16. Mai 2022

Finanzen

Nachfolgemanagement: Die Wertsprungmethode (Teil 3)

Nachfolgemanagement: Die Wertsprungmethode (Teil 3)

von Dr. Marius Fuchs, Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

In den beiden ersten Beiträgen zu Nachfolgemanagement mit der Wertsprungmethode (Juni 2021 bzw. März 2022) haben wir zuerst Unternehmen in der Nachfolge grobkörnig unterteilt in a) Perlen, die von kapitalkräftigen Family Offices (FO) zu Höchstpreisen aufgekauft werden, b) Unternehmen die in Bestandteilen ‘rezykliert’ werden (z.B. Kundenlisten, Patente, Markennamen) und c) Unternehmen, die durch eine stille Liquidation geräuschlos vom Markt verschwinden.

Im zweiten Teil fokussierten wir uns auf den grossen Kosmos von Unternehmen, die zu gut für eine Liquidierung, zu mager für die ‘Zirkularität’ und zu blass für das kapitalkräftige FO sind. Solche Unternehmen haben die attraktiven Vorteile, dass sie preislich zahlbar bzw. finanzierbar sind und (versteckte) Wertsprungpotentiale beherbergen. Wir diskutierten Rollen und Eigenschaften von Promotoren, die willens und fähig sind, Nachfolgeunternehmen neues Leben einzuhauchen, mit dem Ziel signifikante Wertsteigerungen zu erzielen.

Im dritten Teil dieser Serie schauen wir genauer auf die Wertsprungmethodik. Es geht um das Vorgehen, wie im Rahmen einer Nachfolgelösung attraktive Wertsprungpotentiale identifiziert und mit den passenden Hebelwirkungen verbunden werden.

Die Kreativität der Promotoren und ihrer neuen Teams

Die Wertsprungmethode besteht aus den drei Bausteinen:

    1. Potentiale

    2. Hebel

    3. Erträge

Diese Bausteine werden in vielfältiger und kreativer Weise verknüpft. Vereinfacht sieht das wie folgt aus:

Abbildung 1: Die Bausteine und Mechanik des Wertsprungs (Quelle: Fuchs Marius / Pümpin Cuno: Transformation durch Wertsprungmanagement, S. 17)

Das Vorgehen besteht darin, die Bausteine mit konkreten Inhalten zu befüllen, um dann daraus interessante Strategieoptionen abzuleiten. Die Methode ist bewusst sehr einfach gehalten. Das ermöglicht es, dass interdisziplinäre, heterogene Teams (denkbar sind auch Kunden- oder Lieferantenvertreter) ohne grosses Methoden-Brimborium unkompliziert konkrete Möglichkeiten erarbeiten können. Die folgende Abbildung zeigt eine mögliche Liste von Wertsprungpotentialen, verknüpfbaren Hebeln und resultierenden Ertragsformen.

Abbildung 2: Beispiele für die Erarbeitung von Wertsprungstrategien (Quelle: Fuchs Marius / Pümpin Cuno: Transformation durch Wertsprungmanagement)

Die grünen resp. blauen Pfeile zeigen mögliche Business Cases als Resultate des gemeinsamen Workshops. Die jeweiligen Bausteine werden zuerst einzeln bearbeitet – und im zweiten Schritt miteinander verknüpft. Daraus entstehen Business Cases mit unterschiedlichen Varianten. Entscheidend für die angestrebte Wertgenerierung ist die Verknüpfung von internen und externen Wertsprungpotentialen mit einem oder mehreren Wertsprunghebeln. Hier sind sowohl unternehmerische Kreativität wie das Gespür für das Machbare gefragt. In den Folgeschritten werden diese vertieft analysiert und quantifiziert.

Die einzelnen Bausteine lassen sich wie folgt kurz umschreiben:

  • Wertsprungpotentiale: Wertsprungpotentiale sind Ideen und identifizierte Chancen. Beispiele sind neue Nischen, Akquisitions- & Kooperationsmöglichkeiten oder die Nutzung neuer Technologien. Gute Wertsprungpotentiale zeichnen sich durch ihre Kombinationsmöglichkeiten mit weiteren Potentialen oder Wertsprunghebeln aus. Ein guter Analyseprozess ergibt eine Landkarte mit attraktiven Wertsprungpotentialen.
  • Wertsprunghebel: Wertsprunghebel bilden das Herz der Methode. Beispiele für Hebel sind Multiplikationsmöglichkeiten, wie die Multiplikation von Systemen (McDonald’s, Starbucks), Plattformen (Software, Social Media) oder die Vergabe von Vertriebslizenzen (Modemarken). Hebelfunktionen entstehen auch mittels Kooperationen und entsprechende Skaleneffekte (Produktion oder Vertrieb). Nachfolgeunternehmer installieren Hebel mit Hilfe von Eigentumsrechten, Finanzierungsstrukturen und Beteiligungsverträgen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Hebel- & Multiplikationseffekte bei Unternehmen nicht systematisch oder unzureichend geprüft und ausgeschöpft werden.
  • Wertsprungerträge: Ziel jeder Wertsprungstrategie ist die signifikante Steigerung des Unternehmenswerts in Form von Cashflows oder werthaltigen Aktiven. Die Erträge können sich dabei – vorzugsweise – zeitnah als Cashflow oder zeitversetzt als (optionale) Wertsteigerungen manifestieren. Dieser Baustein stellt sicher, dass die Erträge der Wertsprungstrategie tatsächlich auch erwirtschaftet werden und nicht nur auf dem Papier erwähnt bleiben.

 

Fazit

Gute Nachfolger verfügen über das Fingerspitzengefühl, wie sie expansive Kräfte in ihrer ‘neuen’ Unternehmung wirken lassen können. Ein Workshop mit der Wertsprungmethode eignet sich bestens in Nachfolgeprojekten, um eine strategische Due Diligence durchzuführen und Wertsteigerungspotentiale zu validieren. Dabei kommen analytische wie kreative Elemente zum Einsatz. Ein Wertsprung-Workshop kann auch als ‘Meet & Greet’-Anlass durch die neuen Eigentümer bzw. deren Management durchgeführt werden. Kombiniert mit anderen Methoden ergibt sich ein interessantes Bild zur Frage, wie bewahrend, verschlossen oder eben offen die Teilnehmenden für die neue Unternehmensphase sind. Entsprechend lassen sich daraus gute Erkenntnisse für den anstehenden Transformationsprozess gewinnen.

Abbildung 3: Die Wertsprungmethode und ihre Bausteine (Quelle: Fuchs Marius / Pümpin Cuno: Transformation durch Wertsprungmanagement)


Falls Sie die Thematik der Transformation durch Wertsprungmanagement interessiert, können wir das folgende Buch empfehlen:
Fuchs, Marius / Pümpin, Cuno: Transformation durch Wertsprungmanagement – der Vorstoss in neue unternehmerische Dimensionen. Campus Verlag Frankfurt, 2019.

Das Buch und das Thema Wertsprungmanagement werden im CAS Turnaround Management behandelt. Marius Fuchs ist Studienleiter dieser Weiterbildung. Der nächste Lehrgang startet am 1. September 2022 (Anmeldeschluss: 29. Juli 2022). Weitere Informationen finden Sie unten. Der Studiengangsleiter, Marius Fuchs steht bei Fragen zur Verfügung. 

Link zu IFZ Weiterbildungsangeboten im Finance-Bereich:


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