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«Es gibt noch viel zu tun, um gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen»

«Es gibt noch viel zu tun, um gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen»

Suzanne Lischer, Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, wurde kürzlich in die Eidgenössische Kommission für Fragen zu Sucht und Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (EKSN) wiedergewählt. Im Interview gibt sie uns Einblicke in ihre Arbeit.

1. Herzliche Gratulation zu Ihrer Wiederwahl in die EKSN! Können Sie uns mehr über Ihre Rolle in dieser Kommission erzählen?

Vielen Dank! In der Kommission bringe ich insbesondere meine Expertise für Geldspielsucht ein. Wir sind eine interdisziplinäre Gruppe, die an einer kohärenten Regulierung psychoaktiver Produkte arbeitet, d. h. Substanzen und Verhaltensweisen, die die Wahrnehmung verändern. Meine Erfahrungen helfen, das Ziel einer fairen und effektiven Politikgestaltung zu erreichen, besonders für sozioökonomisch benachteiligte Gruppen. Als Teil dieser Kommission bin ich unter anderem aktiv in die Entwicklung von Strategien und Massnahmen involviert, die darauf abzielen, die öffentliche Gesundheit zu verbessern und das Risiko von Suchterkrankungen zu minimieren.

2. Sie haben eine beeindruckende Karriere in der Gesundheits- und Präventionsexpertise. Was motivierte Sie, sich in diesem Bereich zu spezialisieren?

Mein Weg begann in der Sozialarbeit, gefolgt von einem Studium der Gesellschaftswissenschaften und einem Doktorat in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Vor Kurzem habe ich auch einen Master in Public Health abgeschlossen. Die Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung hat mich sehr bewegt. Ich möchte als Wissenschaftlerin dazu beitragen, gesundheitliche Chancengerechtigkeit herzustellen. Denn nach wie vor ist es so, dass die soziale Herkunft einen starken Einfluss auf die Gesundheit und auf das Suchtverhalten hat.

3. Sie leiten unter anderem Forschungsprojekte zu Geldspiel und Selbsthilfe. Warum sind diese Bereiche in der Gesundheitsförderung und Prävention wichtig?

Diese Themen sind essenziell, weil sie direkte Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden und die Gesundheit haben. Wenn es um Spielsucht geht, befasse ich mich etwa mit der Evaluierung der Effektivität von Spielsperren, ein Bereich, der in der Schweiz bisher wenig erforscht wurde. Im Rahmen eines anderen Projekts befasse ich mich mit der Selbsthilfe als komplementäres Angebot der hiesigen Gesundheitsversorgung. Die Selbsthilfe trägt dazu bei, das Selbstmanagement von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen zu stärken und resultiert in einer gesünderen Gemeinschaft.

4. Wie trägt Ihre Forschung dazu bei, risikobehaftetes Verhalten bei Spieler:innen zu identifizieren und zu verhindern?

Ich kann ein konkretes Beispiel nennen. Vor einigen Jahren führte ich gemeinsam mit Kollegen eine Studie durch, in der wir die E-Mail-Kommunikation von gesperrten und nicht gesperrten Spielenden mit dem Kundendienst eines Online-Casinos verglichen. Auf diese Weise gelang es uns, Indikatoren zu identifizieren, welche für die Früherkennung eines problematischen Spielverhaltens verwendet werden können. Dieses Modell wird heute von Online-Casinos weltweit angewendet und trägt damit zur Prävention von Spielsucht bei.

5. Wie sehen Sie die Zukunft der Prävention und Gesundheitsförderung?

Ich sehe grosse Chancen in der stärkeren Betonung von Empowerment und Selbstmanagement, vor allem für vulnerable Gruppen. Im Moment wird die NCD-Strategie des Bundes (NCD: non communicable diseases bzw. nichtübertragbare Krankheiten) überarbeitet. Die soziale Ungleichheit wird darin stärker berücksichtigt, das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt jedoch noch viel zu tun, um gesundheitliche Chancengleichheit zu herzustellen.

Von: Oliver Tubic
Veröffentlicht: 29. Januar 2024

Suzanne Lischer

Prof. Dr. Suzanne Lischer

Suzanne Lischer ist seit 2011 Dozentin und Projektleiterin der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Sie ist diplomierte Sozialarbeiterin, hat einen Doktortitel in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin sowie einen Master of Public Health der Universitäten Basel, Bern und Zürich. Ihre beruflichen Schwerpunkte umfassen Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext der Sozialen Arbeit.

Weiterbildungen zum Thema Prävention und Gesundheitsförderung an der HSLU
In unseren Weiterbildungen lernen die Teilnehmenden, Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung nicht auf einmalige Aktionen zu beschränken, sondern auf nachhaltige Veränderungen bei Individuen und Organisationen auszurichten.

✏️ Wissen Sie übrigens, dass man an der HSLU bald auch Pflege und Medizintechnik/Life Sciences auf Bachelor-Stufe studieren kann?

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