Nachhaltigkeit im Schweizer Onlinehandel

Nachhaltigkeit im Schweizer Onlinehandel

Autor: Thomas Wozniak

Forschungskoordinator und Dozent am Institut für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern
041 228 22 40 thomas.wozniak@hslu.ch

Der Schweizer Onlinehandel ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen und boomt in der Lockdown-Zeit nun regelrecht. Wer den Bestellungs-Tsunami in der Lockdown-Zeit miterlebt oder gesehen hat, der weiss: das Thema Nachhaltigkeit ist definitiv im E-Commerce angekommen. Die neue Studie «Nachhaltigkeit im Schweizer Digital Commerce», die das Institut für Kommunikation und Marketing im Auftrag der Schweizerischen Post realisiert, trifft damit den Puls der Zeit. Es werden ökologische und soziale Aspekte entlang der Wertschöpfungskette von Onlineshops untersucht. Ich habe mir Gedanken zu drei Stichworten gemacht.

Zahlen und Fakten – sie sprechen oft für sich

Im vergangenen Jahr wurden im Schweizer Onlinehandel CHF 10.3 Mrd. umgesetzt. Dabei war im Jahr 2019 das Wachstum bei inländischen Anbietern erstmals höher als bei solchen aus dem Ausland. Gemäss Credit Suisse führt der Coronavirus-bedingte Lockdown zu einem noch grösseren Wachstum im aktuellen Jahr: so soll der Schweizer Onlinehandel um 30 Prozent bzw. CHF 3 Mrd. wachsen und damit per Ende 2020 einen Anteil von 15% des gesamten Schweizer Detailhandels für sich beanspruchen.

Dankeschön – sage ich wieder öfters

Der Lockdown hat verschiedene Onlineshops mit den Bestellvolumen an das absolute Limit getrieben und Logistikunternehmen Rekorde in der Paketverarbeitung verzeichnen lassen. Das klingt soweit «schön», ist aber auch extrem anstrengend, fordernd und geht zu Lasten der persönlichen Work-Life-Balance und Familien der Beteiligten – deshalb soll dieses Engagement an dieser Stelle besonders gewürdigt werden. Auch in den Hausfluren meiner privaten Umgebung stapelten sich die Pakete und ich habe den Pöstlern mehrfach persönlich für ihr Engagement gedankt.

Nachhaltigkeit als Kundenbedürfnis – was machen die Anbieter?

Gemäss E-Commerce Stimmungsbarometer 2019 sind für mehr als drei Viertel der Schweizer Onlineshopper umweltfreundliche Versand- und Verpackungsoptionen von hoher Wichtigkeit. Nachhaltigkeit spielt für Schweizerinnen und Schweizer eine bedeutend wichtigere Rolle für den Kaufentscheid als die Digital Experience von Unternehmen, so die Studie «Zukunft von Retail». Und jeder dritte Schweizer wünscht sich die Möglichkeit, durch CO2-Kompensation klimaneutral online einkaufen zu können, berichtete Digitec Galaxus erst kürzlich.

Seitens der Anbieter reagiert beispielsweise Digitec Galaxus auf dieses Bedürfnis: anfangs Jahr startete der Händler pilothaft gemeinsam mit notime Same Dame Delivery ganz ohne zusätzliches Verpackungsmaterial; per Ende Mai will er eine freiwillige CO2-Kompensation in den eigenen Onlineshops einführen. Auch kleinere Händler sind engagiert: brainstormers motiviert seine Kunden in Status-Updates zur Bestellung beispielsweise zu einer funktionierenden Erstzustellung – aus ökologischen Gründen.

Wie steht es mit der Nachhaltigkeit bei den Schweizer Onlineshops insgesamt? Wie stark werden ökologische und soziale Aspekte bei der Auswahl des Sortiments, dem Betrieb des Onlineshops und beispielsweise bei den angebotenen Verpackungs- und Versandoptionen berücksichtigt? Wo liegen die Herausforderungen in der Umsetzung? Zu diesen und weiteren Themen haben wir im Auftrag der Schweizerischen Post die Befragung «Nachhaltigkeit im Schweizer Digital Commerce» durchgeführt.

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