Prävention und Gesundheit,

Forschung

Warum es wichtig ist, dass Spitäler die Selbsthilfe fördern

Warum es wichtig ist, dass Spitäler die Selbsthilfe fördern

Das nationale Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitäler von Selbsthilfe Schweiz wurde lanciert, um die Zusammenarbeit zwischen Spitälern, regionalen Selbsthilfezentren und Selbsthilfegruppen zu stärken. Ein Evaluationsteam der Hochschule Luzern begleitet das Projekt wissenschaftlich.

In der Schweiz gibt es rund 2’700 Selbsthilfegruppen zu rund 350 verschiedenen Themen. Drei Viertel davon behandeln Themen im Gesundheitsbereich. Laut der Dachorganisation Selbsthilfe Schweiz nehmen landesweit über 40’000 Menschen an einer Selbsthilfegruppe teil. Selbsthilfegruppen sind damit ein wichtiges und niederschwelliges Unterstützungsangebot in der Gesundheitsversorgung. Besonders wichtig sind sie für Menschen mit chronischen oder auch seltenen Krankheiten sowie für ihre Angehörigen.

Wichtiges Unterstützungsangebot für Betroffene
Selbsthilfegruppen sind als komplementäres Angebot zur professionellen Versorgung zu verstehen: Dabei spielen sie eine sehr wertvolle Rolle. Denn zum einen können sich die Mitglieder durch ihr Erfahrungswissen bei der Krankheitsbewältigung gegenseitig unterstützen. Zum anderen werden im Rahmen der Selbsthilfegruppen auch psycho-soziale Probleme thematisiert, wofür in der professionellen Versorgung oft zu wenig Zeit bleibt. Umso wichtiger, dass diese Gruppen besser bekannt werden.

Selbsthilfe soll schweizweit gestärkt werden
Mit dem Präventionsprojekt «Gesundheitskompetenz dank Selbsthilfefreundlichkeit» fördert Selbsthilfe Schweiz einerseits die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen, Selbsthilfezentren und Spitälern. Andererseits geht es bei diesem Projekt auch darum, dass möglichst viele Patient:innen und Angehörige im Falle eines Spitalaufenthaltes erfahren, welchen Nutzen eine Selbsthilfegruppe für sie haben kann und wo sie weiterführende Informationen dazu erhalten (Selbsthilfe Schweiz, 2023). Gerade wenn Betroffene durch ihre Krankheit lang andauernde Beschwerden oder Einschränkungen erleben, ist es wichtig, dass sie die Selbsthilfe als zusätzliche Hilfe kennen und wissen, wie sie hierzu einen Zugang finden können (Schweizerische Ärztezeitung, 2023).

Mehr «selbsthilfefreundliche» Spitäler
Das Projekt wird durch die Gesundheitsförderung Schweiz mitfinanziert und im Rahmen einer externen Evaluation von der Hochschule Luzern begleitet. Bis Ende 2025 wird angestrebt, schweizweit 80 regionale Kooperationsprojekte zwischen Spitälern, regionalen Selbsthilfezentren und Selbsthilfegruppen aufzubauen und nachhaltig zu verankern.

Um die dafür nötigen Qualitätskriterien von Selbsthilfe Schweiz zu erfüllen, entwickeln Vertreter:innen der Selbsthilfegruppen, Mitarbeitende der Spitäler und der regionalen Selbsthilfezentren in sogenannten «Kooperationsdreiecken» massgeschneiderte Massnahmen. Werden die Massnahmen während eines Jahres erfolgreich umgesetzt, so kann das Spital das Prädikat «selbsthilfefreundlich» bei Selbsthilfe Schweiz beantragen.

Bereits positive Wirkungen des Projekts spürbar
Das Projekt startete 2021 und bereits nach der Hälfte der Projektlaufzeit konnten positive Wirkungen nachgewiesen werden. Viele Spitäler zeigen sich interessiert, die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen zu stärken. Dies zeigt sich darin, dass das medizinische Personal die Selbsthilfe zunehmend als komplementäres Angebot anerkennt und Patient:innen und ihre Angehörigen darauf aufmerksam macht. Auch die Selbsthilfegruppen berichten davon, in den Spitälern stärker eingebunden zu werden (Selbsthilfe Schweiz, 2023). Mittlerweile sind laut Selbsthilfe Schweiz bereits 36 Spitäler in 16 Kantonen «selbsthilfefreundlich» oder auf dem Weg dahin.

Von: Manuela Eder
Bild: Getty Images
Veröffentlicht: 3. November 2023

Interdisziplinäres Projekt
Im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz evaluiert die Hochschule Luzern das Präventionsprojekt ≪Gesundheitskompetenz dank Selbsthilfefreundlichkeit≫. Die Evaluation generiert evidenzbasiertes Wissen für die Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV).

Das interdisziplinäre Projekt mit Beteiligung der Departemente Soziale Arbeit und Wirtschaft wird von Prof. Dr. Suzanne Lischer geleitet. Die Dozentin und Forscherin ist Leiterin des Kompetenzzentrums Prävention und Gesundheit an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit und dazu u. a. Fachfrau für empirische Sozialforschung und empirisch gestützte Evaluationen. Zu den weiteren Projektbeteiligten zählen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Manuela Eder (Expertin u. a. für Gesundheitliche Ungleichheit und Gestaltung sozialer Versorgung), Elina Lehmann (Expertin u. a. für Führung/Zusammenarbeit und Organisationsentwicklung) und Sabrina Wyss (Expertin u. a. für Organisationsforschung und soziale Ungleichheit) sowie Prof. Oliver Kessler, der als Dozent, Berater und Forscher an der Hochschule Luzern – Wirtschaft tätig ist und viele Jahre als Co-Leiter für den MAS Management im Sozial- und Gesundheitsbereich verantwortlich war. In der Anfangsphase des Evaluationsprojekts unterstützte auch Dr. Kaisa Ruoranen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Luzern – Wirtschaft, das Projekt.

Weiterbildungsangebote zum Thema Prävention und Gesundheitsförderung
In den nachfolgenden Weiterbildungen lernen die Teilnehmenden, Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung nicht auf einmalige Aktionen zu beschränken, sondern auf nachhaltige Veränderungen bei Individuen und Organisationen auszurichten.
MAS Prävention und Gesundheitsförderung
CAS Prävention und Gesundheitsförderung Grundlagen
CAS Gesundheitsförderung und BGM in Organisationen
✏️ Beachten Sie dazu auch unsere (Online-)Veranstaltungen zum Thema bis Ende Jahr!

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