9. Oktober 2025
Rasche Anpassung oder nachhaltige Weiterentwicklung? Short Advanced Studies zeigen, wie sich schnelle Kompetenzentwicklung und Qualitätssicherung vereinen lassen.
Der digitale und demografische Wandel ist da – für viele schneller, tiefgreifender und überraschender als vermutet. In Marketing und Kommunikation sind die Folgen der KI-Transformation bereits deutlich spürbar: Neue Technologien, datenbasierte Prozesse und veränderte Kundenanforderungen fordern eine kontinuierliche und gezielte Anpassung auf struktureller und individueller Ebene. Lebenslanges Lernen (LLL) wird als Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung dieser Anpassungsprozesse gesehen.
Mit der Einführung von Short Advanced Studies als neues Label für hochwertige «Micro-Credentials» hat die Hochschule Luzern einen systematischen Rahmen für kurze praxisnahe Weiterbildungsformate etabliert.
SAS-Abschlüsse folgen den Qualitätsstandards von swissuniversities und sind – im Unterschied zu den bisherigen Kurzformaten – mit ECTS-Credits «zertifiziert». Dadurch ist die institutionsübergreifende Anrechenbarkeit und die «Stapelbarkeit» zu einem CAS, DAS oder MAS gewährleistet, was die isolierten Einzelzertifikate privater Anbieter wie bspw. LinkedIn Learning oder Coursera nicht bieten können.
SAS ermöglichen so einen niederschwelligen Einstieg in die Hochschulweiterbildung, ohne die Qualitätsstandards der traditionellen Weiterbildungsformate zu kompromittieren. Weitere Hochschulen ziehen bereits mit – wie bspw. die BFH.
Am Institut für Kommunikation und Marketing (IKM) ist das SAS-Modell gezielt auf den effizienten Aufbau von Kompetenzen und Flexibilität ausgerichtet und in eine umfassende «Lernarchitektur» eingebettet. Fachkurse als Kickstarter-Programme sind davon klar abgegrenzt. Die Grundstruktur umfasst sechs wesentliche Bausteine:
Erste Erfahrungen belegen die Attraktivität von flexiblen und praxisnahen Formaten, die sich effizient absolviert lassen ohne deshalb auf eine wissenschaftliche Fundierung zu verzichten.
Die neue SAS-Landschaft birgt jedoch auch die Gefahr von Überforderung und im Extremfall von Entscheidungsstress, die durch zu viele parallele Kurzformate entstehen kann. Als Gegenmassnahme hat sich die systematische Integration von SAS in grössere Curricula bewährt. Eine nach Kompetenzen gestufte SAS-Logik – bspw. in «Foundation», «Specialization» und «Integration» – könnte zur weiteren Orientierung beitragen, müsste aber strategisch und im Idealfall abteilungsübergreifend geplant werden.
Entscheidend für die Akzeptanz im Arbeitsmarkt wird allerdings die Qualität der Umsetzung sein. Mit der ECTS-Integration ist der erste Schritt für die standardisierte, anbieter-unabhängige Qualitätskontrolle getan – ob dies ausreicht, um Unsicherheiten bezüglich inhaltlicher Tiefe und Nachhaltigkeit der Kompetenzentwicklung zu reduzieren, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Gefahr unkoordinierter Wildwüchse ist real und wird in der wissenschaftlichen Fachdiskussion bereits explizit benannt (PMC, 2023). Hier braucht es eine lückenlose Dokumentation der tatsächlichen Lernziele und Kompetenzgewinne sowie Transparenz und einheitliche Guidance-Mechanismen. Nur so kann verhindert werden, dass SAS als hochwertige Microcredentials schleichend zu austauschbaren Marketingprodukten werden, deren Nutzen für die Berufs- und Arbeitswelt intransparent bleibt.
Eine Übersicht aller SAS-Angebote der Hochschule Luzern – Wirtschaft finden Sie hier:
Senior Researcher und Dozentin im Themenschwerpunkt Digitales Marketing am IKM, Co-Leiterin MAS Digital Marketing and Communication Management, Leiterin des CAS Digital Customer Engagement und des CAS Digital Media and Campaign Management
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