Wenn das Auslandssemester mit einer Quarantäne beginnt
Ein Auslandssemester ist soweit auch zu Corona-Zeiten möglich – mit Einschränkungen. Was heisst dies etwa für Studierende, die sich nach Ankunft in Luzern in Quarantäne begeben müssen? Wir fragen nach bei Manuel Birrer, der im International Office der Hochschule Luzern sogenannte «Incomings» und «Outgoings» betreut.
Damit sich Austauschstudentinnen und -studenten rasch integrieren können und sich wohl fühlen, organisiert das International Office soziale Aktivitäten und bietet Unterstützung in sämtlichen administrativen Aufgaben. Während die Aktivitäten momentan Corona bedingt zu kurz kommen, steigt der administrative Aufwand enorm an, für die Studierenden wie für die Hochschule Luzern. So beliefert Mitarbeiter Manuel Birrer die Neuankömmlinge im Quarantänefall schon mal mit überlebenswichtigen Sachen wie Essen – und Ladegeräten.
Alles, was man zum Leben braucht
Für den administrativen Studienbetreuer und sein Team heisst es in diesem Ausnahmejahr: Flexibel bleiben und rasch handeln. Die Quarantänebestimmung ändern regelmässig, jede Ankunft eines Studenten oder einer Studentin muss individuell organisiert werden. Manuel: «Wenn der Tag der Ankunft naht, prüfen wir anhand der BAG-Risikoländer-Liste, wer in Quarantäne muss. Besteht eine solche Pflicht, bieten wir quasi eine rundum Betreuung.»
Das bedeutet einerseits emotionale Unterstützung: Die Studierenden müssen sich zweimal täglich beim International Office melden, damit bei Symptomen oder psychischer Belastung rasch reagiert werden kann. «Die Erfahrung zeigt, dass die Isolation an sich kein grosses Problem darstellt, sicher auch dank der Möglichkeit, sich über Videoanrufe mit Freunden und der Familie auszutauschen.» Nebst dieser und der administrativen Betreuung, umfasst der Support auch das Bestellen und Liefern von Essen. «Wir versorgen die Studierenden mit allem, was sie dringend brauchen, meistens sind das nebst Lebensmitteln Ladegeräte und Adapter.»
Starterpaket für die Betroffenen
Über die Unterstützung des International Office ist auch die belgische Studentin Hanne Gabriels froh, für die es bei der Ankunft hiess: Ab in Quarantäne. Sie schätzt sich aber glücklich, musste sie das Auslandssemester nicht ganz absagen, im Gegensatz zu vielen ihrer Mitstudierenden in Belgien. Und nimmt die etwas komplizierte Anfangszeit im neuen Land in Kauf. Elf Nächte verbringt Hanne in einem Luzerner Hotel. «Am Anreisetag bekam ich eine grosse Tasche, gefüllt mit Nudeln, Sosse, Keksen und Schokolade. Darüber habe ich mich sehr gefreut.»
Strukturierter Alltag hilft
Trotz Hotel und Lieferservice – mit Ferien hat eine Quarantäne wenig zu tun. Viele Studierende schätzen es, durch den Onlineunterricht Tagesstruktur und sozialen Austausch zu erhalten. So auch Hanne, die morgens pünktlich um 8:30 Uhr mit dem Online-Deutschunterricht startet. Die Mittagsstunden bereiten ihr hingegen mehr Mühe. «In diesen Momenten war ich etwas einsam, weil ich im Hotelzimmer bleiben musste. Ich hielt ein Nickerchen oder sah mir einen Film an, was die Situation meiner Meinung nach noch verschlimmerte. Aber am Nachmittag wurde es besser. Sobald die Sonne meinen Balkon erreichte, konnte ich draussen sitzen, meine Deutsch-Hausaufgaben machen, später ein Glas Wein trinken und dazu ein Buch lesen.»
Nach Ablauf der Quarantänefrist lässt es sich Hanne nicht entgehen, gleich eine Aktivität für Erasmus-Studierende zu besuchen. Und ist fast ein wenig nervös: «Endlich konnte ich all die Orte erkunden, die ich von meinem Fenster aus gesehen habe. Zurück in der realen Welt!»