt und eine Fachärztin stand ihnen zur Seite. Darüber hinaus stellte traversa die Räumlichkeiten für Sitzungen und die Aufnahme bereit und engagierte sich aktiv für die Veröffentlichung und Bewerbung des Podcasts.
«Es haben alle Beteiligten an einem Strang gezogen. Andreas Bösch, Mitglied der Geschäftsleitung von traversa, war unsere Ansprechperson und hat uns jederzeit tatkräftig unterstützt und er konnte uns die Erwartungen von traversa vermitteln.» Auch Dominic Dillier, der Moderator des Podcasts, half den beiden Studentinnen in allen Belangen beim Umsetzen des Podcasts. «Ohne seine Expertise wäre es schwierig geworden. Wir sind ihm dafür unendlich dankbar.»
Die Arbeit am Podcast war für Dorothee und Cheyenne zwar erfüllend, aber auch sehr intensiv. Für das Projekt verzichteten sie auf Ferien und viel Freizeit. Gleichzeitig befürchteten sie, der enorme Aufwand lohne sich nicht, weil sich niemand für den Podcast interessiere.
Dann kam es zur ersten Aufführung im Tageszentrum von traversa in Luzern. Es waren viele Mitarbeitende und Betroffene anwesend. Die Stimmung war gut. Und als sie den Podcast ausstrahlten, hörten alle gebannt zu. Die Menschen waren begeistert und gaben den Studentinnen zahlreiche positive Rückmeldungen. «Es war wertvoll zu sehen, wie der Podcast Menschen dazu anregte, sich auszutauschen. Die Resonanz war überwältigend und bestätigte, dass unsere Arbeit wichtig ist», freuen sich die beiden Studentinnen.
Die Projektarbeit von Dorothee Schmid und Cheyenne Brown ist ein voller Erfolg. Ihr Podcast gibt Menschen mit psychischen Erkrankungen eine Stimme. Die beiden Studentinnen haben nicht nur viel gelernt, sondern auch die Gewissheit gewonnen, dass sie auch in Zukunft Projekte erfolgreich umsetzen können. Und der Podcast «Los mol zue» wird zusammen mit dem Moderator Dominic Dillier weitergeführt.
In der ersten Podcast-Folge geht es um Eva, welche seit 35 Jahren mit einer diagnostizierten Schizophrenie lebt. Im Gespräch erzählt sie über ihr Leben mit der psychischen Krankheit, ihre Freuden, Wünsche und Sorgen.
Podcast-Folge auf Spotify: Eva – Schizophrenie
Von: Roger Ettlin
Bild: traversa
Veröffentlicht: 4. September 2023
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Kommentare
3 Kommentare
Tobias
Sehr interessant, liebe Dorothée - spannend, aufschlussreich und anregend - TOLL!
Vera Müller
Danke für den Beitrag
Peter
Ein wirklich spannender Podcast
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.