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Weiterbildung

Arbeitsintegration in Zeiten einer sich wandelnden Arbeitswelt

Arbeitsintegration in Zeiten einer sich wandelnden Arbeitswelt

Die Arbeitswelt verändert sich gerade sehr stark. Um zu verstehen, wie sich diese Veränderungen auf die Arbeitsintegration auswirken, sprachen Nadin Saxer und Armin Sehrer mit verschiedenen Beteiligten. Wichtige Themen sind die Zunahme psychischer Erkrankungen, die Bedeutung von Inklusion am Arbeitsplatz sowie die Rolle von Menschen mit Migrationshintergrund im Kontext des Fachkräftemangels.

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Arbeitsverhältnisse und -formen werden flexibler, die Organisationsstrukturen verändern sich, zunehmend werden Hierarchien in Frage gestellt. Die Arbeitswelt braucht immer mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte und die Automatisierung lässt ganze Stellenprofile verschwinden oder erst aufkommen. Obwohl diese Entwicklungen neue Möglichkeiten eröffnen, bleiben Veränderungen nicht ohne Auswirkungen.

Aktuelle Entwicklungen der Arbeitsintegration

Aktuell gibt es verschiedenen Entwicklungen, welche die Arbeitsintegration beeinflussen:

  • Die Arbeitslosenquote schwankt seit Mai 2022 um 2% und ist damit sehr tief. Die Zahl der Zuweisungen durch das RAV sind daher tendenziell tiefer.
  • Trotz Pandemie sank die Zahl der Sozialhilfebeziehenden im Jahr 2021 leicht.
  • Arbeitsintegrationsinstitutionen berichten von einer steigenden Anzahl von Klient:innen aus der Invalidenversicherung (IV).
  • Gemäss Statistik des BFS sind bei der Hälfte der IV-Beziehenden psychische Schwierigkeiten die Ursache. Besonders bei jungen Erwachsenen ist diese Tendenz seit der Pandemie steigend und Grund zur Sorge.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Arbeitsintegration? Welche Themen beschäftigen die Akteure? Wir wollten dies genauer wissen und sprachen mit verschiedenen Verteter:innen von Arbeitsintegrationsinstitutionen, Behörden sowie Expert:innen vom Fach.

Nicht alle können mit dem Tempo der Leistungsgesellschaft Schritt halten. Besonders für Menschen mit psychischen Schwierigkeiten, mehrfachen Herausforderungen, fehlenden oder nicht passenden Bildungsabschlüssen oder einem Unterbruch in ihren Biografien wie zum Beispiel einer Fluchterfahrung stellen die erhöhten Anforderungen zusätzliche Hürden im Zugang zum Arbeitsmarkt dar.

Organisationsentwicklung und Innovationen

Auch die Arbeitsintegration ist in Bewegung. Organisationen probieren neue Wege aus, um innerhalb der Rahmenbedingungen des aktivierenden Sozialstaats mehr Autonomie, Selbstbestimmung und Freiwilligkeit für ihre Klient:innen zu ermöglichen. Sie sind davon überzeugt, dass dies sowohl für die Motivation der Klient:innen wie auch für ihre Entwicklung und das Erfahren von Selbstwirksamkeit wichtige Voraussetzungen sind. Viele dieser Organisationen zeigen ihre Innovationskraft, indem sie sich an den Bedürfnissen der Klient:innen orientieren und gleichzeitig aktiv nach Kooperationen und Partnerschaften mit Wirtschaft, Non-Profit-Organisationen oder der öffentlichen Hand suchen.

Die Organisation Grundlagenwerk beispielsweise entwickelt innovative Betriebskonzepte für Arbeitsintegrationsbetriebe, in welchen die Klient:innen sinnstiftender Arbeit in einem realen Arbeitsumfeld nachgehen. Die Konzepte sind so aufgebaut, dass für die Klient:innen belastende Faktoren, wie Zeitdruck, individuell angepasst werden können. Das Projekt Restwert ist eines dieser Betriebskonzepte. Es fördert die Kreislaufwirtschaft, bietet Arbeitsplätze im kaufmännischen Bereich an und arbeitet eng mit Unternehmen wie Digitec Galaxus AG zusammen. Nach einer Entwicklungs- und Pilotphase hat das Grundlagenwerk das Konzept mittels Social Franchising skaliert.  Inzwischen haben bereits 17 Organisationen aus dem Bereich der Arbeitsintegration dieses innovative Konzept übernommen. Um Synergien zu nutzen und Kooperation zu fördern, vernetzt das Grundlagenwerk diese Institutionen miteinander und fördert das gemeinsame Lernen. So kann die Wirkung mit einfachen Mitteln erhöht werden. Mit dem Fundpark ist ein weiteres Konzept in Erarbeitung, welches Kompetenzen im Bereich der Mediamatik fördert.

