5. Oktober 2020
Von Prof. Dr. Markus Gisler, Institutsleiter und Prof. Dr. Marco Passardi, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Die bei Anwendung der IFRS (International Financial Reporting Standards) resultierenden Abschlüsse ergeben ein betriebswirtschaftlichen Grundsätzen folgendes Abbild der unternehmerischen Tätigkeit. Verzerrungen, wie sie beispielsweise durch die Bildung und Auflösung stiller Reserven entstehen können (z.B. im OR-Abschluss), sind dieser Form der Rechnungslegung fremd. Oftmals wird daraus (fälschlicherweise) geschlossen, dass ein solches System mit fixen Abschreibungszeiträumen resp. Abschreibungsmethoden arbeiten würde. Dies ist jedoch kaum sinnvoll; hängt doch z.B. die Abnutzung wesentlich davon ab, wie sorgfältig mit einem Vermögenswert umgegangen wird resp. in welcher Umgebung dieser genutzt wird – ein Fahrzeug, welches in der Sahara-Wüste gefahren wird, dürfte wesentlich rascher sein Ende der Nutzungsdauer erreichen als ein in einer Schweizer Stadt verwendetes analoges Fahrzeug.
Untersuchungsgegenstand
Am IFZ haben Prof. Dr. Marco Passardi und Prof. Dr. Markus Gisler analysiert, wie die an der SIX (Schweizer Börse) kotierten IFRS-Anwender von diesen Wahlrechten in der Praxis Gebrauch machen. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung wandten von insgesamt 255 kotierten Emittenten von Beteiligungsrechten 131 IFRS als Rechnungslegungsstandard an. Als Datenbasis dienen die beiden zuletzt öffentlich verfügbaren Jahresabschlüsse, welche die Geschäftsjahre 2018 und 2019 abbilden.
Ergebnisse
Trotz seiner theoretischen Überlegenheit im Rahmen der IFRS-Buchführung hat sich das Neubewertungsmodell bei den kotierten IFRS-Unternehmen nicht durchgesetzt und wird kaum (mehr) verwendet; das viel einfacher zu praktizierende Anschaffungs- und Herstellkostenmodell erfreut sich einer sehr viel grösseren Beliebtheit. In dieselbe Richtung geht die in der Untersuchung erhobene Feststellung, dass die lineare Herleitung der jährlichen Abschreibung dominiert. Degressive oder leistungsproportionale Verfahren fristen ein Nischendasein im IFRS-Umfeld. Anpassungen in den relevanten Parametern fanden sich nur vereinzelt; zusammenhängen dürfte dies auch damit, dass sehr viele Unternehmen mit «Bandbreiten» arbeiten, die eine genauere Identifikation einer Veränderung der Nutzungsdauer von aussen nicht feststellen lassen.
Die gesamte Untersuchung finden Sie hier.
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