Im Rahmen des Moduls «Kreativwerkstatt» (Modul 320) an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit haben sich Studierende aus den Studienrichtungen Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Soziokulturelle Animation mit dem Thema «Spiel und Realutopien» filmisch auseinandergesetzt.
«Realutopien» zeichnen eine schöne zukünftige Welt in unserer Vorstellung, allerdings sollten Realutopien innerhalb einiger Jahre durch entsprechende Rahmenbedingungen im Gegensatz zu Utopien auch erreicht werden. Wenn wir uns vorstellen können, wie eine zukünftige Welt aussehen soll, dann können wir auch konkret darauf hinarbeiten.
Nebst vielen Spielsequenzen im Modul wurden im Prozess der filmischen Erarbeitung konsequent interaktive Methoden verwendet, d.h. Vor- und Nachbereitung wurden als Teil der filmischen Betrachtung verstanden und die einzelnen Elemente in einem intensiven gemeinsamen Prozess später zusammengeschnitten.
Im Film werden vier Projekte vorgestellt: Dock 8, Hof Narr, Madnesst und das realutopische Potential von Zwischennutzungen.
Hier eine Kurzbeschreibung der Projekte:
Auf dem Areal der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage in Bern realisieren sechs gemeinnützige Bauträger die nachhaltige Siedlung Holliger mit verschiedenen Wohnnutzungen sowie Flächen für Gewerbe- und Quartiernutzung. Im Zentrum der Siedlung steht der Holligerhof 8, hier wird das DOCK8 im Februar 2022 eröffnet. Ein Raum dient als Gastronomie-Betrieb mit etwa 60-80 Plätzen und enthält den Loungebereich für soziokulturelle Nutzung. Durch mobile Elemente wird dieser Raum maximal flexibel gestaltet und kann sowohl gesamthaft mit Bühne für Veranstaltungen als auch abgetrennt als Lounge genutzt werden
Gemäss dem Tätigkeitsbericht der Hofnärr*innen ist das Schönste an ihrem Wirken nicht die Zahlen, sondern die vielen positiven Feedbacks und dass sich immer mehr Bäuerinnen und Bauern melden, weil sie auch neue landwirtschaftliche Wege ohne Tiernutzung gehen wollen. Hof Narr organisiert Hofunterricht für Schulklassen, spannende Hofführungen für Gross und Klein, kulinarrische Feste, Konzerte, Vorträge, Filme und viele weitere Anlässe, meist verbunden mit leckerem bio-veganem Essen. Die Hofnärr*innen können über 170 Tierpersönlichkeiten auf drei Höfen einen Lebensplatz bieten und jede Woche helfen, neue Lebensplätze für weitere Tiere zu finden.
MADNESST ist ein Netzwerk von Mental-Health-Aktivist*innen. Es realisiert Formate, welche zur Enttabuisierung und Entstigmatisierung psychischer Krisenerfahrungen beitragen soll. Madnesst geht individuell und im Kollektiv mit seinen Geschichten an eine breite Öffentlichkeit. Erkenntnisse und kreative Zeugnisse der bedeutungsvollen Lebenserfahrung von Betroffenen werden verwendet, um einer Diskriminierung von Betroffenen entgegenzuwirken. MADNESST, das «verrückte Nest», steht für einen Safe Space, in welchem sich ein neuer Aktivismus entdecken, entfalten und manifestieren kann.
Die Stärke der Zwischennutzung liegt in ihrem symbiotischen Charakter für Nutzer, Eigentümer und Stadtentwickler. Zwischennutzungen stellen für die Zwischennutzer als Akteure eine Strategie zur Verwirklichung ihrer Ideen dar, während sie für den Eigentümer eine Möglichkeit zur befristeten Beseitigung von Leerstand und Vermeidung von Schäden durch Vandalismus bedeuten kann. Durch die Anwesenheit eines Nutzers werden einerseits die Räume im Sinne des Eigentümers teilweise bewirtschaftet sowie eine Beaufsichtigung der baulichen Anlagen erreicht, um sie vor Zerstörung zu schützen. Der Begriff der Zwischennutzung bezeichnet eine zeitlich befristete Nutzung baulicher Anlagen, die eine häufig nicht rein ökonomisch orientierte Übergangsnutzung für zurzeit nicht genutzte Räume oder Flächen zu nicht marktüblichen Konditionen darstellt.
Wir laden Sie/Euch ein, in unsere filmische Beschäftigung mit diesen vier realutopischen Projekten einzutauchen.
17. März 2022, 19.00 Uhr, Kleintheater Luzern, FLYER
Anmeldung unter www.kleintheater.ch
Viel Spass!
Heinz Gubler und Reto Stäheli
Dieser Artikel wurde am 7. März 2022 auf dem Soziokulturblog veröffentlicht.
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