Was tun, wenn man eine Diagnose bekommt, die das Leben verändert? Oder wie geht man damit um, wenn plötzlich ein Familienmitglied schwer erkrankt? In solchen Situationen kann die Selbsthilfe ein wichtiger Schlüssel zur Bewältigung sein.
Die positiven Effekte gemeinschaftlicher Selbsthilfe sind vielfach wissenschaftlich belegt. Selbsthilfegruppen fördern den Erfahrungsaustausch, eröffnen den Zugang zu hilfreichen Ressourcen, stärken das Selbstmanagement und vertiefen das Verständnis für die eigene Erkrankung. Da Direktbetroffene über wertvolles Erfahrungswissen verfügen, bietet der Austausch nicht nur emotionale Unterstützung, sondern auch praxisnahe Informationen für den Alltag. Der Kontakt mit Menschen in ähnlichen Lebenssituationen erleichtert den Umgang mit der Erkrankung, stärkt die Gesundheitskompetenz und vermittelt Sicherheit. Auch Angehörige profitieren – durch Entlastung, Orientierung und das Wissen, mit ihren Herausforderungen nicht allein zu sein.
Kurzum: Der gemeinschaftlichen Selbsthilfe kommt im Gesundheitswesen eine bedeutende Rolle zu – gerade, weil sie vieles ergänzen kann, was nicht in den unmittelbaren Aufgabenbereich von Ärztinnen, Ärzten und Pflegefachpersonen fällt. Die Stiftung Selbsthilfe Schweiz bringt es auf den Punkt: «Die gemeinschaftliche Selbsthilfe ist als Methode zur Förderung von Selbstkompetenz und Mitwirkung der Betroffenen ein wichtiger Pfeiler im schweizerischen Sozial- und Gesundheitswesen.»
Ziel: Die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und Spitälern institutionalisieren
In der Schweiz gibt es rund 2’800 Selbsthilfegruppen, wobei etwa 75 Prozent sich mit Gesundheits-Themen befassen. Die Selbsthilfe Schweiz, die sich seit 2000 als Dachorganisation für die gemeinschaftliche Selbsthilfe engagiert, arbeitet dabei unter anderem als Koordinations- und Dienstleistungsstelle für zweiundzwanzig regionale Selbsthilfezentren.
Im Jahr 2021 lancierte die Selbsthilfe Schweiz das Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern», das mit Unterstützung von Gesundheitsförderung Schweiz realisiert wurde. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Spitälern, Selbsthilfezentren und Selbsthilfegruppen zu stärken – und die gemeinschaftliche Selbsthilfe als Ergänzung zur professionellen Versorgung zu verankern. Im Rahmen des Projekts können Spitäler, die konkrete Massnahmen zur strukturellen Integration der gemeinschaftlichen Selbsthilfe umsetzten und damit nachweislich eine patient:innenzentrierte Versorgung fördern, die Auszeichnung «Selbsthilfefreundlich» bei der Stiftung beantragen. Im Jahr 2026 wird das Projekt in das Modell «Selbsthilfefreundlichkeit im Spital bzw. in der Gesundheitsinstitution» überführt.
Wie viele Auszeichnungen vergeben wurden, welche Kooperationen entstanden sind und welche Wirkung dies auf alle beteiligten Multiplikator:innen hat, wurde in den vergangenen vier Jahren von der Hochschule Luzern wissenschaftlich evaluiert. Die Projektverantwortung lag bei einem interdisziplinären Forschungsteam der Departemente Soziale Arbeit und Wirtschaft.
Die Studie untersuchte unter anderem folgende Aspekte:
Die konkreten Ergebnisse der Evaluation werden in Kürze veröffentlicht. Eine umfassende Vorstellung aller Resultate erfolgt an der Fachveranstaltung von Selbsthilfe Schweiz und der Hochschule Luzern am 27. August 2025.
Von: Anette Eldevik
Bild: Getty Images
Veröffentlicht am: 28. Mai 2025
Fachveranstaltung am 27. August 2025
Das Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern» wurde durch die Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt und von 2021 bis 2025 im Auftrag von Selbsthilfe Schweiz von der Hochschule Luzern evaluiert.
📢 Die Ergebnisse der Studie und weiterführenden Impulse werden an der Fachveranstaltung «Patient:innen und Angehörige ermächtigen, Selbsthilfe vernetzen» am 27. August 2025 vorgestellt.
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Interdisziplinäres Projekt
Das Evaluationsprojekt ≪Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern≫ generiert evidenzbasiertes Wissen für die Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV). Das interdisziplinäre Forschungsteam mit Beteiligung der Departemente Soziale Arbeit und Wirtschaft wird von Prof. Dr. Suzanne Lischer geleitet. Die Professorin und Forscherin ist Leiterin des Kompetenzzentrums Prävention und Gesundheit an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Weitere Teammitglieder: Manuela Eder (Expertin für Gesundheitliche Ungleichheit und Gestaltung sozialer Versorgung), Elina Lehmann (Expertin für Führung/Zusammenarbeit und Organisationsentwicklung) sowie Gesundheitsexperte Prof. Oliver Kessler, der an der Hochschule Luzern – Wirtschaft tätig ist.
Weiterbildungsangebote
In diesen Weiterbildungen lernen die Teilnehmenden, individuelle und organisatorische Veränderungen im Kontext von Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung nachhaltig auszurichten.
MAS Prävention und Gesundheitsförderung
CAS Prävention und Gesundheitsförderung Grundlagen
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