Bernard Wandeler, eine Koryphäe der Soziokultur, hat massgeblich zur Entwicklung und Gestaltung der Soziokultur an der Hochschule Luzern und in ihrem Umfeld beigetragen. Zum Abschied hat Bernard den Podcast «Soziokultur bewegt» produziert. In diesem Beitrag stellen wir die ersten drei Podcast-Episoden sowie Bernards persönlichen Rückblick und seine Zukunftspläne vor.
«In den vergangenen 25 Jahren an der HSLU», sagt Bernard Wandeler, «habe ich die Freude gehabt, von vielen engagierten Menschen auf meinem beruflichen Weg begleitet zu werden. Gemeinsam haben wir Konzepte entwickelt, uns Methoden ausgedacht, Theorien skizziert und unzählige Projekte zum Leben erweckt. In dieser Zeit haben wir viel gedacht, gestritten, gelacht, geträumt und auch erreicht.»
Die Zeit bei der Hochschule Luzern neigt sich langsam dem Ende zu. Zumindest fast. Also überlegte Bernard nochmals lange und intensiv. Ein Geschenk muss her. Zum Abschied. Für die Soziokultur.
«Ich hatte das grosse Privileg, mit wunderbaren und inspirierenden Menschen arbeiten zu dürfen. Gemeinsam haben wir intensiv über die Methoden der Soziokultur nachgedacht und sie weiterentwickelt. Ich habe so viel erlebt, irgendwie suchte ich einen Weg, diese Geschichten zu meinem Abschied sichtbar zu machen. In den letzten Monaten habe ich diverse Podcasts gehört, das Format fand ich sehr ansprechend. Ich weiss, dass die Soziokultur-Szene eine reiche orale Tradition hat. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, zum Abschied eine Podcast-Serie zu produzieren.»
In den letzten Monaten interviewte Bernard einige seiner langjährigen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter. Er führte Gespräche mit Personen aus der Soziokultur und produzierte aus jedem Gespräch einen Podcast. Diese Podcasts bieten nicht nur einen Rückblick auf die gemeinsame Zeit an der Hochschule, sondern auch einen Blick nach vorne. In die Zukunft.
Doch zuerst blick Bernard zurück. Die Soziokultur hat sich verändert. Wie stark? Von Vergangenheit bis heute.
«Die Idee der Soziokultur hat sich nicht grundlegend verändert. Allerdings sehe ich, dass die Aufgaben und Herausforderungen noch vielfältiger geworden sind. Es ging uns ja bereits vor 25 Jahren um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Fragen, die uns beschäftigten waren: Wie können wir Jung und Alt, Frauen und Männer, Mädchen und Buben, Alteingesessene und Neuzugezogene in die Gestaltung des Alltags einbeziehen? Wie können wir gemeinsam dafür sorgen, dass es uns gut geht? Was braucht es, dass unsere Quartiere lebenswert sind? Wie können wir diese Räume so gestalten, dass wir einbeziehen und nicht ausschliessen?
Heute finde ich, dass die Herausforderungen noch grösser geworden sind. Die Vielfalt der Lebensstile nimmt zu und die soziale Diversität wird anspruchsvoller. Fragen zum Klima, zur Ökologie, Digitalisierung, zum demographischen Wandel, zur Migration und Integration beschäftigen uns immer mehr. Die Komplexität des Zusammenlebens wird immer grösser, weshalb wir verstärkt Ressourcen in die Soziokulturelle Animation investieren müssen. Die Suche nach Lösungen gestaltet sich nicht einfach. Durch soziokulturelle und partizipative Ansätze können wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort und den verschiedenen Beteiligten neue Wege ausloten und erkunden.»
Die Auswahl der Interviewgäste für den Podcast: ein schwieriges Thema. Bernards Netzwerk ist so gross wie seine Ideen.
«Die Auswahl der Personen war einfach und gleichzeitig sehr herausfordernd. Ich habe Kolleginnen und Kollegen angefragt, mit denen ich in den letzten Jahren viel zu tun hatte, mit denen ich auch gestritten habe, mit Leuten, die an der Soziokultur weiterdachten. Herausfordernd war die Auswahl, weil wir beschlossen haben, mit einer Serie von 20 Podcast-Folgen zu starten. Es wäre kein Problem, 20 weitere Personen auszuwählen, da in der Soziokultur so viele faszinierende und kreative Köpfe tätig sind.»
Die erste Podcast-Folge ist mit Ulrike Sturm: Von der Architektur zur Soziokultur
Von der Gegenwart zur Zukunft: Ist der Podcast ein einmaliges Geschenk für die weite Welt? Oder wird er fortgesetzt?
«Wir schauen einmal, wie die Studierenden, unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis und sonstige Interessierte auf die Serie reagieren. Da werden wir schon merken, ob dieses Format und diese Inhalte ankommen. Wenn der Podcast gut ankommt, könnte ich mir gut vorstellen, eine zweite Serie zu planen. In der Soziokultur-Szene gibt es faszinierende Projekte. Wir haben in all diesen Jahren wunderbare Studierende ausgebildet, die kreativ und engagiert an ihren Arbeitsorten wirken. Mich interessieren besonders Projekte, die sich mit der nachhaltigen Entwicklung in unseren Quartieren und Regionen befassen.»
Ein neues Zeitalter bricht für Bernard an. Die Pensionierung. Was macht der Tausendsassa mit der gewonnenen Zeit? Tritt bald Langeweile ein?
«Mit der HSLU haben wir im Ausland wunderbare Projekte initiiert und begleitet. Wir haben Ausbildungskonzepte zur beruflichen Integration von benachteiligten Jugendlichen entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Da bleibe ich noch am Ball. Zum Beispiel könnten wir uns auch sehr gut vorstellen, im Tschad gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen wie Universitäten, Kirchen und NGOs ein CAS zu entwickeln. Wir möchten Menschen weiterbilden, die sich mit Entwicklungsfragen in ihren Quartieren, Gemeinden und Pfarreien befassen. Klingt das nach Langeweile?»
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Danke vielmals Bernard für das Gespräch, deinen Podcast und all dein Engagement und deine Arbeit für die Soziale Arbeit.
Jeden Mittwoch gibt es eine neue Folge mit Bernard und einem Interviewgast.
Die zweite Folge ist mit Colette Peter und Alex Willener: Zur Geschichte des Instituts für Soziokulturelle Entwicklung
Die dritte Folge ist mit Peter Stade: Soziokultur und internationale Zusammenarbeit
Von: Roger Ettlin
Bild: Adobe Stock und aus den Katakomben der Sozialen Arbeit
Veröffentlicht: 20. September 2023
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