Ein nachhaltiges, ökologisches und soziokulturelles Projekt, ist das möglich? Der GmüesEsel in Bern beweist es uns. Ein Paradebeispiel! Im Rahmen der Internationalen Studienwoche (28. Januar bis 1. Februar 2019) hatte ich mit einer Gruppe von 15 Leuten die Ehre, die Fabrik von Thomas Wieland zu besuchen. Dort wird alles noch (oder wieder?) analog produziert. Das heisst, dass die gesamte Produktionskette praktisch nur mit kleinen Maschinen läuft, die ohne Strom oder Benzin, dafür mit Muskelkraft funktionieren. Dabei werden unterschiedliche Produkte hergestellt. Die Rohmaterialien holt Thomas mit seinem LKW-Velo bei den Bauern ab. Anschliessend kommt alles ins Fitnessstudio an der Erlachstrasse 5 in Bern. Dort sind die Freiwilligen gefragt: Leute verschiedenen Alters kommen vorbei und strampeln auf dem Velo oder ziehen am Rudergerät. Dabei wird Getreide gemahlen oder Raps zu Öl gepresst. Wer sich körperlich betätigt, darf ein Viertel der selbst produzierten Masse mit nach Hause nehmen. Einfach wunderbar: Gratis Gym und sogar noch Ertrag daraus! Die fertigen Produkte –Polenta, Öl, Mehl und Paniermehl – werden von Thomas abgepackt und an diverse Läden und Märkten verkauft. Zusätzlich zur ökologischen Nachhaltigkeit gibt es beim GmüesEsel zwei geschützte Arbeitsplätze. Also auch die soziale Nachhaltigkeit ist in diesem Projekt inbegriffen.
Hast du die soziokulturellen Aspekte bereits selbst gefunden? Nein? Ich helfe gerne nach! Zum einen ist das Unternehmen partizipativ aufgebaut. Wenn nicht gestrampelt wird, wird auch nichts hergestellt. Ausser Thomas setzt sich selbst aufs Rad. Zudem arbeitet der GmüesEsel mit Freiwilligen. Geld erhält Mann/Frau für den Sport nicht. Die Freiwilligen erhalten einen Teil ihrer Herstellung. Das ist ohnehin viel besser als Geld. Das kann Mann/Frau nämlich konsumieren! Und Konsum schmeckt in dieser nachhaltigen Form sowieso viel besser. Darin verborgen liegt auch die Stärkung der Selbstwirksamkeit von Menschen.
Als zusätzlichen Pluspunkt, kann jede*r noch etwas dabei lernen. Nebst Thomas’ breitem Wissen, das er gerne mit den Besuchenden teilt, hängen im Fitnessstudio diverse Informationsplakate zu nachhaltigen Themen. Ich bin wahnsinnig beeindruckt, dass es in der heutigen Zeit möglich ist, ein kleines, analoges und nachhaltiges Unternehmen zu führen. Noch mehr beeindruckt bin ich von Thomas Wieland, der sich tagtäglich dafür einsetzt, die Welt etwas gerechter zu gestalten. In seinen Worten: «Ich kann nicht an den grossen Schrauben drehen, darum beginne ich bei den Kleinen.». Danke dafür!
Liebe Berner*innen: Ab aufs EselRad!
Während der internationalen Blockwoche vom 28. Januar bis 1. Februar 2019 blickten rund 130 Studierende der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit über die eigenen Grenzen hinaus. Während fünf Tagen haben sich die Studierenden mit der Agenda 2030 und den 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – auch Sustainable Development Goals (SDGs) genannt – auseinandergesetzt. Diese gelten als globaler Kompass für nachhaltige Entwicklung, gehen auf die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen von Nachhaltigkeit ein und vereinen zum ersten Mal Armutsbekämpfung und Umweltschutz. Gäste aus dem In- und Ausland haben Berichte, Forschungen, Projekte und Programme vorgestellt. Im Zentrum standen die Fragen: Welchen Beitrag kann die Soziale Arbeit zur Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in der Schweiz leisten? Wie sieht unsere globale Verantwortung aus? Und was können wir – als Professionelle der Sozialen Arbeit, als Mitglieder der Zivilgesellschaft und als Individuum – dazu beitragen, dass die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht werden können?
Vier Studierende haben zu dieser Blockwoche eine Blogreihe verfasst und erläutern unterschiedliche Perspektiven.
von: Nadine Halter
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