Als La Nefera singt sich Jennifer Perez in die Herzen ihres Publikums. Die mehrfach ausgezeichnete Latin-Rapperin hat Soziokultur studiert und schon während ihres Studiums die Kleidertauschbörse «Walk-in Closet» gegründet, die sich für einen bewussten Konsum einsetzt. Soziokulturelle Arbeit leistet sie aber auch in Schulklassen, wenn sie Kindern einen Zugang zur Kunst vermittelt oder über die Menschenrechte von Künstler:innen spricht.
«Was mich beschäftigt, verarbeite ich in meinen Liedern. Ich will authentisch sein, allzu Persönliches aber schützen. Denn oft geht es um intime Dinge: eine verlorene Liebe, Selbstzweifel oder die Frage nach dem Glück. Deshalb verwende ich gerne Metaphern. Auch soziale Ungerechtigkeit ist ein grosses Thema in meiner Musik. Und ich singe stets auf Spanisch.
Ich bin in der Dominikanischen Republik aufgewachsen und mit zehn Jahren in die Schweiz gekommen, wo ich Deutsch gelernt habe. Irgendwann hatte ich das Gefühl, das Spanische langsam zu verlieren; deshalb habe ich begonnen, meine Gedanken in dieser Sprache festzuhalten. So sind die spanischen Liedtexte entstanden. Wenn ich vor einem deutschsprachigen Publikum auftrete, fasse ich jeweils kurz zusammen, worum es in einem Song geht. Eine Wort-für-Wort-Übersetzung ist nicht nötig. Das Lied, die Stimme, sie sprechen für sich. Dass die Menschen nicht alles verstehen, kann ihnen sogar helfen, sich einfach treiben zu lassen und den eigenen Emotionen nachzuhängen.
Ich habe schon im Studium Musik gemacht, ohne Ambitionen, einfach zum Ausgleich. Als La Nefera bin ich seit 2016 solo unterwegs. Mein Künstlername erinnert an die ägyptische Königin Nofretete. Ich nehme mir gerne starke Frauen zum Vorbild. Die wörtliche Übersetzung von «Nofretete» bedeutet «Die Schöne ist gekommen». Das passt zu meiner Mission als Künstlerin: Ich möchte Schönes kreieren und es mit anderen Menschen teilen. 2023 durfte ich mit meiner Band circa 60 Konzerte spielen, mein zweites Solo-Album herausgeben und drei Monate mit einem Stipendium von Pro Helvetia in Kolumbien an meinem dritten Album arbeiten.
Ich stamme aus einfachen Verhältnissen. Meine Mutter hat sich für uns Kinder abgerackert. Finanzielle Sicherheit ist ihr wichtig. So war sie zuerst gar nicht begeistert von meinem «brotlosen» Job als Künstlerin. Eine gewisse Angst, ins Prekäre zu fallen, habe ich auch. Da mein Fokus aber momentan hauptsächlich auf der Musik liegt, möchte ich flexibel bleiben, was mit einer Festanstellung nicht möglich wäre. Ich mache aber immer wieder einmal Kurzeinsätze, beispielsweise als Mutterschaftsvertretung und ähnliches. Während der Corona-Pandemie, als viele Konzerte abgesagt wurden, durfte ich als Koordinatorin das Care-Leaver-Netzwerk Basel mitaufbauen, eine Anlaufstelle für Menschen, die im Heim oder in Pflegefamilien aufgewachsen sind. Ausserdem besuche ich ab und zu Schulklassen, etwa im Rahmen der «Kulturstunde», wo es darum geht, Kindern Kunst näherzubringen. Im Auftrag von Swisscopyright, unter anderem der SUISA, welche die Urheberrechte von Musikschaffenden vertritt, habe ich als Betroffene vor Schüler:innen über die Verletzung von Urheberrechten gesprochen. Ausserdem durfte ich in einer Schule einen Workshop von Amnesty International über die Menschenrechte von Künstler:innen leiten.
Und natürlich bin ich immer noch als Präsidentin beim Walk-in Closet aktiv. Dieses habe ich während meines Studiums als Idee für die Jugendförderung aufgebaut. Privat teile ich schon sehr lange meine Kleidung und kaufe gebrauchte Mode. Damals gab es Secondhand-Kleidung aber nur auf Flohmärkten, welche die jungen Leute, die ich befragte, als altmodisch ablehnten. Deshalb wollte ich etwas Frischeres, Hippes. Es war mir aber wichtig, nicht einfach ein neues Konsumangebot zu schaffen, sondern für einen bewussten Kleiderkonsum zu sensibilisieren. Heute betreiben wir mit unserem Verein einen Online-Tauschshop und organisieren Tauschbörsen in der ganzen Schweiz. Wichtig ist aber nicht nur der nachhaltige Aspekt des Kleidertauschens, sondern auch der soziale: Wir machen die Events in angesagten Locations, mal mit einem DJ, mal mit einer Bar. So wird die Tauschbörse ein Ort der Begegnung: Die Menschen sollen verweilen und miteinander in Kontakt treten. Mit dem Walk-in Closet, meiner Musik und im Austausch mit Schulklassen möchte ich Menschen inspirieren und zum Nachdenken anregen. Gelingt mir das, ist das wunderbar.»
Von: Eva Schümperli-Keller
Bilder: Victor Hege
Veröffentlicht: 4. März 2024
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