Arbeitsintegration,

Weiterbildung

«Inklusion ist kein Nice-to-have, sondern ein Menschenrecht»

«Inklusion ist kein Nice-to-have, sondern ein Menschenrecht»

Die Arbeitswelt ist im Wandel – und mit ihr die Anforderungen an Inklusion und Arbeitsintegration. Das überarbeitete CAS Zukunftsorientierte Arbeitsintegration und Inklusion geht diese Herausforderungen mit einem modularen Aufbau, einer integrierten Studienreise und modernen Lösungsansätzen an. Damit bietet das Programm den Teilnehmenden die Werkzeuge, um die Zukunft eines inklusiven Arbeitsmarkts in der Schweiz aktiv mitzugestalten.

1. Im Fokus des CAS Zukunftsorientierte Arbeitsintegration und Inklusion stehen die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen aus diesem Bereich. Welches sind hier die dominierenden Themen?

Nadin Saxer: Die Arbeitswelt verändert sich in rasantem Tempo. Die Digitalisierung zum Beispiel schreitet voran und hat einen gewaltigen Einfluss auf den Arbeitsmarkt und die gesamte Gesellschaft. Während viele Stellenprofile komplexer und anforderungsreicher werden, steigt zugleich die Anzahl der Menschen, die wegen psychischer Schwierigkeiten ihren Job verlieren. Diese Herausforderungen erfordern von den Akteuren in der Arbeitsintegration innovative Ansätze, die die Selbstbestimmung und Autonomie der Betroffenen gezielt stärken.

Elisa Fiala: Eine wichtige Rolle spielt auch die UNO-Behindertenrechtskonvention. Diese beschreibt unter anderem das Recht von Menschen mit Behinderung auf Arbeit auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen. Dieses Recht auf Arbeit schliesst die Möglichkeit ein, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, die frei gewählt oder frei angenommen wird. Das bedeutet nichts anderes, als allen Menschen einen Zugang zum 1. Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Heute sind der 1. und der 2. Arbeitsmarkt in der Schweiz jedoch noch zu stark separiert. Mit unserem CAS wollen wir einen Teil dazu beitragen, dass sich dies in Zukunft ändert.

Nadin Saxer: Weil die Schweiz die Konvention vor zehn Jahren als 144. Staat und damit sehr spät unterzeichnet hatte, hinken wir hier dem Ausland hinterher. Noch immer wird es fast als wohltätig angeschaut, wenn Arbeitgebende etwas für Menschen mit Behinderungen tun. Dabei ist klar: Inklusion ist kein Nice-to-have, sondern ein Menschenrecht.  

2. Die Weiterbildung wurde kürzlich komplett überarbeitet. Neu ist unter anderem der modulare Aufbau des CAS. Welche Vorteile bietet dieser den Teilnehmenden?

Nadin Saxer: In dieser Weiterbildung ist die Heterogenität besonders gross. Unter den Teilnehmenden sind Fach- und Führungspersonen aus gemeinnützigen Organisationen, Mitarbeitende von Behörden und Verwaltungen, Job-Coaches, Verteter:innen von Arbeitgebenden, Arbeitsagog:innen und Fachpersonen der Arbeitsintegration. Diese Vielfalt macht das CAS ungemein spannend und bereichernd. Die verschiedenen Fachseminare können frei ausgewählt werden und bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit zur individuellen Vertiefung in jenen Bereichen, die für sie besonders relevant sind.

Elisa Fiala: Die Bandbreite der Fachseminare ist breit: Das Angebot reicht von strategischen Themen wie einem Grundlagenkurs zur Wirkungsorientierung bis hin zu praktischen Tipps für eine motivierende Gesprächsführung. Interessant ist, dass die Fachseminare auch externen Teilnehmenden offen stehen. Das steigert den Mehrwert und den disziplinübergreifenden Austausch zusätzlich und vergrössert das Netzwerk der Teilnehmenden.

3. Eine Besonderheit des CAS-Programms ist auch die integrierte Studienreise. Welchen Mehrwert bietet die Reise für die Teilnehmenden?

Nadin Saxer: Im letzten Lehrgang haben wir damit begonnen, einzelne Blöcke nicht an der HSLU, sondern in den Räumlichkeiten von Arbeitsintegrationsbetrieben durchzuführen, um so gleichzeitig auch ihre sozial innovativen Ansätze kennen zu lernen. Dazu haben wir von den Teilnehmenden viele positive Rückmeldungen erhalten. Nun haben wir fix eine dreitägige Studienreise in der Schweiz im Programm. Diese bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit,  verschiedene Konzepte, Akteure und Perspektiven kennenzulernen.

Elisa Fiala: Wir sind überzeugt, dass solche «Feldbesuche» den Lerneffekt multiplizieren. Die drei Tage bieten den Teilnehmenden einen direkten Einblick in die Arbeit und die Sichtweise verschiedener Akteure. Wenn die Studierenden draussen unterwegs sind, fühlen, riechen und sehen sie die Praxis hautnah. Das führt zu einer besonders wertvollen und gewinnbringenden Lernatmosphäre.

