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«Das neue Bachelor-Studium in Pflege ist ein Gewinn für die ganze Region»

«Das neue Bachelor-Studium in Pflege ist ein Gewinn für die ganze Region»

Fabio Knöfler ist Studiengangleiter des neuen Bachelors in Pflege, den die Hochschule Luzern ab Herbst 2024 anbietet. Im Interview erklärt er, warum es die Ausbildung auf Stufe Fachhochschule braucht, weshalb der Studiengang auf Interprofessionalität und Digital Health fokussiert und warum die ganze Zentralschweiz profitiert.

Fabio Knöfler, die Hochschule Luzern bietet ab Herbst 2024 ein Bachelor-Studium in Pflege für diplomierte Pflegefachpersonen an. Weshalb braucht es eine Pflegeausbildung auf Stufe Fachhochschule?

In der Pflege mangelt es an Fachkräften und der Bedarf steigt weiter an. Unser Studium bietet Pflegefachkräften attraktive Laufbahnperspektiven und neue berufliche Möglichkeiten. Dies stärkt ihre Berufszufriedenheit und hält sie im Job. Gleichzeitig sprechen wir mit dieser Ausbildung neue Zielgruppen an, etwa Berufs-, Fach- und gymnasiale Maturand:innen. Die Gesellschaft braucht diese zusätzlichen Pflegenden, denn wir werden immer älter. Damit gibt es immer komplexere Krankheitsbilder, mehr chronisch und mehrfach erkrankte Menschen. Für ihre Pflege braucht es spezialisiertes Wissen.

Die Pflege wird komplexer und es wird zunehmend spezialisiertes Wissen benötigt

Die Absolvent:innen des Bachelors erhalten Zugang zum Master-Studium in Pflege und damit zu ganz neuen Rollen, zum Beispiel einer Tätigkeit als Advanced Practice Nurse. Diese können unter anderem Aufgaben in der erweiterten Pflegepraxis und an der Schnittstelle zu den Hausärzt:innen übernehmen. Damit schaffen wir Möglichkeiten für innovative neue Versorgungsmodelle im Gesundheitswesen und leisten einen Beitrag zur Sicherung der Grundversorgung.

Wo liegen die Unterschiede zwischen der HF- und der neu angebotenen FH-Ausbildung?

In beiden Ausbildungen steht die individuelle Pflege kranker Menschen im Zentrum. Mit dem Bachelor in Pflege kommen neue Kompetenzen hinzu. Die Studierenden lernen zum Beispiel, den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer Patient:innen durch körperliche Untersuchungen noch vertiefter einzuschätzen sowie zu beurteilen und dadurch situationsgerecht gezielte Massnahmen einzuleiten.

Zudem liegt ein starker Fokus auf dem kritischen Denken und wissenschaftlichem Arbeiten: Die Studierenden lernen, wie sie aktuelles Wissen recherchieren und Studienergebnisse in ihren Praxisalltag und in ihr Team transferieren. Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung einer evidenzbasierten und wirksamen Pflegepraxis. Sie sind befähigt, später im Job die fachliche Führung des Pflegeteams zu übernehmen, und tragen zur Sicherung der Pflegequalität bei. Für die Absolvent:innen des Bachelors in Pflege gehen viele neue Türen auf.

Fabio-Knoefler-Vortrag-Bachelor-Pflege
Fabio Knöfler ist Studiengangleiter des neuen Bachelors in Pflege

Wem würden Sie dieses Studium empfehlen?

Allen Pflegenden, die ihr inneres «Feuer» für die Pflege schüren wollen, die ihre Handlungskompetenzen und damit auch ihre beruflichen Möglichkeiten erweitern wollen und bereit dazu sind, fachliche Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen Lust darauf haben, die Pflege, neue Formen der Gesundheitsversorgung und ihre eigene berufliche Rolle darin mitzugestalten.

Welche Voraussetzungen sollten Interessierte mitbringen?

Wir suchen Leute, welche die Pflege weiterbringen wollen. Die Freude an einer Rolle haben, die viel Gestaltungsfreiraum bietet. Die sich für die integrierte Versorgung interessieren und sie mitgestalten wollen.

Studiert man Vollzeit oder kann man neben dem Studium weiterarbeiten?

Das Bachelor-Studium für diplomierte Pflegefachpersonen wird nur berufsbegleitend angeboten. Die Studierenden arbeiten bis zu 50 Prozent im eigenen Betrieb als Pflegefachkräfte weiter. Das muss nicht im Jobprofil eines Pflege-Bachelors sein; der Betrieb muss keine Voraussetzungen erfüllen, damit jemand das Studium aufnehmen kann. Die Studierenden erhalten punktuell Aufträge, die sie in der eigenen Praxis durchführen sollen – zum Beispiel eine Fallbesprechung. Falls sich im Betrieb keine Möglichkeit dazu ergibt, finden wir eine andere Lösung.

Das Bachelor-Studium in Pflege für Personen mit gymnasialer, Berufs- oder Fachmaturität, welches wir ab 2025 anbieten, wird im Vollzeitstudium angeboten. Im Verlauf streben wir zudem ein Teilzeitstudium für FaGes an. 

