12. September 2017
Von Prof. Dr. Imke Keimer, Prof. Viviane Trachsel, Dozentinnen und Projektleiterinnen, und Christian Bitterli, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Die Digitalisierung hat in das Controlling Einzug erhalten. Neben der Einführung von neuen Technologien und Anwendungen geht es dabei auch um die Kompetenzen des Controllers. Was wird vom Controller im digitalen Wandel erwartet? Natürlich muss der Controller weiterhin über vertiefte Fachkenntnisse verfügen. Aber welche Eigenschaften muss ein Controller darüber hinaus heutzutage mitbringen? Die Literatur zeigt eine deutliche Richtung zum Business Partner auf: Vom Controller werden Eigeninitiative sowie unternehmerische und kommunikative Fähigkeiten erwartet. Dazu kommen Attribute des sogenannten Data Scientists wie Statistik- und Programmierkenntnisse.
Im Rahmen der Bachelorarbeit der Studentin Klementina Margegaj haben wir uns Stellenausschreibungen von Schweizer Unternehmen angesehen. Bei der Analyse von 250 Stellenanzeigen im Zeitraum Februar bis März 2017 ging es unter anderen um die an den Controller gestellten fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Bei der Analyse der fachlichen Kompetenzen fällt zunächst auf, dass nur sehr wenig direkte Fachkenntnisse in den Stellenanzeigen aufgelistet werden: Es wird als selbstverständlich erachtet, dass ein Bewerber auf eine Position im Controlling fundiertes Fachwissen mitbringt. Oder das Fachwissen wird indirekt über die angegebene Ausbildungs- oder Erfahrungsstufe eingefordert. Führend auf der Top 5-Liste der fachlichen Kompetenzen sind MS-Office-Kenntnisse, insbesondere Excel bleibt das Hauptwerkzeug des Controllers, gefolgt von ERP-Kenntnissen, branchenspezifischen Kenntnissen sowie nicht weiter spezifizierten allgemeinen IT-Kenntnissen (vgl. Tabelle 1).
Bei den persönlichen Kompetenzen steht das analytische Denkvermögen ganz oben. In 50 Prozent der Stellenausschreibungen wir explizit danach verlangt. Auch Kommunikationsfähigkeit, Selbständigkeit, Kooperationsbereitschaft sowie Eigeninitiative werden als gewünschte Kompetenzen hervorgehoben (vgl. Tabelle 2).
Bei der Auswertung der Stellenanzeigen lassen sich erste Attribute des Business Partners erkennen: Neben analytischen Denken werden Selbständigkeit, Eigeninitiative und Kommunikationsfähigkeiten und auch Geschäftskenntnisse, zum Beispiel durch branchenspezifischen Spezialkenntnisse, in den Stellenanzeigen angeführt. Die Rolle des Businesspartners ist somit durchaus im Controlling angekommen.
Anders sieht es beim Data Scientist aus. Weder Statistik- noch Programmierkenntnisse werden in den meisten Stellenanzeigen nachgefragt. Nur vereinzelt verlangen Unternehmen nach diesen Kompetenzen. Im Vordergrund stehen dafür Excel- und allgemeine IT-Kenntnisse. Der Controller soll somit nicht nur die reine Datenauswertung und -interpretation vornehmen, sondern auch die Kenntnisse haben, um die Vorsysteme genügend zu verstehen und Daten selbst abfragen und deren Qualität beurteilen zu können.
Möchten Schweizer Unternehmen den Digitalisierungsgrad im Controlling weiter voranbringen, so muss der Controller seine Komfortzone verlassen. Zur Nutzung der Auswertungsmöglichkeiten von Big Data Analytics müssen weitere Kompetenzen hinzukommen. Dazu muss nicht jeder Controller zum Data Scientist werden, allerdings sollten Statistik- und Programmierkenntnisse entweder im Controlling selbst vorhanden oder über andere Abteilungen abrufbar sein.
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