3. März 2022

Finanzen

Nachfolgemanagement: Der Promotor (Teil 2)

Nachfolgemanagement: Der Promotor (Teil 2)

von Dr. Marius Fuchs, Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Im ersten Teil dieser Serie zu Nachfolge- und Wertsprungmanagement (Juni 2021) haben wir Unternehmen in Nachfolgephasen grobkörnig unterteilt in a) Perlen, die von kapitalkräftigen Family Offices (FO) zu Höchstpreisen aufgekauft werden, b) in Unternehmen, die in Bestandteile zerlegt und teilweise ‘rezykliert’ werden (z.B. Kundenlisten, Patente, Markennamen) und c) in Unternehmen, die durch eine stille Liquidation geräuschlos vom Markt verschwinden.

In diesem Teil diskutieren wir Rollen und Eigenschaften von Promotoren, die Nachfolgeunternehmen neues Leben einhauchen und signifikante Wertsteigerungen erzielen. Wir betrachten den Kosmos von Unternehmen, die zu gut für eine Liquidierung, zu mager für die ‘Zirkularität’ und zu blass für das kapitalkräftige FO sind.

Promotoren mit Ideen sind gesucht

Unternehmen in (verschleppten) Nachfolgeprozessen brillieren nach Jahren von Innovations- und Investitionsstillständen selten. Der erwirtschaftete Cashflow aus Geschäftstätigkeit ist meist zum Rinnsal verkommen. Diese Unternehmen verfügen aber über eine Vielfalt an ökonomischen, gesellschaftlichen, sozialen und weiteren Werten, die so hoch sind, dass eine Fortführung – unter neuer Eigentümerschaft und in angepasster Weise – wirtschaftlich Sinn macht.

Weil solche Unternehmen meistens nicht in die üblichen (Nachfolge-)Schemen reinpassen, braucht es Kreativität, Mut und zeitliche wie finanzielle Mittel, um die notwendige Transformation erfolgreich zu bewältigen. Wertorientierte Promotoren haben die Fähigkeit das Potential zu sehen, wie sich das Entlein zum strahlenden Schwan entwickeln lässt.

Promotoren kombinieren Eigentümerstrategien mit Innovationsideen

Promotoren verfügen über Eigenschaften wie Weitsicht, Begeisterungsfähigkeit, Risikobereitschaft und eine Offenheit für neue Ideen. Oft sind es Tüftler oder Musterbrecher. Wir kennen Bekanntheiten wie Bill Hewlett & David Packard (HP), Richard Branson, Steve Jobs, Michael Dell oder Jack Ma (Gründer und Präsident von Alibaba) oder natürlich auch Elon Musk.

Promotoren mit Interesse an Nachfolgeobjekten haben neben Ideen ein klares Verständnis von Eigentum, Entscheidungsmacht und Wertgenerierung. Wenn sie selber über unzureichende eigene Mittel für den Kauf des Unternehmens und dessen Transformation verfügen, schaffen sie es, mit ihren Plänen private Kapitalgeber zu begeistern. Das ist Startup-Groove mit Unternehmen, die bereits Produkte, Kunden und Infrastrukturen vorweisen und Cashflows generieren.

Brillante selbstbewusste Promotoren reklamieren auch einen grossen Teil der Eigentumsrechte für sich und partizipieren am finanziellen Erfolg nachhaltig als (Mit-)Eigentümer. Klammerbemerkung: weniger ausgefuchste Nachfolge-EigentümerInnen lassen sich im Gegensatz zu den smarteren UnternehmerInnen von den Geldgebern durch nachteilige Finanzierungsstrukturen (z.B. mit nachrangigen Darlehen) in schwierige, manchmal fatale Positionen drängen.

Die untenstehende Abbildung zeigt typische Unterscheidungsmerkmale von Promotoren mit dem Ziel Wertsprünge zu realisieren.

Unterscheidungsmerkmale von Promotoren

Fazit: Promotoren als Schlüssel zum Wertsprung

Eine grundsätzliche Erfolgsbedingung besteht darin, dass Promotoren neue Ideen zulassen. Diese Ideen und eine ausgeprägte optimistische, zukunftsorientierte Grundhaltung bilden eine entscheidende Basis für die Wertgenerierung. Das Führungsverhalten von guten Promotoren setzt dabei auf das Festlegen von anspruchsvollen Zielen verbunden mit einer weitreichenden Delegation und einer laufenden Überwachung der finanziellen und nicht-finanziellen Kerndaten.

Promotoren verfügen somit über ein gutes Gefühl wie sie expansive Kräfte in ihrem Umfeld wirken lassen können. Sie sind Initiantinnen, Antreiber, Beschützer und Ideengeberinnen für einen Neustart aus der Nachfolge.

Die Bausteine und Mechanik des Wertsprungs

Im dritten Teil dieser Serie schauen wir gezielter auf die Wertsprungmethodik. Es geht um das Vorgehen, wie im Rahmen einer angestrebten Nachfolgelösung attraktive Wertsprungpotentiale, die dazu passenden Hebelwirkungen und die angestrebten Wertsprungerträge geplant werden. Ideen sind gefragt!

 


Falls Sie die Thematik der Transformation durch Wertsprungmanagement interessiert, können wir das folgende Buch empfehlen:
Fuchs, Marius / Pümpin, Cuno: Transformation durch Wertsprungmanagement – der Vorstoss in neue unternehmerische Dimensionen. Campus Verlag Frankfurt, 2019.

Das Buch und das Thema Wertsprungmanagement werden im CAS Turnaround Management behandelt. Marius Fuchs ist Studienleiter dieser Weiterbildung. Der nächste Lehrgang startet am 1. September 2022 (Anmeldeschluss: 29. Juli 2022). Weitere Informationen finden Sie unten. Der Studiengangsleiter, Marius Fuchs steht bei Fragen zur Verfügung. 

Link zu IFZ Weiterbildungsangeboten im Finance-Bereich:


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