Welche Aufgaben übernehmen Pflegefachkräfte mit einem Bachelor in der Gesundheitsversorgung?

Wir bilden nicht fürs Büro aus, sondern für die Pflege am Bett. Pflegefachkräfte mit Bachelor übernehmen in den Pflegeteams fachliche Verantwortung, zum Beispiel für Bereiche wie Demenz oder familienzentrierte Pflege. Dort bieten sie Schulungen für das Team an, machen «Bedside Teaching» oder arbeiten bei der Entwicklung von Pflegerichtlinien mit. Sie transferieren Studienergebnisse in Form von Handlungsanleitungen in die Praxis. Sie beraten auch direkt Patient:innen und ihre Angehörigen, zum Beispiel im Hinblick auf das Selbstmanagement ihrer Erkrankung.

Unsere Mentor:innen unterstützen die Studierenden dabei, den Inhalt des Studiums in ihr eigenes Arbeitsfeld zu übertragen, im Verlauf des Studiums in die Rolle der Pflegefachperson FH zu gelangen oder eine solche Rolle im Betrieb für sich selbst zu entwickeln.

Ab 2025 wird es auch einen Master in Pflege geben. Welche Rolle übernehmen diese Absolvent:innen in der Praxis?

Pflegende mit Master verfügen über vertiefte wissenschaftliche sowie fachliche Kompetenzen und übernehmen unter anderem Tätigkeiten in der erweiterten Pflege sowie an der Schnittstelle zum ärztlichen Aufgabenbereich. Dies können Aufgaben sein, die über ihren klassischen Verantwortungsbereich hinausgehen. So versorgen Pflegefachkräfte mit Master-Abschluss zum Beispiel als Advanced Practice Nurse in Hausarztpraxen weitgehend eigenverantwortlich chronisch kranke Menschen, etwa Patient:innen mit Diabetes. Pflegefachkräfte mit einem Master-Abschluss übernehmen viel Eigenverantwortung, sind selbstständig tätig und tragen zu einer integrierten und patientenzentrierten Versorgung bei.

In anderen Schweizer Regionen gibt es das Bachelor- und Master-Studium in Pflege schon. In der Zentralschweiz wird es nun neu angeboten. Welche Vorteile bringt das für die Region?

Der Studiengang wurde in enger Zusammenarbeit mit den Zentralschweizer Gesundheitsbetrieben entwickelt und orientiert sich konsequent an den Bedürfnissen und dem Bedarf der Praxis. Die Hochschule Luzern hilft mit, den hohen Bedarf an hochqualifizierten Pflegefachkräften in der Region zu decken. Es eröffnen sich Möglichkeiten für innovative Versorgungsmodelle, etwa, wenn Advanced Practice Nurses die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung unterstützen. Die Praxisaufträge der Studierenden binden die Betriebe in die Wissenszirkulation zwischen Theorie und Praxis ein. Die Zusammenarbeit zwischen XUND, Universität Luzern und Hochschule Luzern stärkt die Bildungsregion Zentralschweiz. Und nicht zuletzt verhindert das neue Angebot die Talentabwanderung, weil die Studierenden für das Studium und die anschliessende berufliche Tätigkeit in der Region bleiben und der Zentralschweizer Gesundheitsversorgung zur Verfügung stehen. Alle profitieren.

Was sind die besten Gründe für ein Studium in Pflege an der Hochschule Luzern?

Unser flexibles Studienmodell ist interessant für Studierende, die Privates – zum Beispiel eine Familie –, Arbeit und Studium unter einen Hut bringen wollen. Die Dauer der Ausbildung ist je nach Lebenssituation flexibel wählbar. Das Studium kann in drei oder mehr Semestern absolviert werden.

Wir haben zwei Schwerpunkte: die Interprofessionalität und Digital Health. Unsere Bachelor-Studierenden werden intensiv darauf vorbereit, in interprofessionellen Teams zu arbeiten. Immer mehr Pflegefachkräfte arbeiten in solchen Teams mit anderen Professionen wie Ärzt:innen oder Sozialarbeitenden zusammen. Wir kooperieren eng mit XUND, den diversen Departementen der HSLU und der Universität Luzern; so können die Studierenden das interprofessionelle Arbeiten schon in der Ausbildung einüben. Unser zweiter Schwerpunkt ist Digital Health. Die Digitalisierung schreitet auch in der Pflege stetig voran. Wir machen unsere Studierenden fit für die digitalen Tools des Berufsalltags, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den Departementen Technik & Architektur oder Informatik unserer Hochschule.

Wir kennen durch den Einbezug der Betriebe den Bedarf der Praxis, und bereiten die Studierenden optimal darauf vor. Sie erweitern bei uns ihr Wissen und ihre Handlungskompetenzen und öffnen neue Türen für ihre berufliche Zukunft.

Von: Eva Schümperli-Keller
Bilder: Priska Ketterer
Veröffentlicht: 25. März 2024

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