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«Insta-Körper» vs. Body-Positivity

«Insta-Körper» vs. Body-Positivity
Die ständige Konfrontation mit den oft realitätsfernen Schönheitsidealen der Social-Media-Welt kann für Jugendliche problematisch sein.

98 Prozent der Schweizer Jugendlichen haben mindestens ein Profil auf einem sozialen Netzwerk. Bearbeitete Fotos jenseits aller Realität sind dort allgegenwärtig. Eine Bachelor-Arbeit der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit untersucht, wie sich das auf Jugendliche auswirkt und wo die Schulsozialarbeit intervenieren kann.

Schweizer Jugendliche nutzen ihr Handy durchschnittlich drei Stunden täglich. Die beliebteste App ist Instagram, wo vor allem Fotos und Videos geteilt werden. Dort sind die Jugendlichen ständig mit dem gängigen Schönheitsideal – jung, schön, sehr schlank – konfrontiert. Die geteilten Fotos entsprechen aber oft nicht der Realität: Was gepostet wird, ist sorgfältig inszeniert und bearbeitet. Insta-Bilder zeigen den perfekten – und vor allem dünnen – Körper, den kaum jemand hat.

Was macht das mit den jungen Instagram-Nutzenden? Dieser Frage nachgegangen sind Angela Hunn und Chiara Molinari in ihrer Bachelor-Arbeit «Jugendliche zwischen Ideal und Realität: Auswirkungen von Schönheitsidealen in den sozialen Medien auf die Körperwahrnehmung von Jugendlichen und daraus resultierende Handlungsmöglichkeiten für die Schulsozialarbeit». Sie zeigen auf, dass die hohe Bildschirmzeit und die ständige Konfrontation mit einem realitätsfernen Schönheitsideal problematisch sein können.

Spieglein, Spieglein …
Junge Menschen in der Adoleszenz sind auf Identitätssuche und vergleichen sich darum gerne mit anderen. Das ist normal, kann aber zu Problemen führen, wenn Vergleiche auf dem unrealistischen Ideal geschönter Bilder basieren. Genügt der eigene Körper diesen übersteigerten Anforderungen nicht, kann das zu Minderwertigkeitsgefühlen, Unzufriedenheit mit dem eigenen Erscheinungsbild bis hin zu Essstörungen und psychischen Erkrankungen führen. Frauen sind davon stärker betroffen als Männer, unter anderem darum, weil weibliche Schönheit stärker normiert wird als männliche (man denke an «90-60-90») und der Toleranzraum für Abweichungen darum kleiner ist. Die äussere Erscheinung hat bei Mädchen zudem ein grösseres Gewicht als bei Buben, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper nimmt im Jugendalter bei weiblichen Teenagern stärker zu als bei männlichen.

Influencerinnen und Influencer sind nicht Freundinnen und Freunde, sondern bekommen für ihre Posts Geld. Die Inhalte müssen daher hinterfragt werden.

Angela Hunn und Chiara Molinari

Schulsozialarbeit im Lead
Damit die Jugendlichen soziale Medien ohne Frust nutzen können, empfehlen die Autorinnen Workshops der Schulsozialarbeit zu den Themen Social Media, Körperwahrnehmung und Selbstliebe. Workshops in Schulen eignen sich besonders, weil gruppenspezifische Dynamiken genutzt werden können. Zudem ist die Schule ein zentraler Sozialisationsort.

In den Workshops sollen die Jugendlichen reflektieren, was sie schön finden und warum oft nur schlanke Menschen als attraktiv empfunden werden. Eine soziometrische Aufstellung zeigt, wie die einzelnen Personen zu den Themen stehen und wer wie stark betroffen ist. Ein Vergleich «Instagram vs. Realität» anhand von bearbeiteten und unbearbeiteten Fotos sowie ein kritisches Hinterfragen von Influencerinnen und Influencern (Sie sind eben nicht Freundinnen und Freunde, sondern bekommen für ihre Posts Geld.) gehören ebenso dazu wie das Vorstellen von Body-Positivity-Vertreterinnen, die über Körperakzeptanz und Selbstliebe sprechen und auf ihren Profilen ungeschönte Bilder zeigen.

Selbstliebe und Medienkompetenz
Wichtig ist auch, die Medienkompetenz der Jugendlichen zu fördern. Sie sollen die Inhalte verschiedener Kanäle kritisch nutzen lernen, redaktionelle und werberische Inhalte unterscheiden können, Quellen prüfen und mit ihren eigenen Medieninhalten sorgfältig umgehen. Denn wer die neuen Medien und sozialen Netzwerke reflektiert zu nutzen weiss, erkennt die Scheinwelt eher als solche und lässt sich weniger von ihr beeinflussen.

Weiterbildungen zur Schulsozialarbeit und Digitalisierung

 CAS Digitalisierung und Soziale Arbeit Herausforderungen der digitalen Transformation im Sozialbereich meistern

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Die ganze Abschluss-Arbeit steht hier zur Verfügung: 10.5281/zenodo.5565079
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Von: Eva Schümperli-Keller
Bild: Getty Images
Veröffentlicht: 17. Juni 2022

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