Lesezeit 7′ min // Im Interview mit Martina Stangel-Meseke
Nachdem sich im vergangenen Jahr ein Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden, Gesellschaft und Praxis formierte, um am Aufbau und der Weiterentwicklung des Bachelorstudiengangs Business Psychology mitzuwirken, möchten wir euch in dieser «Im Portrait» Reihe die Beirätinnen und Beiräte vorstellen.
Für diesen Beitrag haben wir Prof. Dr. Martina Stangel-Meseke, Professorin der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) in Dortmund und geschäftsführende Gesellschafterin der wissenschaftlich-orientierten Unternehmensberatung t-velopment, interviewt.
Martina Stangel-Meseke (MSM): Mein Name ist Martina Stangel-Meseke. Ich habe nach einer Ausbildung zur medizinisch-technischen Laboratoriums-Assistentin Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie studiert. Seit meinem Diplom in Psychologie bin ich ununterbrochen in der Lehre tätig, insbes. in Psychologischer Diagnostik, Evaluation, Arbeits- und Organisationspsychologie, Führungspsychologie, empirischem Arbeiten, Diversity Management (auch in englischer Sprache) sowie diversen Soft Skills (u.a. Psychologische Gesprächskompetenz mit Fokus Coaching).
Meine Stationen von 1989-2005 waren: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum; wissenschaftliche Assistentin an der Universität Wuppertal mit Leitung eines 13-köpfigen Forschungsteams zur Erforschung des Lernpotenzial-Assessment Centers; Lehrstuhlvertretung für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Konstanz und Habilitation mit anschließendem Lehrauftrag, Lehrtätigkeiten zu genderbezogener Laufbahngestaltung an der Hochschule St. Gallen.
Seit 2005 bin ich Professorin für Wirtschaftspsychologie. Bis 2016 war ich an der Business Information and Technology School (BiTS) in Iserlohn tätig, ab 2016 an der Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) in Dortmund mit folgenden Tätigkeiten: Aufbau des Bachelor- und Masterstudiengangs Business Psychologie (z.T. englisch-sprachig) an der (BiTS) Iserlohn (heute: UE) in den Funktionen Prodekanin und Dekanin des Fachbereichs Business Psychologie, u.a. Konzeption einer englisch-sprachigen Summerschool für Masteranden an der Bilgi University Istanbul und des Promotionsprogramms an der Universidad de Madrid, Mitglied des Prüfungsausschusses und Vorsitzende der Berufungskommission. An der FOM Dortmund lehre ich Arbeits-, Organisations-, Wirtschafts- und Führungspsychologie sowie empirisches Arbeiten, bin Berufungskommissionsvorsitzende für Wirtschaftspsychologie, Modulbeauftragte für Personal- und Organisationspsychologie und wirke bei der Konzeption von Studiengängen mit. Mein Forschungsinteresse liegt im Bereich Change und Diversity Management, Führung und Gleichstellung. In einem Projekt mit der Business School Oslo und der Westfalenhochschule in Gelsenkirchen habe ich mich interdisziplinär mit dem Thema „Woman on Board“ beschäftigt. Die Umsetzung des Konzepts Praktischer Weisheit in Marokko in einem Projekt der Universität Eichstädt habe ich in Gesprächen mit Wissenschaftlern und Praktikern/Innen vertieft und in einer gemeinsamen Publikation veröffentlicht.
Von 2008 – 2011 habe ich als berufenes Mitglied der Sachverständigenkommission des BMFSFJ zur Erstellung des ersten Gleichstellungsberichts (Gleichstellung über den Erwerbslebensverlauf) als Vorlage für den Bundestag 2011 mitgearbeitet. Seit 1999 bin ich geschäftsführende Gesellschafterin der wissenschaftlich-orientierten Unternehmensberatung t-velopment mit Sitz in Bochum. 2005 erhielt mein Unternehmen eine Auszeichnung für das Projekt Genderfaire Personalauswahl vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit und dem Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes NRW. In diesem Projekt werden KMUs Standards für eine stereotypenfreie und AGG-konforme Personalauswahl vermittelt. In meinem Unternehmen beschäftige ich mich branchenübergreifend mit folgenden Themen: Implementierung von Diversity-Management, Begleitung von Change Management-Prozessen, unternehmens- und genderspezifischen Führungskräfte-Entwicklung-Programmen und Coaching sowie der Entwicklung unternehmensspezifischer Auswahl- und Personalentwicklungsverfahren. Ich arbeite ehrenamtlich in Non-Profit-Organisationen in Organisationen, die sich primär der Stärkung von Frauen in Führungspositionen verschrieben haben, u.a. als Mentorin im Cross-Mentoring-Programm NRW und OWL. Darüber hinaus engagiere ich mich als Referentin für gleichstellungspolitische Themen in Wirtschaftsorganisationen und in der Politik mit Schwerpunkt Frauen in Führung sowie lebensereignis-orientiertes Personalmanagement.
