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Soziale Arbeit: Ein Arbeitsfeld voller Innovation und Unternehmer*innentum

Soziale Arbeit: Ein Arbeitsfeld voller Innovation und Unternehmer*innentum

In unserer Smart-up-Serie möchten wir sozial Engagierte motivieren und ihnen Mut für Innovation und soziales Unternehmer*innentum machen. Bleibe dran und erfahre, was andere bereits aufgebaut haben, welche Erfahrungen sie gemacht haben, und wie du vorgehen kannst, wenn du selbst eine Idee erfolgreich umsetzen möchtest. Im ersten Beitrag gehen wir der Frage nach: Warum braucht es und wo gibt es bereits soziale Innovation?

Soziale Arbeit ist innovativ und unternehmerisch. Sie muss es sein, weil staatliche Angebote es meist nicht sind und nicht sein können. Staatliche Angebote setzen eine breite Wahrnehmung eines Problems voraus, durchlaufen einen demokratischen Prozess, müssen auf gesetzlichen Grundlagen aufbauen und beanspruchen so viel mehr Zeit, bevor sie umgesetzt werden. Soziale Probleme jedoch sind oft akut, lokal, gleichzeitig individuell und gesellschaftlich bedingt und erfordern Unterstützung und entsprechendes Handeln.

Soziale Arbeit hat den Auftrag der Prävention und der Intervention, um Teilhabe und Teilnahme aller Menschen an der Gesellschaft zu fördern. Der Staat beauftragt die Soziale Arbeit nicht immer dazu. Je nach gesellschaftlicher und politischer Lage und je nach Auffassung und Verständnis für bestehende Probleme wird Geld gesprochen oder nicht. Während Geflohene aus der Ukraine sehr schnell Unterstützung erhalten haben, warten Asylsuchende aus anderen Kriegsgebieten weiterhin darauf. Gemäss dem ersten Mandat der Adressat*innen und dem dritten Mandat der Profession sind wir in der Sozialen Arbeit angehalten zu intervenieren oder Prävention zu betreiben, wenn Bedarf besteht. In der Praxis zeigt sich: Er besteht! Innovation und Unternehmer*innentum sind daher für die Soziale Arbeit unabdingbar.

Finanzierungswege finden

Wir sind ausgebildet, um soziale Probleme wahrzunehmen, deren Gründe zu eruieren und aufgrund von allgemein und fachlich anerkannten Werten zu bestimmen, wie eine ungünstige Situation verändert werden soll. Meist ist dies aber unzureichend, denn unsere Adressat*innen sind nicht Kund*innen: weder bestimmen alle selbst, welche Leistungen sie beziehen möchten oder haben eine Auswahl, noch bezahlen sie bezogene Leistungen selbst. Beispiel Hotspot einer Kleinstadt-Drogenszene: Die Soziale Arbeit bzw. ihre Mitarbeitenden können nicht einfach dort auftauchen und Süchtigen etwas anbieten, was diese einkaufen, wenn sie es nützlich finden. Unsere Aufgabe besteht darin, Finanzierungswege für unsere Unterstützungsmassnahmen zu finden, die dauerhaft sind. Finanzierungswege, die dem Aufbau unseres Angebots dienen und die langfristig für die Leistung bezahlen, welche andere beziehen. Dieser Anspruch weckt erfahrungsgemäss wenig Interesse bei herkömmlichen Investierenden. Es gilt daher, neue Geldquellen zu erschliessen, Politiker*innen, Stiftungen oder Sozialversicherungen vom Nutzen für sie und die Allgemeinheit zu überzeugen und ihnen gegenüber unser Angebot zu begründen und zu legitimieren.

Auf zu neuen Ideen!

Für neuartige Herausforderungen beispielsweise im digitalen Raum braucht es neue Ideen, neue Zugänge und Angebote – Innovation. Diese kann einerseits von bereits etablierten Organisationen ausgehen, sofern sie Angebote zu aktuellen Themenfeldern erarbeiten. Während des Lockdowns und der Corona-Zeit war dies oft der Fall, als die Leute nicht mehr auf herkömmliche Weise erreicht oder Angebote nicht mehr genutzt werden konnten. Anderseits können umgekehrt neue Projekte und daraus Organisationen wie Vereine, Stiftungen oder GmbHs entstehen.

Erfolgreich etabliert

Heute gängige Probleme wie Obdachlosigkeit, fehlende Kinderbetreuung ausserhalb der Familie, Sucht oder Jugendarbeitslosigkeit waren auch mal neu. Schon viele sozial Engagierte oder Professionelle Sozialer Arbeit haben Innovation hervorgebracht, um diese Probleme anzugehen. Einige mit so grossem Erfolg, dass ihr Angebot heute etabliert ist: zum Beispiel die Sieberwerke; entstanden als spontane Aktion, um Süchtige und Obdachlose vor dem Erfrieren zu retten, verfügen sie heute über ein fachlich hochstehendes Hilfsangebot in den Bereichen Wohnen, Obdach, Sucht und Gesundheit. Oder die IG-Arbeit in Luzern, die mit ihren Arbeitsintegrations-Angeboten vielfältige Produkte für Kund*innen schafft und gleichzeitig Integrationshilfe für Klient*innen fördert. Zu Innovation und Unternehmer*innentum gehört aber auch, sich bewusst zu sein, dass man mit den eigenen Ideen unterwegs stolpern oder scheitern kann.

Im nächsten Beitrag geht es an die Umsetzung: Wie gehe ich vor, wenn ich etwas gegen ein bestehendes Problem unternehmen will? Wie setze ich meine Idee für ein soziales Vorhaben erfolgreich um?

Von Silvia Domeniconi Pfister
Veröffentlicht: 31. Oktober 2022

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Silvia Domeniconi Pfister

Silvia Domeniconi Pfister ist seit 2015 Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Sie arbeitet in Forschung, Aus- und Weiterbildung und ist verantwortlich für das Kompetenzzentrum «Netzwerk, Methoden und Verfahren». Als Botschafterin von Smart-up, der Startupförderung der Hochschule Luzern, am Departement Soziale Arbeit setzt sie sich für Social Entrepreneurship und Innovation in der Sozialen Arbeit ein.

Hast du eine Idee oder möchtest du ein Startup gründen?

Smart-up – hilft dir deine Ideen erfolgreich umzusetzen. Das gemeinsame Projekt aller Departemente der Hochschule Luzern hat zum Ziel, Studierende und Mitarbeitende zu motivieren und zu befähigen, ihre Ideen umzusetzen und sie auf dem Weg zur Gründung eines Vereins, Unternehmens o.ä. zu unterstützen.

Im Smart-up Blog erhältst du Einblicke von anderen Gründer*innen, Inspiration oder Hilfe für dein eigenes Projekt.

Am Departement Soziale Arbeit unterstützen dich Silvia Domeniconi Pfister und Eva Granwehr. Weitere Informationen findest du auf der Smart-up Seite von der Sozialen Arbeit.

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