Die Soziale Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen stellt eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Wie können Fachpersonen effektive Unterstützung bieten? Im Rahmen ihres CAS liefert Anna Wildrich-Sanchez Antworten darauf – und zeigt das grosse Potenzial der Sozialen Arbeit auf.
1. Für wen ist der CAS Soziale Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen das passende Weiterbildungsangebot?
Das CAS richtet sich an Fachpersonen der Sozialen Arbeit, die erwachsene Personen mit psychischen Erkrankungen beraten, begleiten oder betreuen. Psychische Erkrankungen sind ein Querschnittsthema der Sozialen Arbeit und begegnen uns nicht nur in spezialisierten Arbeitsfeldern wie beispielsweise der Psychiatrie. Entsprechend ist das CAS für Fachpersonen in den unterschiedlichsten Funktionen und Handlungsfeldern passend: in der Sozialhilfe, der Mandatsführung, in Wohneinrichtungen oder auch dem Strafvollzug.
2. Was sind die Besonderheiten in der Sozialen Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen?
Bei einer psychischen Erkrankung sind Wahrnehmung, Denken, Fühlen und/oder Verhalten verändert. Das beeinflusst insbesondere die soziale Interaktionsgestaltung. Fachpersonen sind gefordert, diese Veränderungen zu erkennen und richtig zu deuten, um wirkungsvoll unterstützen zu können. Zudem befinden sich Personen mit einer psychischen Erkrankung oftmals in einer sehr komplexen Problemlage. Viele Nöte treten gleichzeitig auf und verstärken sich gegenseitig – beispielsweise Arbeitslosigkeit und ungesicherte Wohnverhältnisse, oder aber auch Tabuthemen wie eine krankheitsbedingte Beeinträchtigung der Erziehungsfähigkeit. Eine zentrale Herausforderung ist es also, einen ganzheitlichen Blick einzunehmen. Dazu ist von der Sozialen Arbeit zwingend die Kooperation mit verschiedensten, gesundheitsbezogenen Professionen notwendig.
3. Wie wird diesen Besonderheiten im CAS Rechnung getragen?
Im CAS nehmen wir uns den zentralen Herausforderungen gezielt an. Die Teilnehmenden erarbeiten sich elementare Kenntnisse zu den häufigsten Störungsbildern. Anschliessend lernen sie, dieses Wissen im methodischen Handeln zu nutzen. Zudem werden in dem CAS die verschiedensten Blickwinkel vereint: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus den unterschiedlichsten Handlungsfeldern, dasselbe gilt für die Dozierenden. Es unterrichten Fachpersonen aus der Sozialen Arbeit, der Medizin, Psychologie, sowie aus den Pflege- und Rechtswissenschaften. So wird die interdisziplinäre Kooperation bereits im Lernprozess gefördert.
4. Psychische Erkrankungen verlaufen sehr individuell. Stösst die Soziale Arbeit da nicht zwangsläufig an ihre Grenzen?
Die individuellen Verläufe erfordern in der Tat eine Einzelfallbetrachtung. Das CAS zeigt auf, was Soziale Arbeit diesbezüglich alles leisten kann und welches Potenzial noch in ihr steckt. Wir vermitteln zum Beispiel Bedarfsorientierung als grundlegende professionelle Kompetenz. Das heisst, wir geben nicht «nur» eine Einführung in mögliche Unterstützungsformen. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden ihren Blick dafür schulen, was der oder die Einzelne tatsächlich benötigt, um passende und nachhaltige Hilfen gestalten zu können. Dass dies nicht einfach ist, versteht sich von selbst. Will die Soziale Arbeit jedoch als Profession gelten, nimmt sie sich dieser Aufgabe mit Engagement an.
5. Was wünschen Sie sich für die Soziale Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen?
Ich wünsche der Sozialen Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen den Willen, das Selbstbewusstsein und die Ausdauer, sich weiterzuentwickeln und sich immer zum Wohle von Betroffenen einzusetzen – und dabei selbst gesund zu bleiben.
Von: Ismail Osman
Veröffentlicht: 10. August 2023
Anna Wildrich-Sanchez ist Dozentin und Projektleiterin and der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Seit Januar 2022 leitet sie gemeinsam mit Prof. Elke Brusa das CAS-Programm Soziale Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen. Davor war sie sieben Jahre als Sozialarbeiterin in einer psychiatrischen Klinik tätig.
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Das CAS-Programm Soziale Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen verbindet die Psychopathologie mit den Methoden der Sozialen Arbeit. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem professionellen Umgang mit typischen Herausforderungen wie fehlender Krankheitseinsicht, Selbstgefährdung und der interdisziplinären Kooperation.
Mehr Informationen: Webseite zum CAS
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