MSM: Mein Arbeitstag ist immer mit vielfältigen und spannenden Tätigkeiten gefüllt. Im Rahmen meiner Professur für Wirtschaftspsychologie bereite ich anstehende Veranstaltungen für Studierende vor, berate und begleitende diese bei empirischen Bachelor- und Masterarbeiten. Als Vorsitzende der Berufungskommission für Wirtschaftspsychologie leite ich Auswahlprozesse für die Berufung potenzieller Kandidaten/Innen für eine zukünftige Professur gemeinsam mit den Berufungsmitgliedern. Ich arbeite allein oder mit Kollegen/Innen an Publikationen bzw. an wissenschaftlichen Vorträgen. In meinem Unternehmen konzipiere ich Programme für die Umsetzung von Veränderungsprozessen in Organisationen. Hierbei erstreckt sich die Bandbereite von Maßnahmen zur Stärkung der Führungskultur bis hin zu vielfältigen Workshops in diesem Prozess (u.a. Team-Entwicklung; Generationsmanagement; Chancengleichheit von Frauen und Männern im Erwerb; begleitende persönlichkeitsförderliche Individual-Coachings; genderfaire Personalauswahl).
MSM: Ich mag die inhaltliche Vielfalt, die Möglichkeit mein Wissen aus Lehre und Forschung in der betrieblichen Praxis umsetzen zu können. Das ist für mich ein großes Geschenk, da ich mich in dieser Zweigleisigkeit immer selbst reflektieren und weiterentwickeln kann.
MSM: Mich fasziniert, dass die theoretischen Konzepte der Arbeits- und Organisationspsychologie sehr gut in die betriebliche Praxis umgesetzt werden können. Die Arbeits- und Organisationspsychologie hat sich immer stärker zu einer Disziplin entwickelt, die der Organisation und deren Mitarbeitenden flexible Interventionsmöglichkeiten zum Umgang mit immer dynamischer werdenden Organisationsumwelten anbietet. Darüber kann gerade in diesem Fach ein wichtiger Beitrag zur Formung innovativer Organisationen erfolgen, die sich primär durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden und deren stetiger Entwicklung in komplexen Settings auszeichnet.
Meine Mitarbeit im Fachbeirat ist dadurch motiviert auf der Grundlage meiner langjährigen Erfahrung in der Studiengangsentwicklung, auf wichtige Schwerpunkte in der Business Psychology hinzuweisen. Ich setze mich gerne gestaltend ein und will mit konsequenten inhaltlichen und strategischen Beiträgen zum Aufbau des Studiengangs Business Psychology beitragen. Dabei ist für mich ein wichtiger Akzent, die Verantwortlichen in diesem Studiengang zu ermutigen, innovative Wege zu gehen, konsequent eine herausragende Qualifizierung der Studierenden anzustreben und darüber im Kern ein Alleinstellungsmerkmal für ihren Studiengang zu entwickeln.
MSM: Ich beschäftige mich aktuell in einer Publikation mit dem Thema Digitalisierung und Gleichstellung im Erwerb. Gerade für Frauen hat sich in der Pandemie gezeigt, dass ihre Erwerbstätigkeiten in Krisenzeiten fragil geworden sind, was sich wiederum negativ auf ihren gesamten Erwerbsverlauf auswirken kann. Gleichermaßen ist das Thema Gleichstellung bzw. Chancengleichheit in der Pandemie zu einem wichtigen Thema für den Erhalt der Produktivität in den Unternehmen geworden. Mittlerweile sind in Unternehmensnetzwerken viele neue Konzepte zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege entstanden, die auf eine innovative Veränderung in den Unternehmen hoffen lassen.
MSM: Ich rate den Studierenden viele Möglichkeiten zum empirischen Arbeiten an der Hochschule und in den Unternehmen zu ergreifen. Dies ist aus meiner Sicht relevant, um zu erfahren welche wertvollen Interventionen auf der theoretischen Grundlage der Untersuchungen für Organisationen und deren Mitarbeitende abgeleitet werden können. Dies ist nach wie vor – so meine feste Überzeugung – ein wesentliches Qualifizierungs- und Alleinstellungsmerkmal der Studierenden der Business Psychology im Vergleich zu betriebswirtschaftlichen Studiengängen.
Vielen Dank für das Interview!
Wer mehr über den Fachbeirat und dessen Aufgaben erfahren möchte, kann gerne in den Blogbeitrag «Herzlich Willkommen dem Fachbeirat Business Psychology!» reinschauen. In unserem letzten «Im Portrait»-Beitrag haben wir Prof. Dr. Gudela Grote interviewt.
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