Erziehung, Bildung und Betreuung,
Der Schritt von der Schule in die Arbeitswelt ist für viele junge Menschen ein einschneidender Moment im Leben. Während einige diesen Übergang mühelos meistern, stehen andere vor besonderen Herausforderungen – insbesondere Jugendliche mit ADHS oder Autismus. Die Bachelor-Arbeit von Kenneth Huber zeigt, wie Job Coachs helfen können.
Strukturiertes Arbeiten, soziale Interaktionen, Selbstorganisation und flexible Anpassung an neue Umgebungen sind Anforderungen, die für neurodiverse Menschen oft mit erheblichen Hürden verbunden sind. Hier setzt das Konzept des Job Coachings an. Job Coachs begleiten und unterstützen Jugendliche mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) oder Autismus-Spektrum-Störung (ASS) auf ihrem Weg in den ersten Arbeitsmarkt.
Die Bachelor-Arbeit von Kenneth Huber an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit beleuchtet die Rolle der Job Coachs und deren Herausforderungen, insbesondere nach der Weiterentwicklung der Invalidenversicherung im Jahr 2022. Seine Untersuchung gibt wertvolle Einblicke in die Frage, wie diese spezialisierte Form der Begleitung funktioniert, welche Faktoren eine erfolgreiche Arbeitsintegration begünstigen und welche Schwierigkeiten es aus Sicht der Job Coachs zu bewältigen gilt.
Die Bachelor-Arbeit von Kenneth Huber kann hier heruntergeladen werden. Die Arbeit wurde von Nadin Saxer am Departement Soziale Arbeit der Hochschule Luzern betreut
Berufsberatungen helfen Jugendlichen primär bei der Ausbildungswahl, während Job Coaching weit darüber hinausgeht. Das Besondere an diesem Ansatz ist, dass Jugendliche mit ADHS oder Autismus nicht in langwierige Vorbereitungsmassnahmen oder geschützte Werkstätten überführt werden. Stattdessen wird versucht, sie direkt in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
Jobcoaching folgt den Prinzipien des Supported Employment, einem Modell, das in der Schweiz noch nicht flächendeckend verankert ist, aber in vielen Ländern als bewährte Methode zur nachhaltigen Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen gilt.
Ein zentraler Punkt der IV-Reform von 2022 war die Ausweitung der Integrationsmassnahmen für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen. Neu ist, dass Job Coachs bereits während der Schulzeit in den Prozess einbezogen werden können. Das Ziel ist es, den Übergang in die Berufswelt sanfter zu gestalten und die betroffenen Jugendlichen nicht erst dann zu unterstützen, wenn sie bereits gescheitert sind oder eine berufliche Krise erleben.
«Job Coachs begleiten Jugendliche ganzheitlich und individuell auf dem Weg ins Berufsleben. Dabei geht ihre Unterstützung weit über die klassische Berufsberatung hinaus», sagt Kenneth Huber. «Sie helfen den Jugendlichen, ihre eigenen Stärken und Interessen zu entdecken und zu definieren, um darauf aufbauend die richtige berufliche Richtung einzuschlagen. Ein zentraler Teil ihrer Arbeit besteht darin, gemeinsam mit den Jugendlichen herauszufinden, welche Ausbildungs- oder Arbeitsplätze am besten zu ihren persönlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten passen.»
Zusätzlich unterstützen Job Coachs dabei, Arbeitsplätze gemeinsam mit den Arbeitgeber:innen sinnvoll anzupassen und zu gestalten, sodass die Jugendlichen gut in den Berufsalltag integriert werden können. Ihre Begleitung endet aber nicht mit dem ersten Arbeitstag – sie umfasst vielmehr eine längere Phase, in der Job Coachs stabilisierend wirken, Konflikte moderieren und die Jugendlichen dabei unterstützen, dauerhaft Fuss in der Arbeitswelt zu fassen.
Studien belegen, dass Menschen mit ADHS oder Autismus überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen sind oder in Jobs arbeiten, die weit unter ihren Fähigkeiten liegen.
Die Forschung zeigt klar: Frühzeitige, individuell angepasste Unterstützung ist entscheidend für eine erfolgreiche Arbeitsintegration. Denn ohne geeignete Massnahmen drohen viele neurodiverse Jugendliche aus dem ersten Arbeitsmarkt herauszufallen. Studien belegen, dass Menschen mit ADHS oder Autismus überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen sind oder in Jobs arbeiten, die weit unter ihren Fähigkeiten liegen. Mit der richtigen Unterstützung kann jedoch ein stabiler und langfristiger Einstieg in die Berufswelt gelingen. Job Coachs bieten genau diese individuelle Begleitung, die sonst oft fehlt.
Die Arbeit von Kenneth Huber verdeutlicht, dass Job Coachs eine unverzichtbare Brücke zwischen jungen Menschen mit ADHS oder Autismus und dem Arbeitsmarkt bilden. Die Weiterentwicklung der IV hat die Rahmenbedingungen verbessert, doch es braucht weiterhin Engagement auf verschiedenen Ebenen:
Ein inklusiver Arbeitsmarkt ist kein Zukunftsprojekt, sondern eine dringende Aufgabe der Gegenwart. Job Coachs sind ein entscheidender Teil der Lösung – doch sie brauchen die richtigen Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit erfolgreich umsetzen zu können.
Von: Oliver Tubic
Bild: Adobe Stock
Veröffentlicht: 8. April 2025
Bachelor in Sozialer Arbeit mit Vertiefungsrichtung Sozialarbeit, Soziokultur oder Sozialpädagogik
Das Bachelor-Studium vermittelt das Basiswissen für alle Bereiche der Sozialen Arbeit und fokussiert dann auf die drei Studienrichtungen Sozialarbeit, Soziokultur und Sozialpädagogik. Sozialarbeitende unterstützen Menschen darin, ihr Leben zu bewältigen und selber zu gestalten. In Krisensituationen wie Arbeitsplatzverlust oder Armut vermitteln sie Hilfe. Das Studium kann in Vollzeit, Teilzeit oder berufsbegleitend absolviert werden.
Weitere Informationen: Webseite zum Bachelor in Sozialer Arbeit
Der andere Bachelor: Bachelor in Sozialer Arbeit neue Konzepte und Innovation
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Das CAS Supported Employment bietet dir die Möglichkeit, einen innovativen Ansatz zur Arbeitsintegration zu erlernen, der Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt einen sofortigen (Wieder-)Einstieg ermöglicht. Du wirst von praxiserfahrenen Dozierenden in bewährte Methoden und Fachwissen eingeführt, um diese Personen effektiv in ihrer beruflichen Entwicklung zu begleiten. Mit individuell wählbaren Vertiefungsmodulen kannst du deine Expertise weiter ausbauen und dich optimal auf die Herausforderungen in der Arbeitsintegration vorbereiten.
Mehr Infos: Webseite CAS Supported Employment
Kommentare
1 Kommentare
Anita Glatt
Herzlichen Glückwunsch zum Blogbeitrag, lieber Kenneth. Ich durfte Sie bei der Erarbeitung der Disposition begleiten und war überzeugt, dass die Bachelorarbeit eine Wirkung erzielen werde. Jetzt bietet die HSLU SA auch Fachseminare zur Sensibilisierung von Fachpersonen an. Und sie sind sogleich ausgebucht - ein gutes Zeichen. Alles Gute für die weitere berufliche Zukunft! Anita Glatt
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.