Erziehung, Bildung und Betreuung,
Laslo Niffeler ist Geschäftsleiter der Non-Profit-Organisation «Zeitgut Luzern» und Schulsozialarbeiter. Auch nach Feierabend ist er sozial unterwegs: Er engagiert sich ehrenamtlich in diversen Vereinen und unterstützt eine ukrainische Familie beim Einleben in der neuen Heimat Schweiz. Dabei hat er sein Flair für die Soziale Arbeit eher zufällig entdeckt.
«Dass ich heute Sozialarbeiter bin, verdanke ich einem Zufall. Wegen einer unaufschiebbaren Operation konnte ich nach meiner Geomatiker-Lehre nicht ins Militär einrücken und entschied mich kurzerhand für den Zivildienst. Ich arbeitete über fünf Monate bei der IG Arbeit und weitere acht Monate im Kinderheim «Titlisblick». Dann war klar: Ich werde Sozialarbeiter! Also holte ich die Berufsmatura nach und studierte an der Hochschule Luzern und an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin Soziale Arbeit. Anschliessend hängte ich nahtlos das Masterstudium in Sozialer Innovation an, denn ich will die Soziale Arbeit aktiv mitgestalten und weiterentwickeln. Vielleicht ist mir das «soziale Gen» aber doch schon von meinen Eltern mitgegeben worden: Meine Mutter ist ebenfalls Sozialarbeiterin und auch mein Vater hat in seinem Beruf viel mit Menschen zu tun.
Sie möchten komplexe soziale Probleme lösen, Ihr Arbeitsgebiet weiterentwickeln oder die Wirkung sozialarbeiterischer Interventionen erforschen? Der Master in Sozialer Arbeit bereitet Sie auf verantwortungsvolle strategische und konzeptionelle Aufgaben im Non-Profit- und Verwaltungssektor vor.
Mehr Infos zum Master in Sozialer Arbeit
Heute arbeite ich als Geschäftsleiter bei der Non-Profit-Organisation «Zeitgut Luzern». Wir bringen Personen, die sich freiwillig engagieren möchten, mit Menschen zusammen, die Gesellschaft oder Unterstützung suchen – sei es bei einem Spaziergang oder bei der Betreuung eines demenzkranken Angehörigen. Die Freiwilligen, die wir «Gebende» nennen, lassen sich ihre Einsätze als Zeitgutschriften vergüten, die sie später bei Bedarf selbst als «Nehmende» beziehen können. Diese Nachbarschaftshilfe betreuen wir von «Zeitgut» professionell: Wir führen die Erstgespräche und klären sowohl die Bedürfnisse der Nehmenden wie auch die Interessen der Gebenden gründlich ab. Die Tandems sollen für alle Beteiligten stimmig sein. Eines unserer Ziele: Ältere Menschen sollen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden wohnen können. Und gegen die weitverbreitete Alterseinsamkeit ist ebenfalls etwas getan.
Ich habe ein 40-Prozent-Pensum. Zu meinen Aufgaben gehört die Vernetzung mit städtischen Institutionen, Spitex und Kirchen. Wir stimmen unsere Angebote ab oder gleisen gemeinsam neue Projekte auf. Unsere neueste Idee ist das WohnTandem, welches in dieser Form wohl schweizweit ein einzigartiges Projekt ist: Flüchtlinge wohnen gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren in deren Haus, das vielleicht durch den Auszug der Kinder oder das Ableben des Partners/der Partnerin zu gross geworden ist. Ich freue mich immer, neue Projekte ins Leben zu rufen. Die Finanzierung der Genossenschaft Zeitgut Luzern ist dabei ein wichtiger Faktor, den ich über unsere Mitgliederbeiträge, städtische Fördermittel oder Stiftungen abzudecken versuche.
Neben meinem «Zeitgut»-Job arbeite ich als Schulsozialarbeiter. Ich bin Ansprechperson für Kinder, Eltern und Lehrpersonen, wenn es um Themen wie Mobbing oder Gewaltprävention geht. Die Schülerinnen und Schüler tragen auch Privates wie etwa die Trennung der Eltern oder Todesfälle in der Familie zu mir. Am schwierigsten ist der Umgang mit häuslicher Gewalt. Zum Glück habe ich in einem Praktikum bei der Jugendbeistandschaft von meiner grossartigen Mentorin Nicole Blunier Strategien zur Verarbeitung solcher Fälle gelernt.
In der Freizeit bin ich ehrenamtlich in diversen Vereinen tätig, etwa beim FC Gemeindehaus Kriens oder bei Vicino Luzern. Eine Herzensangelegenheit ist zudem mein Engagement bei «SpendeDirekt», wo wir im Ausland lokale Hilfsprojekte von Einheimischen finanziell unterstützen. Da wir alle ehrenamtlich arbeiten, kommen Spenden vollumfänglich diesen Organisationen zugute. Seit rund einem Jahr unterstütze ich ausserdem eine ukrainische Familie dabei, den Schweizer Alltag zu meistern.
Zu einer funktionierenden Gesellschaft beizutragen, ist für mich unglaublich sinnstiftend und erfüllt mich mit grosser Zufriedenheit. Ich bekomme viel mehr zurück, als ich gebe. Abende ohne Ehrenamt geniesse ich ebenso, sei es mit Freunden und Familie, bei einem YB-Match oder alleine mit einem guten Buch. Und alle paar Wochen trifft sich mein Cordon-bleu-Club: Wir testen jedes Mal ein anderes Cordon-bleu-Restaurant und klopfen einen Jass.»
Von Eva Schümperli-Keller
Bild: Kanton Luzern – Anerkennungs- und Förderpreis des Regierungsrates 2022
Veröffentlicht: 6. März 2023
Bachelor in Sozialer Arbeit, Studienrichtung Sozialarbeit
Das Bachelor-Studium vermittelt das Basiswissen für alle Bereiche der Sozialen Arbeit und fokussiert dann auf die drei Studienrichtungen Sozialarbeit, Soziokultur und Sozialpädagogik. Sozialarbeitende unterstützen Menschen darin, ihr Leben zu bewältigen und selber zu gestalten. In Krisensituationen wie Arbeitsplatzverlust oder Armut vermitteln sie Hilfe. Das Studium kann in Vollzeit, Teilzeit oder berufsbegleitend absolviert werden.
Weitere Informationen zum Bachelor Sozialarbeit: hslu.ch/bachelor-sozialearbeit
Oder du bestimmst deinen Schwerpunkt selber im Bachelor in Sozialer Arbeit neue Konzepte und Innovation: hslu.ch/bachelor-neue-konzepte-und-innovation
«Zeitgut» bringt Menschen zusammen, die sich gegenseitig bei Nachbarschaftshilfe unterstützen. Dies umfasst Betreuung und Begleitungen, wie zum Beispiel Einkäufe erledigen, bei Mathematikaufgaben helfen oder gemeinsam spazieren gehen. Jeder kann Mitglied der Genossenschaft werden und ein Zeitkonto eröffnen. Alle geleisteten Stunden werden auf dem Zeitkonto gutgeschrieben und abgebucht, falls man selbst Hilfe bezieht.
Kommentare
0 Kommentare
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.