4. Im CAS-Programm kommen auch innovative Methoden wie Design Thinking zum Einsatz. Wie wird dieser Ansatz konkret angewendet?

Nadin Saxer: Design Thinking ist eine kundenzentrierte Methode, um bestehende Modelle neu zu denken und aus der Perspektive der Nutzer:innen Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. Einige Teilnehmende bringen bereits Erfahrung mit Projektmanagement mit – Design Thinking erweitert mit dem partizipativen Ansatz ihr Methodenwissen entscheidend und öffnet das Denken.

Elisa Fiala: Bei dieser Anpassung handelt es sich ein Stück weit um einen Paradigmenwechsel: Wir präsentieren nicht die eine Lösung für ganze Gruppen, sondern beachten immer die individuelle Situation der einzelnen Personen. Die Methode bestärkt die Teilnehmenden darin, kreativ, menschenzentriert und zukunftsorientiert zu denken, entwickeln und handeln.

Wichtig ist zu verstehen, dass es im Bereich der Arbeitsintegration und der Inklusion nie nur eine Lösung gibt. Die Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Personen, die sie betreffen.

5. Welche zentralen Fähigkeiten erwerben die Teilnehmenden durch das CAS – und wie können sie diese in ihrer beruflichen Praxis anwenden?

Nadin Saxer: Um die Inklusion von Menschen mit Behinderung oder anderen Hürden in die Arbeitswelt zu fördern, sind Angebote gefragt, welche die Selbstbestimmung und Autonomie von erwerbslosen Menschen beim Finden einer passenden Arbeit stärken. Die Teilnehmenden erhalten einen sozialpolitischen und rechtlichen Überblick über den Sektor der Arbeitsintegration und Inklusion, lernen aktuelle Fragen, Akteure und Spannungsfelder zwischen ihnen kennen und sollen inspiriert werden von unterschiedlichen, sozial innovativen Lösungsansätzen.

Elisa Fiala: Wichtig ist zu verstehen, dass es im Bereich der Arbeitsintegration und der Inklusion nie nur eine Lösung gibt. Ganz im Gegenteil: Die Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Personen, die sie betreffen. Unsere Teilnehmenden lernen, mit offenem Geist an neue Problemstellungen heranzutreten, mit konkreten Methoden Bedarfe zu erkennen, diese zu analysieren und einzuordnen – und anschliessend bedarfs- und nutzerorientierte Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Von: Daniel Schriber
Veröffentlicht: 27. August 2024

CAS Zukunftsorientierte Arbeitsintegration und Inklusion

Das CAS Arbeitsintegration bietet dir die Möglichkeit, fundiertes Fachwissen mit innovativen Ansätzen zu verbinden, um Menschen erfolgreich in den sich wandelnden Arbeitsmarkt zu integrieren. Du lernst, wie du theoretische Grundlagen gewinnbringend in die Praxis überträgst und auf die individuellen Bedürfnisse von Klient:innen eingehst. Unsere praxiserfahrenen Dozierenden unterstützen dich dabei, zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln, die Selbstbestimmung und Autonomie fördern und den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht werden.

Infoveranstaltungen: 9. September / 28. Oktober / 2. Dezember 2024

Start: 17. Februar 2025

Mehr Infos: Webseite CAS Arbeitsintegration

CAS Supported Employment

Das CAS Supported Employment bietet dir die Möglichkeit, einen innovativen Ansatz zur Arbeitsintegration zu erlernen, der Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt einen sofortigen (Wieder-)Einstieg ermöglicht. Du wirst von praxiserfahrenen Dozierenden in bewährte Methoden und Fachwissen eingeführt, um diese Personen effektiv in ihrer beruflichen Entwicklung zu begleiten. Mit individuell wählbaren Vertiefungsmodulen kannst du deine Expertise weiter ausbauen und dich optimal auf die Herausforderungen in der Arbeitsintegration vorbereiten.

Infoveranstaltungen: 9. September / 28. Oktober / 2. Dezember 2024

Start: 10. März 2025

Mehr Infos: Webseite CAS Supported Employment

Nadin Saxer HSLU

Nadin Saxer

Nadin Saxerist seit 2022 Dozentin und Projektleiterin an Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Als Programmleiterin und Dozentin trägt sie die Verantwortung für das CAS Zukunftsorientierte Arbeitsintegration und Inklusion sowie für das CAS Supported Employment. Nadin Saxer verfügt über einen Master of Arts in African Studies (Universität Basel), über ein Studium in Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft (Universität Zürich) sowie über das Primarlehrdiplom (Pädagogisches Ausbildungszentrum Musegg, Luzern).

Elisa Fiala HSLU

Elisa Fiala

Elisa Fiala ist seit Oktober 2021 an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit im Kompetenzzentrum Behinderung und Lebensqualität; seit September 2023 ist sie als Dozentin und Projektleiterin tätig. Elisa Fiala promotivierte in Sozialpolitik an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften der Universität Lissabon. Sie verfügt über einen Master of Human Rights (Curtin Universität, Perth) sowie über einen Bachelor of Arts in Sozialer Arbeit (Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart.) Ab 2025 übernimmt Elisa Fiala die Leitung des MAS Arbeitsintegration.

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