«Dumme Fragen gibt es keine, unaufmerksame aber schon!»
Sie weiss viel, antwortet gerne und schämt sich selten: Prof. Dr. Sabine Sulzer, lange als Entwicklungsingenieurin tätig, leitet heute den englischsprachigen Bachelor Studiengang «Energy and Environmental Systems Engineering» an der HSLU. Weiter ist sie zuständig für den Wissens- und Technologietransfer des Schweizer Kompetenzzentrums für Energieforschung an Gebäuden und Arealen, Themen wie nachhaltige Energien und Umweltschutz gehören in ihr Spezialgebiet. Zu ihrem Alltag an der HSLU gibt sie uns in einem kleinen Interview Auskunft:
Ihr aktueller Beruf: Plan A oder Plan B?
Mein Leben verlief nach dem Prinzip der rollenden Planung, so habe ich mich auch nie verrannt. Also eindeutig Plan A.
Wünschen Sie sich manchmal, eine andere Fachrichtung gewählt zu haben?
Das wäre schade, immerhin konnte ich meinen Werdegang ja selbst gestalten. Daher nein. Da die Themen nachhaltige Energien und Umweltschutz heute wieder sehr aktuell sind, kann ich davon viel aus meinem ETH-Studium im Bereich Kultur- und Umweltingenieurwesen einbringen und alte Kontakte wieder aktivieren. Und so schliesst sich der Kreis.
Finden Sie immer interessant, was Sie selbst referieren?
Ja, ich muss mich in meinen Modulen nach niemandem richten und kann den Inhalt meiner Vorlesungen selbst bestimmen. Ob die Studierenden den Unterricht immer interessant finden, ist eine andere Frage (lacht).
Gibt es Tage, an denen Sie lieber ganz was anderes erzählen würden? Ein Märchen zum Beispiel?
Ich bin definitiv keine Märchentante, nein. Aber an manchen Tagen schweife ich vielleicht eher ab, erzähle von zum Thema passenden Episoden aus dem Leben. Oder gehe länger auf eine spannende Frage aus dem Publikum ein – je nach Stimmung.
Kam es auch schon vor, dass Sie bei einer Frage aus dem Plenum improvisiert haben, um vor den Studierenden nicht blöd dazustehen?
Ja! Eine blöde Idee, ich bereu das dann meistens schnell. Es beginnt mit ungeschickten Erklärungsversuchen und endet dann meist damit, dass ich die Antwort auf die nächste Vorlesung verspreche. Ich nehme mir deshalb vor: Lieber gleich klarzustellen, dass ich das auch nicht weiss, die Antwort aber gerne nachliefern werde.
Es gibt keine dummen Fragen – oder doch?
Dumme vielleicht nicht, aber unaufmerksame Fragen definitiv. Wenn jemand nicht richtig zuhört, stellt er oder sie dann manchmal Fragen, die bereits beantwortet wurden. Oder eine Frage, die nichts mit dem eigentlichen Inhalt zu tun hat – hier versuche ich dann jeweils, die Antwort kurz zu halten.
Gab es schon einen oder eine Studierende/r, bei dem oder der Sie dachten: Lass es mit dem Studium?
Die gibt es! Zwar selten und nur wenige, aber ab und an denke ich mir: Wenn du es bis zum Diplom schaffst, bin ich echt überrascht.
Jetzt mal ehrlich: Lesen Sie jede Arbeit Ihrer Studierenden gründlich durch?
Wenn ein Student oder eine Studentin durch mich betreut wird und ich genau weiss, auf welchem Niveau er oder sie agiert, kann es schon mal vorkommen, dass ich nicht jedes Kapitel sorgfältig lese. Aber nur bei Studierenden, die sich auf einem hohen Level bewegen. Bei unsicheren Kandidaten nehme ich mir immer die Zeit, jedes Detail zu prüfen.
Haben Sie schon mal eine Note etwas ausgebessert, weil der Student, die Studentin Ihnen besonders sympathisch war?
Noch nie. Ich bewerte Arbeiten immer erst, ohne den Namen der Person zu kennen. Im Nachhinein bin ich manchmal überrascht.
Ihr peinlichstes Erlebnis an der Hochschule?
Je älter ich werde, desto weniger ist mir peinlich. Lustig war allerdings, als während einer Online-Vorlesung zu den Lockdown-Zeiten der Pizzakurier bei mir geklingelt hat.
Foto: Netzmedien