Musik schafft Verbindungen, weckt Neugier und stärkt das Selbstvertrauen. Andrea Nell (53) ist ausgebildete Kindergärtnerin und leitete mehrere Jahre lang eine Kita im Raum Luzern. Die Absolventin des CAS «Musizieren mit Kleinkindern» spricht über die praxisnahen Ansätze der Weiterbildung und deren Wirkung im Kita-Alltag.
1. Andrea Nell, welche Rolle spielt Musik in der frühkindlichen Entwicklung?
Musik hat in der frühen Kindheit grosse Bedeutung: Sie spricht verschiedene Hirnareale an und hilft Kindern, Gefühle zu spüren und auszudrücken. Musik schafft Verbindungen, fördert die Sozialisierung und macht aus dem «Ich» ein «Wir». Durch das Experimentieren mit Stimme, Körper und Alltagsgegenständen entfalten Kinder ihre Neugier. So kann Musik – von der Sprache über die Motorik bis hin zur sozialen Entwicklung – die kindliche Entwicklung auf vielen Ebenen unterstützen.
2. Wie hat sich Ihre Arbeit als Kita-Leiterin durch das CAS «Musizieren mit Kleinkindern» verändert?
In der Kita haben wir schon immer viel gesungen, doch das CAS gab uns den Anstoss, Musik noch gezielter in den Alltag einzubauen. Das CAS hat mir zudem ermöglicht, mein Team vom positiven Einfluss der Musik zu überzeugen und die theoretischen Hintergründe zu vermitteln.
3. Wie lassen sich die im CAS erlernten Methoden im Kita-Alltag praktisch umsetzen?
Die im CAS erlernten Methoden sind direkt im Kita-Alltag anwendbar und lassen sich leicht an verschiedene Situationen anpassen. Einfache musikalische Rituale, wie das Begrüssungslied im Morgenkreis, schaffen Struktur und geben Sicherheit. Anweisungen zu singen, anstatt sie nur zu sprechen, ist ungewohnt und weckt die Aufmerksamkeit der Kinder auf spielerische Weise. Musikalische Signale, etwa das Klingen einer Triangel, können Übergänge im Tagesablauf einleiten. So entwickelt jedes Kind auf seine Weise eine besondere Verbindung zur Musik und zur Gruppe.
4. Wie reagieren die Kinder auf musikalische Aktivitäten?
Schon die Kleinsten reagieren positiv auf Musik. Musik beruhigt oder belebt, sie löst Freude und andere Emotionen aus – und sie ermutigt die Kinder, Klänge zu erforschen. Mit einfachsten Mitteln wie einem Schwingbesen, einem Stift oder durch Klatschen entstehen Rhythmen und Klänge, die die Fantasie beflügeln. Für manche Kinder können sich dadurch ganz neue Welten eröffnen und selbst sehr scheue Kinder können lernen, sich durch Musik auszudrücken.
5. Was würden Sie Fachpersonen empfehlen, die musikpädagogische Ansätze in ihre Arbeit integrieren möchten?
Der CAS «Musizieren mit Kleinkindern» ist eine wertvolle Bereicherung für alle, die mit Kindern arbeiten. Durch die Kombination von Theorie und praktischen Übungen lernt man, die Hintergründe und Effekte der Musik auf die kindliche Entwicklung zu verstehen und sofort anzuwenden. Besonders für Pädagoginnen und Pädagogen bietet Musik einen kreativen Zugang, um mit Kindern auf ganz neue Weise zu kommunizieren. Nach meiner Erfahrung hilft Musik auch uns Erwachsenen, uns in der Arbeit neu zu entfalten und einfühlsamer zu werden.
Von: Ismail Osman
Veröffentlicht: 26. November 2024
CAS Musizieren mit Kleinkindern
Die berufsbegleitende, praxisnahe Weiterbildung richtet sich an Musikerinnen, (Musik)Pädagoginnen und Spielgruppenleiter*innen, die eine kreative musikalische Umgebung für Kleinkinder schaffen möchten. Die Teilnehmenden erhalten wertvolle Einblicke und Impulse zur Integration von Musik in den pädagogischen Alltag sowie zur Planung spezifischer Kursangebote. Durch abwechslungsreiche Workshops erarbeiten sie ein reichhaltiges Methodenrepertoire, um die natürliche Faszination der Kinder für Musik nachhaltig zu fördern.
Mehr Informationen: Webseite CAS Musizieren mit Kleinkindern
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