Solche Ansätze sind wegweisend. Doch Innovation und Kooperation entstehen nicht von selbst. Es erfordert Kenntnisse über Methoden zur Förderung von Innovation sowie Offenheit, Neugierde, Vertrauen in den Prozess und das Team und schliesslich die Bereitschaft für kreatives und gemeinsames Denken und Arbeiten. Die Struktur einer Organisation kann solche Prozesse unterstützen oder behindern. In den Gesprächen erklärten einzelne Organisationen, dass sie mit großem Engagement und Überzeugung ihre Struktur so verändern, dass Innovation möglich wird. Das Töpferhaus in Aarau hat, inspiriert von Frederic Laloux, seine Struktur in einem Organisationsentwicklungsprozess so weiterentwickelt, dass die Teams heute schon mehr Elemente der Selbstorganisation anwenden als noch vor 5 Jahren – eine Mischform von Selbstorganisation und Hierarchie.

Gesundheit und Inklusion

Dass immer mehr Menschen, auch immer mehr junge Erwachsene, auf Grund von psychischen Schwierigkeiten aus dem Arbeitsleben ausscheiden, ist besorgniserregend. Beratende, Arbeitsagog:innen und Job Coaches stehen vor komplexen Herausforderungen und suchen verstärkt nach Möglichkeiten, ihre Klient:innen bestmöglich zu unterstützen. Die Integration in den regulären Arbeitsmarkt oder der Verbleib darin bleibt ein zentrales Ziel, sofern die Voraussetzungen der Klient:innen, der Arbeitgebenden und der Rahmenbedingungen es ermöglichen.

Die Bedeutung von Supported Employment und Supported Education hat stark zugenommen und wird zunehmend auch von staatlicher Seite als effektive und zielgerichtete Vorgehensweise anerkannt, wie das Beispiel der Bundesmassnahme Supported Employment für über 50-Jährige zeigt. Gleichzeitig sind Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen seit vielen Jahren erfolgreich im zweiten Arbeitsmarkt tätig und betrachten ihre Aufgabe dort als reguläre Arbeit, auf die sie stolz sind – und das mit gutem Grund.

Nichtsdestotroz suchen Organisationen im zweiten Arbeitsmarkt Wege, um die Prinzipien der Behindertenrechtskonvention (BRK) umzusetzen, um mehr Inklusion in der Arbeitswelt zu ermöglichen und eine Verbindung zwischen dem ersten und zweiten Arbeitsmarkt zu schaffen. Die BRK ist ihr Leitfaden und fordert einen offenen, barrierefreien und inklusiven Arbeitsmarkt, in dem Menschen mit Behinderungen die Wahl haben, ob sie im ersten oder zweiten Arbeitsmarkt tätig sein möchten. Wir müssen weiter daran arbeiten, da Menschen mit Behinderungen nach wie vor beim Zugang zum Arbeitsmarkt, im Arbeitsumfeld sowie in Bezug auf Weiterbildung und Karriere nicht gleichgestellt sind.

Migration und Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel stellt den Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Es ist wichtig, bislang ungenutztes Potenzial zugänglich zu machen. Insbesondere bei Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund besteht häufig eine Diskrepanz zwischen ihren Qualifikationen und Erfahrungen und den aktuellen Aufgaben in ihrer Arbeit. Lebensläufe wie ein Mathematikprofessor, der als Küchenhilfe arbeitet, oder eine Politikwissenschaftlerin, die in der Reinigung tätig ist, sind aufgrund der teilweise fehlenden Anerkennung ihrer Diplome oder Arbeitserfahrung keine Seltenheit.

Die Organisationen sind sich dessen bewusst. Hier gilt es, Wege zu finden, um die Vermittlung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund und Arbeitgebenden, speziell auf KMU’s, gezielt zu unterstützen und bestehende Hürden für ein Anstellungsverhältnis abzubauen. Dazu ist es zentral, die Bedürfnisse der Unternehmen und der Wirtschaft sehr gut zu kennen.

Die Herausforderungen für die Arbeitsintegration sind somit im Wandel und sind vielfältig. Sie unterscheiden sich je nach Zielgruppe, haben jedoch gemeinsam, dass die Akteure bei allen Zielgruppen auf mehr Selbstbestimmung, Potenzialentfaltung und Stärkung der vorhandenen Ressourcen abzielen. Davon profitieren sowohl die Klient:innen als auch die Arbeitswelt, für die jede Arbeitskraft zählt.

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Von: Nadin Saxer, Armin Sehrer
Veröffentlicht: 5. Juni 2023

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