Shanghai: Auslandssemester in einer anderen Kultur

Shanghai: Auslandssemester in einer anderen Kultur

Tobias Müller verbringt während seines Bachelors in Gebäudetechnik zwei Semester in Shanghai. Dort lernt er eine völlig neue Welt, andere Lebensansichten und inspirierende – aber auch gewöhnungsbedürftige – Eigenheiten des Landes und deren Einheimischen kennen. Er erzählt uns, was ihm von dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben ist.

2018 und 2019 verbringst du rund zehn Monate in Shanghai, absolvierst ein Semester Kontaktstudium sowie ein Praktikumssemester bei einem Unternehmen – und erlangst schlussendlich den Double Degree. Weshalb gerade China?
Ich wollte immer schon einmal eine fremde Kultur kennenlernen, die sich stark von unserer unterscheidet. Deshalb war für mich klar: Ich nutze diese einmalige Chance, raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer!

Du bist dort angekommen – und dann?
Der Start in Shanghai war ein wildes Unterfangen: der umfangreiche Registrierungsprozess, die Wohnungssuche in einer Millionenstadt, die chinesische Kultur – und das alles mit erheblichen Verständigungsproblemen. Die grossen Unterschiede in Bezug auf die Organisation und Kommunikation im Studienalltag machten den Einstieg nicht gerade einfacher. Ein routinierter Alltag stellte sich erst nach rund zwei Monaten ein. 

Wie hast du Shanghai als Stadt wahrgenommen?
Die Dimensionen von Shanghai sind kaum fassbar. Alles ist irgendwie zu gross, zu fremd, zu schnell, zu laut – und gleichzeitig unglaublich beeindruckend. Der Puls der Millionenstadt kann einschüchtern, aber auch beflügeln. Besonders wohl habe ich mich aber in den Bergen von Yunnan oder auf den verlassenen Teilen der Chinesischen Mauer gefühlt, meine schönsten Erinnerungen stammen von dort.

Wie hast du die Menschen und deren Kultur in Erinnerung?
Die kulturellen Unterschiede sind gross und zeigten sich vor allem in der Einstellung zu Familie, Politik und Menschenrechten. Durch die Zeit dort konnte ich jedoch vieles besser verstehen und habe auch unsere Werte stark hinterfragt. Besonders schön fand ich die Art, wie die Menschen dort das gemeinschaftliche Essen zelebrieren. Während meiner Reise durch den Südwesten wurde ich sehr oft spontan eingeladen.

In Bezug auf Transport ist in China nichts unmöglich.

Gibt es einen speziellen Moment, an den du gerne zurückdenkst?
Auf meiner Durchreise habe ich in Dali bei einem sehr gastfreundlichen Chinesen gewohnt. Am chinesischen Neujahrsmorgen bin ich weitergezogen, um fünf Uhr in der Früh habe ich das Haus verlassen. Draussen wartete der Gastgeber mit einem kleinen Feuerwerk zum Abschied – einfach grossartig!

Und die Architektur in Shanghai?
Die Gebäude unterscheiden sich vor allem in Bezug auf die Grösse extrem von jenen in der Schweiz. Technik und Material sind von geringerer Qualität, auf dem Campus gab es zum Beispiel keine einzige Aussentüre die dicht ist, die Heizung ist praktisch inexistent. In den kalten Monaten sitzt man in der Winterjacke in den Innenräumen, das ist normal.

Der Huangpu Jiang ist ein 97 km langer Fluss, der durch Shanghai fliesst.

Inwiefern brachte dich dieses Auslandssemester weiter?
Mein Mindset gegenüber China, Asien und der ganzen Welt hat sich grundsätzlich verändert. Aber auch meine Sicht auf die Schweiz und auf mein Leben. Ich stehe genau da, wo ich sein will. Ich habe gelernt, in vielen Situationen gelassener zu reagieren, habe gleichzeitig an Beharrlichkeit gewonnen. Ich würde diese Chance sofort wieder packen, sie war einmalig.

Und wie war dein Berufseinstieg nach deinem Bachelorstudium?
Heute arbeite ich bei Amstein + Walthert Bern AG und bin dort als Projektleiter angestellt. Die Branche verändert sich dauernd und schafft mit den Herausforderungen der Energieeffizienz und der Digitalisierung ein extrem spannendes Arbeitsumfeld.

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