Soziokultur

Nutzung – Gestaltung – Wahrnehmung

Nutzung – Gestaltung – Wahrnehmung

Um diese drei Schlagworte geht es im gleichnamigen ISA-Modul (interdisziplinäres Studienangebot) der Hochschule Luzern, welches jeweils während der Blockwoche im Frühlingssemester stattfindet. Begonnen hat das Modul mit einem Vorauftrag. Dieser ermöglichte es mir, mich fast – nebenbei – auf das Modul einzustimmen und mich mit «meinem» öffentlichen Raum auseinanderzusetzen.

Am ersten Blockwochentag trafen dann rund 60 Studierende der verschiedenen Departemente Technik & Architektur, Wirtschaft, Soziale Arbeit sowie Design & Kunst in einem Unterrichtszimmer der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit aufeinander. Der Vorauftrag erfüllte dann auch schon seinen ersten Zweck: Wir fanden uns in Kleingruppen wieder, mit allen die den denselben öffentlichen Raum analysiert haben. Das Verhältnis von Architekturstudierenden zu Studierenden der anderen Studienrichtungen war fast zwei Drittel zu einem Drittel. Dieses Ungleichgewicht und der damit verbundene «Kulturschock» bewog mich dann auch in diesem Beitrag dazu über die Interdisziplinarität zu schreiben.

Ich wage zu behaupten, dass auch bereits für angehende Fachpersonen der Soziokultur, die intermediäre Rolle zur Berufsidentität gehört, wie das Reflektieren zum Studium der Sozialen Arbeit. Was passiert nun, wenn ganz unterschiedliche Menschen, aus unterschiedlichen Studienrichtungen aufeinandertreffen und diese einen gemeinsamen Arbeitsauftrag erfüllen sollen?

Die Blockwoche hat es doch tatsächlich geschafft, ein paar blinde Flecken, die sich während meiner letzten vier Jahre Studium entwickelten, aufzudecken. Besonders lag das wohl an dem gelungenen Mix der Dozierenden, welche die Richtungen Architektur, Soziologie und Kunst abdeckten. Vor allem die Architekturseite bot viele neue Perspektiven, denen ich im Studium bis dato so noch nie begegnet bin.

Während der ganzen Woche wurde uns Teilnehmenden der Blockwoche klar, dass wir doch sehr unterschiedliche Intentionen haben, wenn es um den öffentlichen Raum geht. Begebenheiten, welche die Soziokulturelle Animation (SKA) als sehr positiv bewerten, weil sie noch Raum für Gestaltung bieten, empfinden Architekten und Architektinnen häufig als unfertig und abschreckend.

Die Einsicht, dass es auch möglich ist, gewissen Raum von den künftigen Nutzerinnen und Nutzern mitgestalten zu lassen, musste sich erst entwickeln. Im Berufsfeld der Architektur stehen andere Punkte im Vordergrund. Zum Beispiel Wünsche und Interessen der Auftraggebenden. Ein Rollenbewusstsein von Seiten Architektur, inwiefern auch Architekturstudierende gewisse Entscheidungen beeinflussen können, war zu Beginn der Woche nur bedingt vorhanden. Durch die unterschiedlichen Meilensteine während der Woche, welche als Leistungsnachweise dienten, entstand eine Möglichkeit gemeinsam einen Weg zu gehen und gegenseitig von den jeweils anderen Qualitäten und Fähigkeiten zu profitieren. Wobei für mich auffällig war, dass die Fachlichkeit der SKA für andere Berufsgruppen oft nur bedingt sichtbar ist. Ab und an war jedoch spürbar, dass das Berufsfeld der Sozialen Arbeit negativ konnotiert ist. Durch das Einbringen von Fachwissen zu öffentlichen Räumen und bekannten Projekten konnten wir Soziokultur Studierende aufzeigen, dass auch unser Studium einen vorzeigbaren Output hat und wir mehr als nur «Gspürschmi» können.

Spannend empfand ich allerdings einen anderen – für Aussenstehende wohl unsichtbaren – Aspekt. Fast intuitiv schaute ich als Soziokultur Studierende bei den Aushandlungsprozessen in der Gruppe, dass sich alle Parteien zu Wort melden konnten. Es war mir bewusst, welche Personen sich stark zu Wort meldeten, welche wenig. Je nachdem habe ich versucht vermittelnd einzugreifen, wenn jemand zu kurz kam. Immer wieder habe ich bewusst nachgehakt, wenn ich geahnt haben, dass jemand sich noch nicht zum Ausdruck bringen konnte. Ich habe interveniert, wenn der Prozess rasch von statten ging und beharrte darauf noch eine Weile beim Austausch und Sammeln zu bleiben bevor wir die Erkenntnisse bewerteten und anschliessend zum Handeln voranschritten. Von der Gruppe blieb dieses Leiten wohl unbemerkt oder sie haben mein Verhalten schlichtweg meiner «Persönlichkeit» zugeordnet.

Ein Teil unserer Arbeit wird für andere wohl nie ganz sicht- und fassbar sein. Trotzdem trägt sie einen Grossteil zum Gelingen gewisser Dynamiken und Aushandlungsprozesse bei, auch wenn wir uns das wohl noch öfters selbst bestätigen müssen. Erfrischend war hingegen, mit Menschen konfrontiert zu sein, die sich während des Studiums ganz anderen Herangehensweisen und Lösungsstrategien angeeignet haben und zu erkennen, was wir alles gemeinsam erreichen können, wenn wir unser gesamtes Know-how zusammenpacken und gemeinsam eine Aufgabe lösen.

Mehr Informationen zum ISA-Modul «Nutzung – Gestaltung – Wahrnehmung».

Impressionen aus der Blockwoche


von: Martina Herger

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